Aktuell

Einladung zum Doktorand*innen-Workshop

24. März 2020, 10-17.15 Uhr
Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26, 60325 Frankfurt
Organisation: Carolin Mauritz (C.Mauritz(at)em.uni-frankfurt.de)

Liebe Doktorand*innen,
im Vorfeld der Tagung ›Geschlecht und soziale Ungleichheiten@work‹ gibt es das Angebot, im Rahmen eines Doktorand*innen-Workshops sich einen Tag zu nehmen, um über

  • unsere eigene Arbeitspraxis in Hochschulen und in Forschungseinrichtungen zu reflektieren
  • uns inhaltlich und ggf. auch persönlich zu vernetzen und auszutauschen
  • gemeinsam über die Möglichkeiten strategischer Karriereplanung nachzudenken
  • unsere eigenen Arbeiten in ihrem work-and-progress-Zustand zu diskutieren

Mit Bezug zum Thema der Tagung sollen an diesem Tag unsere eigenen Arbeitsverhältnisse in den Fokus gerückt werden. Geschlecht und soziale Ungleichheiten bei und in der Arbeit erfahren dabei – so die Idee – eine praktische Wendung und sollen vom Forschungsgegenstand zum Gegenstand der (Selbst-)Reflexion und thematischen Abarbeitung an unseren eigenen Arbeitsverhältnisse werden.

Dies soll anhand der drei richtungsweisenden Säulen der Tagung geschehen, von denen sich erste Fragen für unsere Diskussion ergeben können, wie z.B.: Arbeit: Wie, d.h. unter welchen Bedingungen, arbeiten wir als (vergeschlechtlichte) Doktorand*innen in Forschung und Lehre?
(Eigen-)Organisation: Wie organisieren wir uns, unser Umfeld und unsere Arbeit(-szeit(en), sodass wir unsere Promotionsarbeiten (unter meist prekären Bedingungen?) fertig stellen können?

Geschlecht: Wie können wir uns organisieren, um z.B. unsere Care-Arbeit innerhalb von Forschung und Lehre geschlechtergerechter zu organisieren und zu gestalten? Wie ist es um die Arbeit in Forschung und Lehren von queeren Doktorand*innen bestellt?

Programm

Ziel des Workshops ist es, gemeinsam konkrete und solidarische Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Geschlecht und sozialen Ungleichheiten@work zu entwerfen. Den Austausch und das Sichtbarmachen von verschiedenen Perspektiven möchten wir zur Grundlage nehmen, um das eigenen akademische, politische und soziale Blickfeld zu erweitern. Es geht uns dabei nicht nur um die Schilderung individueller Alltagsberichte, sondern um die gesellschaftlichen Dimensionen und die Möglichkeiten praktischer Kritik dessen.

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink (DGS-Vorsitzende, Goethe-Universität Frankfurt) und PD Dr. Astrid Franzke (stellv. Geschäftsführerin Mentoring Hessen) werden unsere Diskussion und Überlegungen mit zwei Impulsvorträgen einleiten.

Am späten Nachmittag gibt es die Möglichkeit, in kleineren Gruppen unsere Dissertationsprojekt in ihrem work-and-progress-Zustand zu diskutieren und sich zu beraten. Bitte bringt dafür ein kurzes Abstract mit (max. 2 Seiten) in dem ihr Titel, Thema, Vorgehensweise bzw. Methodik eurer Dissertation schildert und das als Grundlage der Diskussion dienen kann.

Organisatorisches und Anmeldung

Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, Mittag- und Abendessen müssen leider selbst gezahlt werden. Mittel für Reisekostenzuschüsse werden derzeit beantragt; bitte in der Anmeldung mit angeben.
Der Workshop findet im Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26, im Erdgeschoß statt (nicht barrierefrei).

Am Abend gibt es die Möglichkeit, gemeinsam mit den bis dato angereisten Teilnehmer*innen der Tagung zu Abend zu essen; bitte gebt in der Anmeldung auch an, ob ihr am Abendessen teilnehmen möchtet (Ban Thai, Leipziger Straße 26, 60487 Frankfurt am Main)

Anmeldung (max.20) unter C.Mauritz(at)em.uni-frankfurt.de formlos bis zum 15.3.2020, mit der Bitte um Angabe von

  • Lehrtätigkeit (ja/nein)
  • bisherige Dauer der Dissertationszeit und
  • Thema der Dissertation
  • sowie Angabe, ob Reisekostenzuschuss und Abendessen am 24.3. gewünscht ist

Mit vielen Grüßen aus Frankfurt,
Carolin Mauritz



Dienstag, 24.3., 10-17.15 Uhr
Institut für Sozialforschung Frankfurt, Senckenberganlage 26

Im Zuge der Tagung ›Geschlecht und soziale Ungleichheit @ work. Theoretische und empirische Erkundungen‹.

