Darf man zurücktrollen?

Im Anschluss an meinen letzten Blog haben der ‚Beobachter der Moderne’ und ‚kusanowsky’ eine interessante Diskussion über das Trollen (= Schmähen von Blogschreibern – ‚hate speech’ – füreinander Unbekannte beschimpfen sich aus der Ferne; geschieht meist anonym, aber nicht immer) begonnen – mit jeweils ausführlichen Verweisen auf Arbeiten von ihnen zu diesem Thema http://soziologie.de/blog/?p=920#comments. Noch weiß ich nicht, wessen Argumente mir mehr einleuchten. Dazu bedarf es wohl noch weiterer Information (und Erfahrungen) über das Trollen. Die möchte ich hiermit erfragen.

Ganz brennend interessiert mich, ob man auch zurücktrollen darf. Ich muss gestehen, dass es mir manchmal in den Fingern juckte, einigen meiner Kommentatoren/innen ihr Verhalten zurück zu spiegeln – kurz und knackig natürlich! Aber darf man das, verbieten das die Etiquette des Bloggens? Und was passiert, wenn man es tut? Entwickeln sich dann Trollkaskaden oder gar Trollkriege, bilden sich Gruppen, die gemeinsam trollen? Und wer bestimmt, wer gewonnen hat? Es wäre gerade für Soziologen/innen interessant, das einmal genauer zu erforschen.

Gibt es bereits empirische Untersuchungen über die Formen und Verläufe des Trollens? Was besagen die? Weiß man etwas über die Trolle? Sind es die ewig Zukurzgekommenen, die sich aber gern anonym als Durchblicker gebärden oder wer sind sie? Gibt es notorische Trolle? Sind Trolle eher männlich oder eher weiblich? Welchen Gewinn bringt das Trollen (für die Trolle und für die Mitleser/innen)? Macht Trollen Spaß? Weshalb wird nicht auf Tagungen getrollt, weshalb nicht in Zeitschriften?

Oder findet sich das Trollen auch auf (wissenschaftlichen) Tagungen und in Zeitschriften – nur in etwas anderer Form?

Bloggen als Bestandteil der herrschenden Kultur der Soziologie?

Die aktuellen Methoden der Sozialwissenschaft (Beobachtung, Interview, Aufzeichnung laufender Interaktion, Artefaktanalyse) sind wenig geeignet, hinter die von Organisationen strategisch für die Soziologie aufgestellten Kulissen zu schauen. Deshalb zeichnet die heutige Soziologie nicht mehr ein umfassendes Bild von der Gesellschaft (falls sie das jemals tat), sondern ein hoch selektives, das viele (auch oft sie selbst) zu Unrecht für die Wirklichkeit halten.

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Lässt sich Sozialforschung von den Beforschten instrumentalisieren?

Die Selbstreflexion des Bloggens dürfte zumindest hier erst einmal ‚durch’ sein, da stimme ich dem letzten Kommentator zu, obwohl noch lange nicht alles Wesentliche hierzu gesagt ist. Nur noch zum Abschluss zwei Bemerkungen, die mir wichtig sind. Die erste ergibt sich aus E-mails eines Bloggers, die ich zu meinem Blog erhalten habe, die zweite versucht, einen Eindruck zu verdichten, den ich bei der Lektüre der Kommentare hatte:

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Bloggen als Arbeits- oder als Ausdrucksmedium oder als was?

Die Reaktionen auf meinen ersten Blog-Artikel haben mich sehr überrascht. An sich hatte ich nur vor, meine begrenzten Vorstellungen über das Bloggen auszudrücken und mir meine Vorbehalte gegenüber dem Bloggen von der Seele zu schreiben, um so sowohl einen Kommunikationskontakt mit ähnlich denkenden Lesern und Leserinnen zu bekommen, aber auch, um mir selbst über das Medium klarer zu werden. Denn nur wenn man eine ungefähre Vorstellung davon hat, welches Kommunikationsmediums man sich gerade bedient und wer die möglichen Leser sind, kann man überhaupt schreiben.

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Der SozBlog als Zeitvergeudung für Schreiber und Leser/innen?

Zu schreiben, dass ich mich freuen würde, in den nächsten zwei Monaten den SozBlog der DGS gestalten zu dürfen, wäre eine glatte Lüge. ‚Unbehagen’ wäre eher die zutreffende Bezeichnung des Gefühls, das aufkommt, wenn ich daran denke, in den kommenden zwei Monaten erstmals in meinem von Medien mitgeprägten Leben als Wissenschaftler bloggen zu sollen. Dass ich überhaupt mich an dieser von mir bislang noch nicht genutzten Text- und Mediensorte versuche, hat damit zu tun, dass man sich als Soziologe, der in einem kommunikationswissenschaftlichen Institut arbeitet, nicht lange mit guten Gründen dagegen sperren kann („Du als Kommunikationswissenschaftler musst doch bloggen!“), dieses Medium aktiv und reflektiert mit Leben (und Sinn) zu erfüllen.

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