Neue Bücher

Donja Amirpur, Ulrike Hormel, Claudia Machold, Patricia Stošić (Hrg.): ZeM 1-2022 - Flucht als Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Migrationsforschung

Leverkusen: Barbara Budrich 2022

Die verstärkten Migrationsbewegungen nach Europa der vergangenen Jahre haben das Thema Flucht nicht nur auf die politische Agenda gesetzt und zu einem Gegenstand öffentlich-medialer Debatten gemacht, sondern scheinen auch zur Etablierung eines interdisziplinär ausgerichteten Forschungsfeldes zu ›Flucht‹ und ›Geflüchteten‹ beigetragen zu haben. Die beobachtbare Konturierung und Institutionalisierung einer genuinen Flucht-Forschung stellt innerhalb der sozialwissenschaftlichen Migrationsforschung – zumindest im deutschsprachigen Kontext – ein relativ neues Phänomen dar (vgl. Berlinghoff/Kleist/Krause/Oltmer 2017), das mittlerweile auch die Erziehungswissenschaft erreicht hat: Der (Rück‐)Blick auf Tagungen, Forschungs- und Dissertationsprojekte oder Graduiertenkollegs, die sich seit 2015 dem Thema Flucht widmen, lässt die begründete Frage zu, ob es sich hierbei lediglich um ein konjunkturell bedingtes Phänomen handelt, oder ob es Anzeichen dafür gibt, dass sich innerhalb der erziehungswissenschaftlichen Migrationsforschung ein eigenständiger Gegenstandsbereich Flucht zu etablieren beginnt.

Die Beiträge der vorliegenden Schwerpunktausgabe bearbeiten das Thema Flucht im Kontext von Erziehung und Bildung aber in facettenreicher Weise, die von grundlagentheoretischen Klärungen über die Darstellung empirischer Forschungszugänge und -ergebnisse bis hin zu methodologischer Reflexion reicht und aufzeigt, mit welchen unterschiedlichen Bezugnahmen, ›Flucht‹ im Kontext sozial- und erziehungswissenschaftlicher Theorie und Forschung erschlossen wird. Deutlich wird dabei aber auch, dass sich die individuelle und soziale Wirklichkeit, die mit dem Begriff ›Flucht‹ adressiert ist, nicht ohne weiteres in einen klar abgrenzbaren (erziehungs‐)wissenschaftlichen Gegenstand transformieren lässt.