Sense and Sensibility #1 Der Grundsatz der Anonymität unter digitalen Bedingungen

In diesem und dem nächsten Beitrag will ich zwei forschungsethische Probleme behandeln, die für meine aktuellen soziologischen Arbeit eine Rolle spielen. Ich habe (leider) keine Lösungen, sondern nur sehr viele Fragen anzubieten, die aber sicher nicht nur mich betreffen.

In der Hoffnung darauf, dass Reflexion an und für sich einen Wert hat, soll es heute zunächst um die Frage gehen, ob und wie sich der Grundsatz der Anonymisierung unter digitalen Bedingungen verändert.

„Sense and Sensibility #1 Der Grundsatz der Anonymität unter digitalen Bedingungen“ weiterlesen

Für mehr #Soziologie auf Twitter #2

Zunächst will ich schreiben, wie sehr ich mich über all die #Soziologie-Tweets gefreut habe. Ich habe aufgegeben, die Posts, zu zählen, von der mageren Ausbeute vor einer Woche sind wir aber meilenweit entfernt. Außerdem findet sich auf der DGS-Seite nun ein Reiter (wenn sie etwas runterscrollen und den Blick rechts ausrichten, sehen sie ihn), der die #soziologie-Posts für all jene dokumentiert, die keinen Twitterzugang haben oder haben wollen. Très chic. In diesem Beitrag will ich – bevor ich mich in den nächsten Tagen wieder anderen Themen zuwende – einige der in der angeregten Diskussion in den Kommentaren zum ersten Beitrag gefallenen Argumente versammelt aufgreifen. Ich will dabei nochmal präziser herausarbeiten, weshalb ich der Meinung bin, dass Soziologinnen und Soziologen von der Beschäftigung mit Social Media profitieren können.

„Für mehr #Soziologie auf Twitter #2“ weiterlesen

Für mehr #Soziologie auf Twitter #1

Es ist nicht zu übersehen, dass die etablierte deutschsprachige Soziologie sich der Nutzung digitaler Medien weithin enthält. Ein Beispiel hierfür: die wenigen #Soziologie-Posts im Microblogging-Dienst Twitter. Twitter ist ein Medium, dass es ermöglicht, kurze Nachrichten von 140 Zeichen abzusetzen, mit Links und Hashtags (#-Zeichen) zu versehen. Der Hashtag #Soziologie ermöglicht es beispielsweise, alle Nachrichten, die so ausgezeichnet wurden, zu betrachten, #SozBlog wäre der Hashtag für diesen Blog. Die Nutzung des Hashtag ermöglicht es, auch Nachrichten von Nutzerinnen und Nutzern zu sehen, denen man nicht direkt „folgt“ – deren Nachrichten man also nicht abonniert hat. Ich selbst habe das Medium durch eine Forschungsarbeit über politische Kommunikation kennen gelernt und bin seither sehr fasziniert von seiner potentiellen Reichweite und Schnelligkeit.

„Für mehr #Soziologie auf Twitter #1“ weiterlesen

SozBlog als Mittel für Public Sociology?

Vor zwei Monaten habe ich geschrieben, dass ich zwar finde, dass die Soziologie – im Sinne der „Public Sociology“ – der Öffentlichkeit Deutungsangebote bereitstellen sollte, dass ich aber nicht sicher bin, ob Blogs hierfür die geeignete Form sind und dass ich es (für mich) schlicht ausprobieren muss. Heute – an meinem letzten Tag auf diesem Blog – möchte ich diese Frage noch einmal aufgreifen und mit einer Bitte an die Leser um Feedback verbinden – insbesondere an die Nicht-Soziologen unter Ihnen, an diejenigen, die regelmäßig gelesen haben sowie diejenigen, die sonst nie etwas kommentieren (sozusagen die schweigende Mehrheit).

„SozBlog als Mittel für Public Sociology?“ weiterlesen

Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (3/3)

Der Versuch einer soziologischen Interpretation des Phänomens Mikroblogging im letzten Post hatte zu drei Thesen geführt, die mit den Schlagworten „Häppchenkommunikation“, „Subjektivierter Stil“ und „Ultrabeschleunigung“ überschrieben wurden. Mit vier weiteren Thesen soll das Bild komplettiert werden. Dies kann und will insgesamt nicht mehr sein als eine erste Annäherung an dieses eigenwillige Medium auf Basis persönlicher Erfahrungen (als ein „Selbstversuch“ begleitend zu einem Forschungsprojekt). Ein Medium, das sich derzeit mit großer Dynamik verbreitet, deren Konsequenzen noch kaum abschätzbar sind. Wenn man regelmäßig ‚twittert‘, kann man regelrecht zuschauen, wie sich die Formen entwickeln und der Kreis der Nutzer sprunghaft erweitert und dabei verändert. „Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (3/3)“ weiterlesen

Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (2/3)

Nachdem im ersten Teil des Posts der Mikrobloggingdienst Twitter mit einigen seiner Besonderheiten und etlichen Beispielen vorgestellt wurde, soll es im Folgenden um den Versuch einer soziologischen Interpretation gehen. Leitende Annahme dabei ist, dass Twitter als paradigmatisches Beispiel für zentrale Momente des Wandels gesellschaftlicher Kommunikation im Übergang zur spätmodernen Gesellschaft verstanden werden kann, an dem sich zugleich wichtige Aspekte des allgemeinen sozialen Strukturwandels studieren lassen. Dazu einige Andeutungen. Da die Thesen relativ ausführlich geraten sind, werden sie auf die Einträge dieser und nächster Woche verteilt – ich hoffe, das ist im Sinne der Leser:

„Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (2/3)“ weiterlesen

Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (1/3)

Als ich vor eineinhalb Jahren zu „tweeten“ begann, wusste ich eigentlich nicht wirklich, auf was ich mich da einlasse. Ein Forschungsprojekt zur Arbeit im Web2.0 hatte den Anstoß dazu gegeben, selber im Feld der Social Media primäre Erfahrungen sammeln zu wollen– und da bot es sich an, gleich das neueste Medium auszuprobieren. Erst mit der Zeit lernte ich, damit umzugehen. Inzwischen erlebe ich die Beschäftigung mit Twitter als anregende persönliche und nicht zuletzt auch soziologische Erfahrung, aber gelegentlich kann sie auch anstrengend werden (z.B. wenn man glaubt, die Follower regelmäßig ‚bedienen‘ zu müssen, weil sie einem sonst ‚untreu‘ werden könnten – was passieren kann).

„Mikroblogging: kurz, schnell und unberechenbar (1/3)“ weiterlesen

„Die DGS hat jetzt einen Blog“ …

… wurde neulich von einigen soziologisch interessierten Tweetern verbreitet. Für die einschlägige Community war diese Neuigkeit  vermutlich nicht besonders aufregend, wurde aber immerhin mit Interesse registriert. Der/die Eine oder Andere aus dem soziologischen Umfeld mag aber ob dieser Initiative der DGS irritiert die Stirn gerunzelt haben.

Dass ich das Vorhaben sehr begrüße, lässt sich an meiner Bereitschaft erkennen, die ehrenvolle Einladung anzunehmen, erster Autor zu sein. Mehr noch: die Übernahme der ja nicht ganz risikolosen Aufgabe (man setzt nicht nur erste Vorgaben, sondern macht vielleicht auch die ersten Fehler …) kann sogar als dezidiertes Plädoyer verstanden werden: „„Die DGS hat jetzt einen Blog“ …“ weiterlesen