Im Juni 2012 hatte die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) den soziologischen Instituten an deutschen Universitäten empfohlen, sich nicht länger an der Datenerhebung zum CHE-Ranking zu beteiligen. Kritisiert wurden seitens der DGS schwerwiegende methodische Mängel und zweifelhafte wissenschaftspolitische Effekte des vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) durchgeführten Studiengangsrankings; siebzig Prozent der Soziologieinstitute schlossen sich damals der Initiative an.
Zwei politikwissenschaftliche Fachvereinigungen - DVPW und DGfP - haben ihr im Nachgang zur DGS-Initiative ausgerufenes Moratorium gegenüber dem CHE-Ranking mittlerweile wieder aufgehoben und empfehlen den politikwissenschaftlichen Instituten nun ausdrücklich den Wiedereinstieg ins Ranking.
In einer öffentlichen Verlautbarung zu dieser Entscheidung haben die beiden Fachvereinigungen ihren Schritt damit begründet, dass das Ranking im Ergebnis von Gesprächen mit dem CHE "substantiell verbessert" worden sei. Die DGS kann auf der Grundlage von zwischenzeitlich erfolgten Erläuterungen der in Aussicht gestellten Veränderungen eine derartige Verbesserung des Erhebungsinstruments nicht feststellen und hält daher an ihrer Empfehlung vom Juni 2012 fest.
Zwar sind, folgt man der Darstellung von DVPW und DGfP, durchaus positive Neuerungen beabsichtigt, die sich insbesondere auf den Verzicht auf Angaben zu Drittmitteln, Publikationsindizes und der Forschungsreputation von Professor/innen im neuen Fachbereichsfragebogen des CHE beziehen - allesamt Indikatoren, die erkennbar in keiner unmittelbaren Beziehung zur eigentlich zu bewertenden Qualität der Lehre stehen. Und auch die Zusicherung des CHE, dass die Institute auf Nachfrage die anonymisierten Daten ihrer eigenen Studierenden erhalten könnten, ist als ein Schritt in Richtung größerer Transparenz zu werten.
Die Einschätzung von DVPW und DGfP hingegen, dass die Repräsentativität der Studierendenbefragung - ein wesentlicher Kritikpunkt am Ranking - zukünftig "entscheidend verbessert" werde, teilt die DGS keineswegs. Der einzige bislang bekannte Hinweis auf eine entsprechende Qualitätssteigerung des Rankings besteht darin, dass über ein intensiviertes Mahnwesen die Rücklaufquote erhöht werden solle. Die von der DGS im Juni 2012 konstatierten methodischen Mängel der Studierendenbefragung werden damit in keiner Weise behoben.
Die DGS hatte ihre Entscheidung für die Ausstiegsempfehlung im Sommer 2012 mit der Ankündigung verbunden, selbst "ein öffentlich zugängliches Informationsangebot" aufzubauen, "in dem in Gestalt deskriptiver Informationen vor allem auch die lokalen Fachprofile ausgewiesen werden". Dieses Informationsangebot steht mittlerweile allen Studieninteressierten zur Verfügung. In Kooperation mit dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) hat die DGS das Studieninformationsportal Studium.org/ (www.studium.org) entwickelt, das umfassend über alle grundständigen Studienangebote der Soziologie und der Geschichtswissenschaft sowie über sämtliche deutsche Hochschulen, an denen beide Fächer studiert werden können, informiert.
Im Laufe des kommenden Jahres werden bei Studium.org/ zusätzlich auch die Masterstudiengänge beider Disziplinen präsentiert. Und ebenfalls im nächsten Jahr wird das Portal um die Studienangebote zunächst der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, sodann der Erziehungswissenschaft ergänzt werden.
Was die politikwissenschaftlichen Fachvereinigungen dem zukünftigen CHE-Ranking als grundlegende Verbesserungen zugutehalten, dass nämlich die beschreibenden Informationen unter Berücksichtigung der wesentlichen Fachgebiete ausgebaut würden, ist auf Studium.org/ bereits Realität - und zwar in umfassender Weise, mit Informationen aus erster Hand. Wer nicht nach vergleichenden Bewertungen der Lehrangebote in den Sozialwissenschaften sucht, sondern nach verlässlichen Auskünften über deren Studiengänge, verbunden mit vielfältigen Möglichkeiten der individualisierten Suche nach dem passenden Studienort, wird bei Studium.org/ fündig.
Die DGS und die weiteren beteiligten Fachgesellschaften werden damit ihrem Anspruch und Auftrag gerecht, die spezifischen und berechtigten Informationswünsche von Studieninteressierten zu erfüllen.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie