Soziologischer Monatsrückblick Juli 2013

von Betty Zepernick

Im Juli hatten wir die Ehre, den Sozblog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in der Sommerpause mit einigen Beiträgen zu gestalten. Ebenso wie unser derzeitiger Call4Papers drehten sie sich um das Thema „Krisen und Umbrüche“ und handelten von den verschiedensten Aspekten des Wandels. Vornehmlich ging es um gesellschaftliche Veränderungen durch zunehmende Medialisierung und technologischen Wandel, aber auch die Ungleichheit in urbanen Räumen und Probleme des Wandels in Ostdeutschland wurden thematisiert.

„Soziologischer Monatsrückblick Juli 2013“ weiterlesen

Gesundheitsagenten und Selbstoptimierer: Gesundheit als Konsumgut in der marktorientierten Selbstführung

von Betty Zepernick

Mit diesem Blogbeitrag soll auf eine weitere Facette des Sozialen Wandels eingegangen werden. Neben vielen verschiedenen Phänomenen wie dem technologischem Fortschritt oder der demographischen Entwicklung hin zu einer stetig alternden Gesellschaft lässt sich hier auch die zunehmende Individualisierung beobachten. Das bedeutet, dass sich viele verschiedene Aspekte des Lebens immer mehr der staatlichen Fürsorge aber auch der gesellschaftlichen Verantwortung und Solidarität entziehen. Oft fällt in diesem Zusammenhang das Schlagwort vom »Abbau des Sozialstaats«, worunter z.B. sinkende Ausgaben für Bildung oder verringerte Versicherungsleistungen gezählt werden.

„Gesundheitsagenten und Selbstoptimierer: Gesundheit als Konsumgut in der marktorientierten Selbstführung“ weiterlesen

Augmented Space – Augmented Reality: Technologischer Wandel – Gesellschaftlicher Wandel?

Von Claas Pollmanns

Soziale Umbrüche und Gesellschaften im Wandel – so das Thema unserer Blogreihe. Für die Generation der Digital Natives gab es nie ein Leben ohne Internet – es war schon immer da. Das Internet wirkt sich dabei weitreichend auf unsere Gewohnheiten und die Art und Weise aus, wie wir leben. Das Social Web ist nur eine von vielen Erscheinungen, wie sich der Alltag durch den Zugang zum Internet verändert. In den letzten fünf Jahren hat sich durch technologischen Fortschritt ein weiteres Tor geöffnet, welches sich als ein „mobile user paradigm“ beschreiben lässt und die Ortsgebundenheit des PC auflöst (Manovich 2004: 225). Mobiles Internet, mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets und neuerdings Google Glass sind als Schlüsselelemente dieses technologischen Wandels zu betrachten. Und wie die meisten technologischen Errungenschaften in der Menschheitsgeschichte wird auch dieser Fortschritt gesellschaftliche Verhältnisse verändern. Aber was passiert hier und wie lässt sich das Beobachtete einordnen? Einige Diskussionsanregungen und Fragen.

 
„Augmented Space – Augmented Reality: Technologischer Wandel – Gesellschaftlicher Wandel?“ weiterlesen

Vom Buchdruck zum Social Web: Medien zwischen Subversion und Reproduktion

Von Benjamin Köhler

Medienentwicklung (als technischer Wandel) und Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen (als kultureller Wandel) bedingen sich immer wechselseitig (vgl. Ogburn 1957, Gillwald 2000), wobei neue soziale Praktiken und Techniken einen langen Weg des Aushandelns und Ausprobierens gehen (vgl. Jäckel 2005; Rammert 2007). Techniken und Medien werden dabei von Menschen entworfen, routinisiert und langfristig so in die alltäglichen Praktiken verinnerlicht, dass sie zum festen Teil des Menschseins werden und einerseits Umbrüche provozieren, andererseits, etablierte Praktiken und Institutionen aufrechterhalten können. Die Pioniergeneration hat immer zu Beginn der Nutzung neuer Medien die Chance, vorübergehende Gegenöffentlichkeiten zu schaffen und gegenwärtige Herrschaftsstrukturen zu irritieren oder sogar fundamental in Frage zu stellen (vgl. Wimmer 2008; Winter 2010). In meinem zweiten Beitrag möchte ich mich eher mediensoziologisch mit dem Wandel von Medien im Spannungsfeld zwischen Subversion und Reproduktion beschäftigen und dabei den Buchdruck, das Fernsehen und das Social Web in den Vordergrund rücken.

„Vom Buchdruck zum Social Web: Medien zwischen Subversion und Reproduktion“ weiterlesen

Ostdeutschland: Blockierter Umbruch?

Von Benjamin Köhler

Nach unseren ersten Beiträgen zu Kriminalität und Migration werde ich im Folgenden ein eher regionalsoziologisches Thema in den Vordergrund rücken, das sich mit den Umbrüchen in Ostdeutschland beschäftigt. Dazu möchte ich einführend auf die Filme Nicht mehr – noch nicht und Neuland-denken der Filmemacher Daniel Kunle und Holger Lauinger hinweisen, die auf eine filmische Reise durch Ostdeutschland gehen, sich mit dem demographischen Wandel und Schrumpfungsprozessen ebenso wie mit der wirtschaftlichen Krise auseinandersetzen. Gleichzeitig hebt der Film aber die Chancen und Möglichkeiten im Umbruch hervor, in denen neue Lösungsansätze und alternative Pfade versucht werden. Wie ich im Folgenden zeigen möchte, sind Blockaden im Umbruch hier nicht nur in den vermeintlich ostdeutschen Prägungen und der ehemaligen DDR, sondern vor allem in den Umbrüchen und dem Institutionen- und Elitentransfers aus Westdeutschland selbst zu suchen. Dabei werde ich mich hauptsächlich auf aktuelle Diskurse im Rahmen der Ostdeutschlandforschung beziehen. Eine Diskussion soziologischer Ansätze zu Innovation und Wandel soll dabei nicht im Vordergrund stehen. Zuletzt möchte ich ein paar Gedanken zur sozialwissenschaftlichen Reflexion zum ostdeutschen Wandel verlieren bevor ich einige Fragen in den Raum stelle.

