Aus dem Inhalt
- Axel Honneth: Frühes Glück und schnelles Leid
- Daniela Schiek, Larissa Schindler, Heike Greschke: Qualitative Sozialforschung in Krisenzeiten
- Ralph Brinks, Tobias Kurth: Zwei Jahre Corona-Pandemie
- Polarisierte Welten. 41. Kongress der DGS 2022 in Bielefeld: Call zu den Plenarveranstaltungen
Identität und Interdisziplinarität
Axel Honneth
Frühes Glück und schnelles Leid
2001 übernahm ich die Leitung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und musste in den ersten Jahren unkonventionelle Wege beschreiten, um die empirische Forschung am Institut stärker interdisziplinär auszurichten und dessen ursprüngliche Idee wiederzubeleben. Mit der Zeitschrift ›WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung‹ versuchten wir, die Ergebnisse unserer Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wir entwickelten den Forschungsschwerpunkt ›Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung‹, der von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen bearbeitetet werden sollte. Als stark von Drittmitteln abhängiges Institut hatten wir jedoch lange mit der dominierenden, einer Interdisziplinarität entgegenstehenden Förderlogik zu kämpfen.
In 2001, I became director of the Frankfurt Institute for Social Research and had to take unconventional paths in the first few years in order to make empirical research at the Institute more interdisciplinary and to revive its original idea. With the journal ›WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung‹ we tried to make the results of our work accessible to a broader public. We developed the research focus ›Paradoxes of Capitalist Modernisation‹, which was to be addressed by researchers from various disciplines. However, as an institute heavily dependent on third-party funding, we had to struggle for a long time with the dominant funding logic that was incompatible with interdisciplinarity.
Forschen, Lehren, Lernen
Daniela Schiek, Larissa Schindler, Heike Greschke
Qualitative Sozialforschung in Krisenzeiten: Fachgebiet oder Notprogramm?
Diese Frage wird derzeit in verschiedenen Organen der Fachöffentlichkeit diskutiert. Während die einen die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Kommunikationstechnologien in der Forschung optimistisch einschätzen, fürchten die anderen um Forschungsgelegenheiten oder gar um den Markenkern der qualitativen Sozialforschung. Überraschenderweise scheint die Krise eine allgemeine Amnesie zu erzeugen. Jedenfalls vermissen wir in der Debatte den Bezug auf theoretische, methodische und methodologische Erkenntnisse aus der bisherigen Erforschung digitaler Sozialität. Höchste Zeit also, die Debatte an den Forschungs- und Professionalisierungsstand anzuschließen und damit eine Grundlage zu schaffen, auf der die Aufgaben und Möglichkeiten, die sich aus der Pandemie für die qualitative Sozialforschung ergeben, differenzierter diskutiert werden können.
What do the pandemic-related contact restrictions mean for qualitative social research? This question is currently being discussed in various spaces of the professional public. While some are optimistic about the possibilities of using digital communication technologies in research, others fear for research opportunities or even for the brand essence of qualitative social research. Surprisingly, the crisis seems to produce a general amnesia. In any case, we miss in the debate the reference to theoretical, and methodological insights from previous research on digital sociality. It is therefore high time to connect the debate to the state of research and professionalization and thus to create a basis on which the tasks and opportunities arising from the pandemic for qualitative social research can be discussed in a more differentiated way.
Ralph Brinks, Tobias Kurth
Zwei Jahre Corona-Pandemie
Erkrankungsmodelle und deren Ergebnisse haben während der Pandemie eine überragende Rolle gespielt. Folglich stellt sich eine Reihe wichtiger erkenntnistheoretischer Fragen, die wir in diesem Artikel behandeln. Wir widmen uns der Frage, was ein Erkrankungsmodell ist und wollen wissen, wo die Schwierigkeiten beim Betreiben des Modells liegen und welche Grenzen die Interpretation der Ergebnisse solcher Modellierungen haben. Trotz aller Kritikwürdigkeit von Erkrankungsmodellen wollen wir auf die Notwendigkeit von Modellierungen eingehen und für mehr Zurückhaltung bei der Interpretation und Kommunikation der Ergebnisse werben.
Disease models and their results have played a predominant role during the pandemic. Consequently, a number of important epistemological questions arise, which we address in this article. We address the question of what a disease model is and want to know what the difficulties are in using the model and what the limitations are in interpreting the results of such modelling. Despite all the criticism of disease models, we want to address the necessity of modelling and advocate for more restraint in the interpretation and communication of the results.
DGS-Nachrichten
- Polarisierte Welten. 41. Kongress der DGS 2022 in Bielefeld
Call zu den Plenarveranstaltungen - Aus dem DGS-Vorstand
- Veränderungen in der Mitgliedschaft
Berichte aus den Sektionen und Arbeitsgruppen
- Sektion Arbeits- und Industriesoziologie
- Sektion Land-, Agrar- und Ernährungssoziologie
- Arbeitsgruppe Soziologische (digitale) Lehre
Nachrichten aus der Soziologie
- Ein kurzes Gespräch mit Lutz Liffers, bis Juli 2021 Leiter der Bremer Impfkampagne
Hier der Volltext zum Download. - Tilman Allert: In memoriam Ulrich Oevermann
- Das DFG-Netzwerk Mixed Methods und Multimethod Research in der empirischen Sozialforschung
- ASI-Nachwuchspreis 2022
- Call for Papers
- Globalisierung der Grenzen – Grenzen der Globalisierung
- The Political Ecology of Work in Times of Disaster
- Bewegte Ordnungen
- On the resilience of terrorism
- Tagungen
- Mixed Methods in der Sozialstrukturanalyse
- Zu einer Soziologie des Rechts als Fundamentalinstitution der Wirtschaft
- Kann eine digitale Gesellschaft nachhaltig sein?