Wir leben in einem Zeitalter multipler Krisen, in dem sich heterogene Wandlungsprozesse wie etwa die Pandemie, der Klimawandel, Kriege oder gesellschaftliche Polarisierungen und Migrationsbewegungen überlagern. Diese heterogene Gemengelage krisenhafter Entwicklungen verstärkt sowohl alte soziale Ungleichheiten und bringt zugleich neue Vulnerabilitäten hervor. Insbesondere mit Blick auf die Pandemie lässt sich zunächst eine globale Betroffenheit und kollektive Vulnerabilität ausmachen. Butler zufolge ist Verletzbarkeit an sich nichts Bedrohliches, sondern die Bedingung des Lebens selbst, über die wir unweigerlich miteinander verbunden und zugleich wechselseitig voneinander abhängig sind. Bei näherem Hinsehen wird jedoch evident, dass Krisen von Menschen sehr individuell erlebt und empfunden werden und auch die Zuschreibung, vulnerabel zu sein, nicht für alle gleichermaßen gesellschaftlichen Konsens besitzt. Der Workshop befasst sich mit der Frage, wie sich multiple Krisenerfahrungen der Gegenwart auf lebenslauftypische Erfahrungen von Unsicherheiten während der Adoleszenzphase auswirken und welche Formen von Vulnerabilität hieraus hervorgehen. Für junge Menschen, die sich in der Adoleszenz und damit in einer in die Zukunft gerichteten Lebensphase befinden, wirkt sich – so unsere These – die Krisenhaftigkeit unserer Zeit in doppelter Weise verunsichernd und kontingent aus und macht sie damit vulnerabel. Nicht nur die individual-biographischen Übergänge werden als unsicher erfahren, sondern auch die Rahmenbedingungen der gesellschaftlichen Kontexte, die nicht mehr als erwartbarer Hintergrund vorausgesetzt werden können. Wie alle gesellschaftlichen Gruppen sind auch junge Erwachsene keinesfalls eine homogene Gruppe. Vielmehr unterscheiden sie sich nach sozialen Differenzkategorien wie Alter, Geschlecht, Herkunft oder Klasse. Je nach sozialer Positioniertheit sind sie mehr oder weniger vulnerabel bezogen auf ihre Handlungsmöglichkeiten und Zukunftsorientierungen.
Bitte senden Sie ihr Abstract von maximal 2.000 Zeichen bis 5. Januar 2024 an das Organisationsteam (Hanna Haag: haag.h(at)gffz.de; Michael Corsten: corsten(at)uni-hildesheim.de). Der Workshop findet in deutscher Sprache statt.