Call for Papers

Praxis – Kritik – Transformation

Deadline: 13. Mai 2024

Der kritische Impuls des philosophischen Pragmatismus hat sich von Beginn an nicht nur auf bestimmte Weisen des Theoretisierens, sondern ganz wesentlich auch auf die gesellschaftliche Praxis gerichtet. Die vom Pragmatismus angestrebte ›Erneuerung der Philosophie‹ ist kein bloßer Selbstzweck: Die grundlegende Transformation der akademischen Theoriebildung zielte zugleich auf andere, bessere Formen der Gestaltung von Gesellschaft. So lässt sich der Pragmatismus auch als kritische Theorie im weitesten Sinne verstehen, geht er doch mit dem Anspruch einher, gesellschaftliche Missstände identifizieren und problematisieren zu können, um sie letztlich zu überwinden. Die dritte Jahrestagung des German Pragmatist Network soll das gesellschaftskritische und sozialtransformative Angebot des Pragmatismus erhellen, auf den Prüfstand stellen und, wo erforderlich, weiterentwickeln.

Hierzu möchte die Tagung das Gespräch über den Nexus Praxis–Kritik–Transformation auf verschiedenen Ebenen anregen und u.a. folgende Fragen zur Diskussion stellen. Was sind die normativen Quellen von Kritik und den begrifflichen Grundlagen transformativen Handelns? Wie wird Gesellschaft (auf lokaler und globaler Ebene) verstanden? Woher kommt das Neue, wie vollzieht sich sozialer Wandel und welche Rolle spielen Imagination für diesen? Wie legitimieren sich widerständige Praktiken des Protests, des zivilen Ungehorsams, des revolutionären Handelns? Unter welchen geschichtsphilosophischen Voraussetzungen lässt sich gesellschaftliche Transformation denken? In welcher Beziehung stehen Ansätze theoretischer Gesellschaftskritik zur realen Praxis sozialer Bewegungen und was ist dabei die Verantwortung der kritischen Theoretiker*in ?

Zur Beantwortung dieser Fragen bietet die pragmatistische Tradition sowohl ein methodisches Instrumentarium (man denke an die an möglichen Handlungsfolgen orientierte Begriffskritik) als auch vielzählige systematische Ressourcen (man denke an Deweys Demokratiebegriff und Rortys Überlegungen zur Solidarität) – und auch praktische Erfahrungen (man denke an Addams’ politisches und soziales Engagement). Die Tagung soll dazu beitragen, diese Ressourcen für kritische Perspektiven auf die Gegenwart zu erschließen.

Insbesondere begrüßen wir Einsendungen zu den folgenden Themen und Fragestellungen:

  1. Kritik: Was ist Kritik? Auf welche normativen Grundlagen kann Gesellschaftskritik zurückgreifen? Wie lässt sich Kritik als soziale Praxis rekonstruieren und welche Formen kann sie annehmen?
  2. Gesellschaft und Demokratie: Wie lassen sich Demokratie und Gesellschaft (pragmatistisch) theoretisieren und in welchem Verhältnis stehen sie? Wie tragfähig ist unser Demokratie- und Gesellschaftsverständnis vor dem Hintergrund globaler Krisen?
  3. Geschichte und Wandel: Welche Konzeptionen von Geschichte, Geschichtlichkeit und Wandel liegen (pragmatistischer) Gesellschaftskritik zugrunde? Wie lassen sich Transformationsprozesse und das Neue theoretisch erfassen?
  4. Imagination: Welchen Stellenwert haben Imagination, Utopie und Dystopie für sozialen Wandel und Gesellschaftskritik? Welches imaginative Potenzial hat die pragmatistische Tradition?
  5. Soziale Bewegungen und Kämpfe: Wie lassen sich die Praktiken gegenwärtiger sozialer Bewegungen beschreiben und rechtfertigen? Welche Rolle spielen soziale Kämpfe für gesellschaftliche Entwicklung? Wie sollte sich Gesellschaftskritik, wie sollte sich Philosophie zu diesen ins Verhältnis setzen?
  6. Krisenphänomene: Wie lassen sich aus pragmatistischer Perspektive konkrete Krisenfelder der Gegenwart (wie Klima, Migration, Rassismus, Krieg) rekonstruieren?

Außerdem besteht die Möglichkeit, eigene Projekte im Rahmen einer freien Postersession zu präsentieren, die für alle pragmatistischen Themen geöffnet ist.

Bitte reichen Sie Abstracts sowie Poster-Vorschläge (Deutsch oder Englisch, maximal 300 Worte) per Mail bei Ana Honnacker ein: ana.honnacker(at)hfph.de

Die Konferenzsprache ist Deutsch, englische Vorträge sind aber möglich und willkommen.Einreichungen werden bis zum 13. Mai 2024 akzeptiert und das Ergebnis des Call for Papers wird im Juni bekannt gegeben.

Für die Keynote-Vorträge konnten Hans Joas (HU Berlin) und Rahel Jaeggi (HU Berlin) gewonnen werden.
Organisation: Prof. Dr. Michael Reder, Dr. Ana Honnacker, Julian Prugger M.A., Danilo Gajic M.A.