Der Tod gilt weithin als paradigmatische Gestalt des Beziehungsabbruchs – er firmiert als Urphänomen der Trennung, die Bestattungspraxis verstehen wir als Prozesszusammenhang, der in Ritualen der Abschiednahme kulminiert, und von einer gelungenen Trauerarbeit sprechen wir in der Regel dort, wo sich Hinterbliebene vom›geliebten Objekt lösen‹(S. Freud).
Die Tagung geht davon aus, dass dieser etablierte Deutungsrahmen die Vielschichtigkeit spätmoderner Sepulkralkulturen nur bedingt zu erfassen vermag. Ziel der praktisch-theologischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Beiträge ist es, den aktuellen Umgang mit dem Tod auf Aspekte zu befragen, die sich gegenüber den Mustern des›Abbruchs‹ der›Ablösung‹und des›Abschieds‹als widerständig erweisen.
Neben der empirischen Erschließung gegenwärtiger Phänomene zielt die Tagung auf weiterführende Impulse für relevante Felder des kulturwissenschaftlichen Diskurses. Ein Blick auf die Grenzzonen der lebensweltlichen Alltagspraxis, so die These, hält produktive Provokationen für zentrale Themenbereiche der theologischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Theoriebildung bereit. Anstöße erhoffen wir uns u.a. für die Fragen einer Ontologie des Sozialen (Wer bevölkert die soziale Welt?), einer Anthropologie des Körpers (Welche Bedeutung kommt dem Körper in der Konstitution von Personen zu?) sowie einer Eschatologie des Jenseits (Welches eschatologisches Wissen wird in aktuellen Praktiken der Bestattung und der Trauer enaktiert?).
Anmeldung: manuel.stetter(at)uni-rostock.de