Call for Papers

Rekonstruktion und Dekonstruktion von Engagement. Qualitative Forschungszugänge im Dialog

Deadline: 31. Januar 2026

Voluntaris ist eine wissenschaftlich orientierte Informations-, Diskussions- und Dokumentationszeitschrift für den Bereich Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Sie erscheint zweimal jährlich im Nomos-Verlag und richtet sich an Akteurinnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik. Sie fördert damit den Austausch zwischen akademischen und anwendungsbezogenen Perspektiven auf Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement. Für den Sonderband 2027 zum Thema›Rekonstruktion und Dekonstruktion von Engagement. Qualitative Forschungszugänge im Dialog‹sind interessierte Autorinnen eingeladen, Abstracts für wissenschaftliche Aufsätze (empirische, theoretische oder anwendungsbezogene) oder Debatten- und Diskussionsbeiträge (Kommentare oder Essays) einzureichen. Gastherausgeber:innen dieses Sonderbandes sind Patrick Leinhos (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Pädagogik), Ninja Bandow (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrum für Schul- und Bildungsforschung), Andreas Kewes (Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Soziologie und Genderforschung).

Forschungsinteresse

Im Feld der Engagementforschung sind quantitative Zugänge weit verbreitet. Grundlage hierfür sind zum Teil groß angelegte statistische Erhebungen wie der Freiwilligensurvey, das SOEP, der ALLBUS oder Organisationsbefragungen wie der Sportentwicklungsbericht oder der ZiviZ-Survey. Dabei werden Werte zu Themen wie biographische Hintergründe, sozialisatorische Effekte, aber auch Diskursarenen standardisiert erhoben und kommen vor allem über explizite Selbsteinschätzungen der Befragten in den Blick. Diese Ansätze und Forschungslogiken haben ihre Berechtigung, sind für politische Steuerung und Praxis sowie öffentliche Kommunikation essentiell, wie beispielsweise ein regelmäßiger Rekurs auf bestimmte Engagementquoten zeigt. Auch bieten diese Studien zentrale Einsichten in das Forschungsfeld und Erkenntnisse über dessen Struktur, erhellen jedoch kaum tiefergehende, implizite, immanente, verlaufsförmige, sozialisatorische, strukturelle und/oder diskursive Interdependenzen, Prozesse und Praktiken (Rohe 1987). Qualitative Ansätze bieten dem Selbstanspruch nach die Möglichkeit, diese Strukturen und Bedeutungsdimensionen rekonstruktiv nachzuvollziehen. Darüber hinaus erhellen sie Zusammenhänge verschiedener Erfahrungsräume und -kontexte sowie die spezifischen Konstruktionsweisen des eigenen Engagements. Sie ermöglichen mikroskopische und zugleich relationale Perspektiven auf wechselseitige Bezugnahmen und Einflüsse von – je nach grundlagentheoretischer Rahmung – Biographie, Sozialisation, Wissensbeständen, Praktiken, Diskursen etc. und Engagement. Im deutschsprachigen Raum sind seit der biographietheoretischen Grundlagenarbeit von Jakob (1993) zahlreiche Ergänzungen und Erweiterungen in der qualitativen Engagementforschung auszumachen: So bestehen nicht nur weitere biographietheoretische (exempl. Corsten et al. 2008; Schwanenflügel 2015; Lütgens 2020; Leinhos 2024), sondern auch – um nur einen Teil die Vielfalt darzustellen – praxtheoretische (exempl. Aner 2006), praxeologische (exempl. Kewes et al. 2025), diskurstheoretische (exempl. Alber 2016; Neumann 2016), raumtheoretische (exempl. Grunert/Ludwig 2023) und ethnographische (exempl. Munsch et al. 2017) Perspektiven und international vergleichende qualitative Studien (exempl. Walther et al. 2020). Mit ihrem auch explorativen Zugang ermöglichen qualitative Forschungsdesigns zudem die Möglichkeit, Begriffsbestimmungen und theoretische Fassungen von bspw. Engagement oder Partizipation neu auszuloten.

Schwerpunkt des Sonderbandes

Ziel des Heftes ist es, erstens die Vielfalt der Engagementforschung auch jenseits etablierter quantitativer Forschung sichtbar zu machen, zweitens die unterschiedlichen Arbeitsweisen einer qualitativen Forschung zu erhellen und dadurch gerade auch ihre spezifischen Potentiale aufzuzeigen, dies drittens mit verschiedenen Forschungsansätzen in der Engagementforschung ins Gespräch zu bringen und viertens einzelne Forschungsergebnisse hinsichtlich möglicher (Schwierigkeiten von) Empirie-Praxis-Transfers abzuklopfen. Autor*innen sind daher insbesondere eingeladen, ihre Projekte method(olog)isch zu reflektieren und die Potenziale ihrer Ansätze für die Engagement- und Partizipationsforschung zu diskutieren. Denkbar sind folgende Zuschnitte:

  • Reflexion method(olog)ischer Ansätze: Vorstellung verschiedenster qualitativer Forschungsansätze – auch anhand empirischer Darstellungen – mit methodologischer Diskussion der Potentialität der jeweiligen Perspektiven für das Forschungsfeld.

• Method(olog)ische Debatten und wechselseitige Befragungen: Reflexionen der Verhältnisse von Methoden, grundlagentheoretischen Perspektive und substantieller Engagementtheorie sowie Überlegungen zu verschiedensten Forschungsansätzen und deren Perspektiven auf Ergebnisse und Diskussionen innerhalb der Engagementforschung (bspw. empirisch basierte Begriffs- und Theoriearbeit, Erforschung demokratiekritischer bis -feindlicher Bewegungen oder organisationaler, kontextueller und/oder diskursiver Rahmungen, wechselseitige Verhältnisse qualitativer Forschung zu statistischen Feldvermessungen).

• Forschungsansätze im Dialog: Diskussionen der Anknüpfungsmöglichkeiten qualitativ gewonnener Forschungsergebnisse und Engagementpraxis (bspw. Erwartungshaltungen der Praxis, Rezeptionshemmnisse, aber auch Potentialität von qualitativer Forschung).

Kriterien und Fristen

Einreichungen können auf Deutsch oder Englisch erfolgen. Jedes Abstract sollte nicht mehr als eine Seite umfassen und Folgendes behandeln: Form und Inhalt des Beitrages, Hintergrund des vorgeschlagenen Beitrages, Hauptdiskussionspunkte und Schlussfolgerung(en). Einsendeschluss für die Abstracts ist der 31. Januar 2026.

Die Rückmeldung erfolgt innerhalb von vier Wochen und kann auch Bitten der Herausgebenden für thematische Schwerpunktsetzungen in Ihrem jeweiligen Themengebiet beinhalten. Die Frist für die Einreichung der finalen Beiträge ist der 31. August 2026. Wissenschaftlich orientierte Aufsätze können eine Länge von bis zu 30.000 bis 40.000 Zeichen haben. Die genauen Richtlinien werden mit der Annahme des Abstracts bekannt gegeben. Die Autor*innen sind für die Einreichung von korrekturgelesenen Artikeln verantwortlich. Die Richtlinien von Voluntaris sind unbedingt zu beachten. Diese können hier abgerufen oder unter redaktion(at)voluntaris.de angefordert werden.

Alle final eingereichten Beiträge durchlaufen ein Rückmeldeverfahren seitens der Herausgebenden. Nach Annahme des Abstracts wird eine Veröffentlichung angestrebt, sofern die Standards guter wissenschaftlicher Praxis eingehalten werden, der Beitrag auf dem zuvor angenommenen Abstract basiert, die Rückmeldungen der Herausgebenden beachtet und die Richtlinien von Voluntaris eingehalten werden.

Abstracts bitte an: Patrick.Leinhos(at)paedagogik.uni-halle.de, Ninja.Bandow(at)zsb.uni-halle.de, a.kewes(at)dshs-koeln.de