Call for Papers

›Social Waters – im sozialwissenschaftlichen Dialog.‹

Deadline: 31. Juli 2025

Wasser ist weit mehr als eine bloße Ressource oder ein chemisches Element. Es ist eine›hydrosoziale Tatsache‹ in der materielle und soziale Dimensionen nicht getrennt, sondern wechselseitig durchdrungen sind. Diese Perspektive lenkt den Blick auf die komplexe Materialität von Wasser, die spezifische soziale Praktiken und materialisierte Infrastrukturen erfordert. Zugleich beeinflusst Wasser als Naturkraft gesellschaftliche Strukturen, wie Karl August Wittfogel schon in den 1930ern in seiner Analyse hydraulischer Gesellschaften postulierte.
In der modernen westlichen Vorstellung wird Wasser im Besonderen wie Natur im Allgemeinen oft auf ein universales Konzept reduziert:›Modern Water‹(Linton 2010), verstanden als H2O, ist demnach ein abstraktes und global standardisiertes Objekt der Naturwissenschaften. Doch trotz dieser normierenden und abstrahierenden Kraft existiert auch innerhalb der westlichen Moderne eine Vielzahl von Wasservorstellungen und  -realitäten. Wasser begegnet uns in ökonomischen, staatlich-administrativen, naturwissenschaftlichen, technologischen, ästhetischen und religiösen Kontexten in unterschiedlichster Form – es wird verschieden operationalisiert, abstrahiert, genutzt und verändert.
Während Wasser in vielen Forschungsfeldern wie etwa der Katastrophenforschung, der Meeressoziologie, aber auch sozialwissenschaftlicher Forschung zu Ernährung und Konsum eine Rolle spielt, konzentriert sich explizit wasserbezogene sozialwissenschaftliche Forschung häufig auf Konflikte im globalen Süden, bei denen unterschiedliche Wasservorstellungen und soziale Wirklichkeiten aufeinanderprallen. Der Workshop›Social Waters‹zielt darauf ab, den Blick auf die westliche Moderne zu richten und zu untersuchen, wie hier trotz der dominanten Vorstellung eines›Modern Water‹unterschiedliche Wasservorstellungen und -realitäten bestehen.

Der Workshop wird ausgerichtet von den soziologischen Projekten am Thüringer Wasser-Innovationscluster (ThWIC). Er bietet eine Plattform, um Ergebnisse aktueller sozialwissenschaftlicher Wasserforschung vorzustellen, vergleichend zu diskutieren und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in den Wasserwirklichkeiten herauszuarbeiten. Ziel ist es, gemeinsam Bausteine für eine Soziologie des Wassers zu entwickeln, die der Komplexität dieses Themas gerecht wird.
Wir laden Forscher*innen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen ein, ihre Beiträge in Form von Vorträgen einzureichen. Abstracts (max. 500 Wörter) können bis zum 31. Juli 2025 an magdalena.riedl(at)uni-jena.de und schulz.peter(at)uni-jena.de eingereicht werden.