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Call for Papers (verlängert) - Um_Ordnung der Generationenverhältnisse!? Biographische und generationale Spannungen in modernen Gesellschaften

Gemeinsame Sektionsveranstaltung der Sektionen ›Alter(n) und Gesellschaft‹, ›Jugendsoziologie‹ und ›Soziologie der Kindheit‹ auf dem DGS-Kongress in Berlin (14. bis 18.09.2020)

Organisation: Sabine Bollig (Trier), Helga Pelizäus (München) & Anja Schierbaum (Köln)

Eines der zentralen gesellschaftlichen Ordnungsmuster sind Altersdifferenzen und daran gebundene soziale Positionszuschreibungen, welche permanent unter Bearbeitung stehen: biographisch als Lebensphasen, mit denen bestimmte Handlungsmöglichkeiten, -restriktionen und soziale Zwänge einhergehen und die individuell insbesondere in den Übergängen zwischen Lebensphasen und in den Beziehungen zu anderen Altersgruppengestaltet werden müssen; soziohistorisch als Geburtskohorten und Generationseinheiten im Sinne von Karl Mannheim, die durch zeitgeschichtliche Ereignisse und Entwicklungen geprägt sind, sich entlang wandelnder Vergangenheits- und Zukunftsentwürfen reflektieren und in Abgrenzung zueinander definieren; gesellschaftlich als altersbezogene und kohortenbezogene Differenzlinien, die spezifische Rechte und Pflichten auferlegen und unter den Bedingungen eines gravierenden demographischen Wandels organisiert, legitimiert und kontrolliert werden müssen. Generationenverhältnisse, -lagerungen und -ordnungen stellen insofern nicht nur soziale Wirklichkeiten her, sie (re)produzieren auch altersbezogene und kohortenbezogene soziale Ungleichheiten – und setzen nicht zuletzt dadurch Gesellschaften unter Spannung.

In jüngerer Zeit werden Spannungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen wieder vermehrt explizit als generationale Konflikte thematisiert: etwa mit Blick auf die Wohlstandschancen und Ansprüche der so genannten ›Millenials‹ im Verhältnis zur Generation der ›Baby Boomer‹, und die Wohlstandschancen der ›Baby Boomer‹ im Verhältnis zu den wohlfahrtsstaatlich noch gut abgesicherten heutigen Rentnerinnen und Rentnern (überwiegend in den 20ern, 30ern und 40ern des letzten Jahrhunderts geboren) oder hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und die Folgen des Klimawandels. Generationale Konflikte werden aber auch mit Blick auf generational differierende Erziehungs- und Sorgepraxen im Kontext des demographischen Wandels ausgemacht und sie prägen auch Identitätspolitiken, die sich über den Angriff legitimer Altersordnungen definieren (›alte weiße Männer‹). Darüber hinaus werden auch in gesellschafts- wie wirtschaftspolitischen Fragen, wie bspw. beim Brexit-Votum Frontstellungen von Jung und Alt ausgemacht und Debatten zu generational ungleichen Teilhaberechten geführt. Als prominentes Beispiel für letzteres kann die Debatte um die Absenkung des Wahlalters gelten. Nicht immer ist dabei der Bezug auf Generationen zwingend und oft wird nicht hinreichend zwischen Altersgruppen und Geburtskohorten differenziert.

Implizit gestalten Generationenverhältnisse oder die Konstruktion dieser gesellschaftlichen Spannungsfelder – beispielsweise zu den Folgen globalisierter Finanzströme und Migrationsbewegungen wie auch der Digitalisierung – mindestens mit.

Die gemeinsame Sektionsveranstaltung der Sektionen ›Alter(n) und Gesellschaft‹, ›Jugendsoziologie‹ und ›Soziologie der Kindheit‹ rückt daher die Spannungen in zeitgenössischen Generationsverhältnissen in den Mittelpunkt, wobei u.a. folgende Fragen aufgeworfen und diskutiert werden können:

- Welche Ungleichheiten zwischen Altersgruppen und Geburtskohorten und welche Spannungen in den Generationenverhältnissen lassen sich empirisch herausarbeiten/belegen

- wo, wie und durch welche Gruppierungen werden gesellschaftliche Spannungen als Generationenkonflikte verhandelt, bearbeitet und mitunter auch gezielt stilisiert,

- welche Positionierungen, Handlungsräume und biographischen Orientierungen und Verläufe werden dabei für welche Individuen und Gruppen eröffnet und verschlossen,

- welche Beiträge erbringt die Analyse konflikthafter Alters-, Kohorten- und Generationenverhältnisse für die Analyse einer Gesellschaft unter Spannung,

- welche noch zu leistenden Rejustierungen des vorhandenen Theorienangebots zu Alternsprozessen und Altersphasen (Kindheit, Jugend, Alter), Generation und Generationenverhältnissen zeichnen sich dabei ab?

Wir bitten um Einreichungsvorschläge im Umfang von einer Seite bis zum 15.04.2020 per E-Mail an:

Sabine Bollig (bolligs@uni-trier.de),

Helga Pelizäus (helga.pelizaeus-hoffmeister@unibw.de)

Anja Schierbaum (anja.schierbaum@uni-koeln.de)