„Ostdeutschland: Blockierter Umbruch?“ weiterlesen

Die Ausgrenzung Jugendlicher maghrebinischer Herkunft im urbanen Raum Frankreichs

Von Nadja Boufeljah

Die Entstehung sozialer Ungleichheit durch die Urbanisierung ist exemplarisch beobachtbar, wenn die Geographie und Sozialstruktur der Großstädte Frankreichs im 21. Jahrhundert betrachtet wird. Seit den Jugendrevolten in den Großstädten Frankreichs im November 2005 rückt deshalb auch die soziale Benachteiligung der Jugendlichen, die in den französischen Vorstädten leben, in den Vordergrund sozialwissenschaftlicher Diskurse. Aufgrund der fehlenden Anerkennung durch die gesellschaftlichen Institutionen und der eingeschränkten Teilhabe an der französischen Gesellschaft kann dies zu einer krisenhaften biographischen Linie der Jugendlichen führen, die in den Vorstädten Frankreichs aufwachsen. Auf der sozialen Ebene ist erkennbar, dass die prekären Lebens- und Wohnverhältnisse sowie die eingeschränkte Chancengleichheit im Bildungssystem zu unzureichenden Moratorien der Kindheit und Jugend führen. Neben sozialen Einschränkungen ist es auch der binationale Kontext der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, welcher zu einer konflikthaften Auseinandersetzung mit der kulturellen Identität führen kann, wenn die Aufnahmegesellschaft die Integration verwehrt. Daraus resultierend ist erkennbar, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, neben der Diskriminierung aufgrund ihrer ethnischen, eine solche auch aufgrund ihrer sozialen Herkunft erfahren.

„Die Ausgrenzung Jugendlicher maghrebinischer Herkunft im urbanen Raum Frankreichs“ weiterlesen

Über die Suggestion steigender Delinquenz im Zeitalter der Medialisierung

Von Sarah Kaschuba

Soziale Umbrüche und Gesellschaften im Wandel – dieses Thema wirft sicher für viele Menschen, zumindest aber für Soziologieinteressierte, eine Menge Fragen auf. Auf einige dieser werden wir in unserer Blogreihe eingehen. Einen Aspekt stellt der Prozess der zunehmenden Medialisierung dar. Welche Auswirkungen haben die modernen Kommunikationsmittel auf die Wahrnehmung und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft? In diesem Artikel soll es darum gehen, wie in Zeiten von ständigem Informationsfluss über Internet, Fernsehen und Radio die Entwicklung der Kriminalität dargestellt wird – und welchen Einfluss das auf die Rezipient_innen hat.

„Über die Suggestion steigender Delinquenz im Zeitalter der Medialisierung“ weiterlesen

soziologiemagazin goes SozBlog zum Thema „Umbrüche und sozialer Wandel“

Von Sarah Kaschuba, Benjamin Köhler und René Wolfsteller

Für den Monat Juli haben wir als Redaktion des soziologiemagazin e.V. die Ehre und das Vergnügen, den SozBlog der DGS (Deutschen Gesellschaft für Soziologie) mit Inhalten zu füllen. Wir möchten diese einmalige Gelegenheit dazu nutzen, verschiedene Schlaglichter auf den Themenkomplex „Umbrüche und sozialer Wandel“ zu werfen. Unabhängig vom Thema mag sich manch_e SozBlog-Leser_in jedoch wundern, was wir als ein mehrheitlich studentisches Redaktionsteam nun hier tun, was genau wir zum fachlichen Diskurs beizutragen haben, da wir bisher weder formell ausgezeichnete, noch durch weitläufige Zitation anerkannte Soziolog_innen sind. Aber vielleicht deutet dieser Umstand bereits auf eine besondere, dem Medium Blog eingeschriebene Praxisweise hin, nämlich: einen offenen und öffentlichen Austausch über institutionelle Statusgrenzen hinweg zu ermöglichen; das heißt im hiesigen Fall, den soziologisch-fachlichen Austausch unabhängig von der wissenschaftlichen Reputation seiner Sprecher_innen zu befördern. Hinzu kommt: Oftmals sind es die Studierenden, die in ihren Projekt- oder Abschlussarbeiten mit als Erste die etablierten Analysewerkzeuge und Konzepte der Soziologie auf aktuelle Phänomene des sozialen Alltags anwenden, sie entsprechend modifizieren oder verwerfen, und womöglich Verbindungen zwischen Positionen erkennen, die im etablierten Kanon gemeinhin als unvereinbar gelten. Auch ohne den Mythos vom „Humboldtschen Bildungsideal“ zu bemühen, ist also leicht einzusehen, dass es sich lohnen kann, dieses große Kreativitäts- und Innovationspotenzial, das auf Seiten der Studierenden schlummert, zu fördern und in fachliche Diskurse mit einzubeziehen.

„soziologiemagazin goes SozBlog zum Thema „Umbrüche und sozialer Wandel““ weiterlesen