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SOZIOLOGIE Jahrgang 51 - Heft 2 - 2022

Aus dem Inhalt

  • Stephan Lessenich: Petite Auberge Aufbruch
  • Marius Meinhof, Manuela Boatcă: Postkoloniale Perspektivierung der Soziologie
  • Symposion: Medien der Soziologie

Identität und Interdisziplinarität

Stephan Lessenich
Petite Auberge Aufbruch

Der Wechsel in der Leitung des Instituts für Sozialforschung bietet den Anlass für eine Reflexion auf die gegenwärtigen Möglichkeiten – und Grenzen – kritischer Sozialforschung. Der Beitrag analysiert die Mythenbildung rund um das Institut und seine ›großen Namen‹ und zeichnet das Bild einer kritischen Wissenschaft in öffentlicher Verantwortung und gesellschaftstransformierender Absicht als Leitidee der zukünftigen Arbeit des IfS. Dem ›Grand Hotel Abgrund‹, dem das gesellschaftliche Leben im Spätkapitalismus gleicht, wird in diesem Sinne die ›Petite Auberge Aufbruch‹ gegenübergestellt, die nun in Frankfurt ihre Pforten öffnet.

On the occasion of the changing directorship of the Institut für Sozialforschung, the contribution reflects on the possibilities – and limits – of critical social research today. It analyzes the myths surrounding the institute and the ›great names‹ associa­ted to it, and elaborates on the guiding idea of future research at the IfS: a critical social science living up to its public responsibility and pursuing the aim of societal transformation. In that sense, the metaphor of the ›Grand Hotel Abyss‹, symbolizing the social reality in late capitalism, is countered with the idea of a ›Petite Auberge Breakup‹, now opening its doors in Frankfurt.
Hier der Volltext zum Download.

Marius Meinhof, Manuela Boatcă
Postkoloniale Perspektivierung der Soziologie

Im vorliegenden Aufsatz strukturieren wir die seit 2018 in der Soziologie geführte, anhaltende Diskussion um postkoloniale Soziologie anhand zentraler theoretischer Vorannahmen zu Raum, Wissen und Macht, sowie in Bezug auf zugrundeliegende Er­kenntnisinteressen. Wir fokussieren uns auf Missverständnisse, die durch mangelnde Klärung theoretischer Vorannahmen entstehen können. Dabei gehen wir auf die für uns wesentlichen Argumente in der Debatte sowie auf die deutschsprachige post­koloniale Soziologie-Landschaft ein und plädieren für eine post- und dekoloniale Per­spektivierung der Soziologie als Erkenntnismethode. Dies erlaubt aus unserer Sicht zweierlei: einerseits, blinde Flecken der Soziologie als Produkte eines bestimmten institutionellen Konstituierungsprozesses dieser Disziplin zu reflektieren; andererseits, die Soziologie systematisch als relationale, geschichtssensibilisierte, globale Soziologie der Macht neu zu denken.

In this essay, we structure the ongoing discussion on postcolonial sociology taking place in Soziologie since 2018 in terms of key theoretical presuppositions about space, knowledge, and power, as well as in terms of underlying epistemological inter­ests. We focus on the misunderstandings that can arise from a lack of clarification of theoretical presuppositions. In doing so, we address what we consider to be the main arguments in the debate as well as the German-language postcolonial sociology land­scape and argue for a post- and decolonial perspectivization of sociology as an episte­mological method. In our view, this allows for two things: on the one hand, to reflect on blind spots in sociology as products of a particular institutional constitutional pro­cess of this discipline; on the other hand, to systematically rethink sociology as a rela­tional, historically sensitive, global sociology of power.

Michael Guggenheim, Moritz Klenk, Tobias Schlechtriemen, Ulrik Brandes
Symposion Medien der Soziologie

Medien vermitteln die Möglichkeit von Alternativen. Texte müssen sich gegenüber Tex­ten, aber auch gegenüber Bildern und Formeln behaupten. Und dasselbe gilt für Bil­der, Formeln und das Gespräch. Es geht jeweils um die Phrasierung von Kom­mu­nikation und die Formierung von Einbil­dungs­kraft. Michael Guggenheim dis­ku­tiert Texte im Verhältnis zu Bildern, Zeichnungen und Fotografien. Moritz Klenk setzt Texte in ein Verhältnis zu Podcasts. Tobias Schlechtriemen untersucht Netz­wer­ke als Beispiel jener bild­lichen Vorstellungen, an denen sich die soziologische Ein­bildungskraft orientiert. Und Ulrik Brandes schaut sich genauer an, welche theo­re­tischen An­nahmen die Netzwerkforschung befähigen, Daten zu konstruieren.

Media convey the possibility of alternatives. Texts have to stand up to texts, but also to images and formulas. And the same is true for images, formulas, and conversation. In each case, it is about the phrasing of communication and the formation of ima­gi­na­tion. Michael Guggenheim discusses texts in relation to images, drawings, and pho­to­graphs. Moritz Klenk places texts in relation to podcasts. Tobias Schlecht­riemen examines networks as an example of those almost visual imaginaries to which the sociological imagination is oriented. And Ulrik Brandes takes a closer look at which theoretical assumptions enable network research to construct data.

DGS-Nachrichten

  • Wissenschaftszeitvertragsgesetz abschaffen – Grundfinanzierung der Universitäten stärken.Erklärung zur Prekarität wissenschaftlicher Laufbahnen
  • Aus dem DGS-Vorstand
  • Veränderungen in der Mitgliedschaft

Berichte aus den Sektionen und Arbeitsgruppen

  • Sektion Europasoziologie
  • Sektion Soziologie der Kindheit

Nachrichten aus der Soziologie

  • Bernhard Schäfers Dem Verleger Edmund Budrich zum 90. Geburtstag
  • Klaus Barheier In memoriam Alfred Bellebaum
  • Sylka Scholz, Heike Greschke In memoriam Cornelia Helfferich
  • Karl-Siegbert Rehberg, Johannes Weiß In memoriam Carlo Mongardini
  • Habilitationen
  • Call for Papers
    • Wissenschaft und Technologie kommunizieren. Kontroversität, Dialog und Partizipation
  • Tagungen
    • Katastrophenwissen – Wissenskatastrophen. Zur Affektdynamik des Katastrophischen