Programm

Doktorand*innenworkshop Geschlecht und soziale Ungleichheiten @ work (ab 09.45 Uhr Ankommen)
10.00 Uhr Beginn
Vorstellung des Programms, Ausführliche Vorstellungsrunde, Abklären von Zielen und Erwartungen

10.30 Uhr Impuls-Vortrag
Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink (Goethe-Universität)
›Care-Arbeit in der neoliberalen Hochschule‹

Zur Vorbereitung: Briken, K., Blättel-Mink, B., Rau, A., & Siegel, T. (2018). Sei ohne Sorge: vom Vermessen und Un-/sichtbarmachen akademischer Sorgearbeit in der neoliberalen Hochschule. In S. Hark, & J. Hofbauer (Eds.), Vermessene Räume – Gespannte Beziehungen: Unternehmerische Universitäten und Geschlechterdynamiken (pp. 217-237). Berlin.

ab ca. 11.00 Uhr Diskussion

12.30 Uhr Mittagessen

13.45 Uhr Impuls-Vortrag
PD Dr. Astrid Franzke (stellv. Geschäftsführerin Mentoring Hessen)
›Nachwuchsförderung als gezielte Netzwerkarbeit‹

ab ca. 14.15 Uhr Diskussion

15.30 Uhr Kaffepause

15.45 Austausch und Diskussion eigener Arbeiten in kleineren Gruppen

17.00 Uhr Abschluss
Abschlussrunde - wie weiter?

ca. 17.15 Ende
Danach (ab 19 Uhr): Angebot und herzliche Einladung zum gemeinsamen Abendessen im Ban Thai, Leipziger Straße 26, 60487 Frankfurt am Main (zu Fuß gut erreichbar, Selbstzahler*innenmodus, ggf. mit früher angereisten Teilnehmer*innen der Tagung)

Dienstag, 24.3., 10-17.15 Uhr

Zur Vorbereitung

Briken, K., Blättel-Mink, B., Rau, A., & Siegel, T. (2018). Sei ohne Sorge: vom Vermessen und Un-/sichtbarmachen akademischer Sorgearbeit in der neoliberalen Hochschule. In S. Hark, & J. Hofbauer (Eds.), Vermessene Räume – Gespannte Beziehungen: Unternehmerische Universitäten und Geschlechterdynamiken (pp. 217-237). Berlin.

Abstract

Die Neoliberalisierung der Hochschule hat die Bedingungen der akademischen Wissensproduktion und der damit verbundenen Subjektivierungsweisen grundlegend verändert. In der zunehmenden Regulierung und Steuerung der Hochschulen nach Logiken des Marktes, nach Prinzipien von Wettbewerb, Effizienz und Erfolg, bildet sich ab, dass der im Fordismus noch dekommodifizierte Bereich der Bildung an Hochschulen nunmehr auch der Warenförmigkeit unterworfen wird und daran gearbeitet wird, den Arbeits- und Erfahrungsraum Hochschule als konstitutiven Bestandteil in ein gesamtgesellschaftlich wirksames unternehmerisches Dispositivs einzubauen. Die Idee, auch Hochschulen seien wie Unternehmen zu führen, übersetzt sich im Alltag in die Praxis, das eigene Tun und Lassen permanent in quantitative und quantifizierbare Stellgrößen zu transformieren und somit auf dem Markt und für den Markt vergleichbar zu machen.

Unser Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, welche Effekte die Simulation der Vermarktlichung der Hochschule und die damit verknüpfte metrische Regierung durch Zahlen auf die akademischen Arbeitspraktiken und Sozialbeziehungen, insbesondere in der Lehre, haben.

So wird es maßgeblich darum gehen, was diese Entwicklungen für das Verhältnis von Lehrenden und Studierenden bedeutet. Zwar wird auf die Abkehr vom Humboldtschen Bildungsideal verwiesen und eine stärkere Arbeitsmarktorientierung in der Lehre eingefordert. Dies ist allerdings nur ein erster Hinweis auf einen Qualitätswandel der Lehre. Wie gestalten sich der soziale Umgang und die Arbeit neoliberal vermessener akademischer Identitäten nicht nur mit sich und miteinander, sondern auch und vor allem mit den Studierenden?

Die These hierbei ist, dass das, was wir akademische Sorgearbeit nennen, neu verhandelt, erneut abgewertet und unsichtbar gemacht wird – und in der Folge nicht nur technizistischere Beziehungen zwischen Lehrenden und Studierenden nahegelegt werden, sondern in Bezug auf das Geschlechterverhältnis im Gesamtkontext Hochschule soziale Ungleichheiten fortgeschrieben werden. Dieser These vorausgesetzt ist die Annahme, dass Sorge- und Carearbeit nichts ist, das ausschließlich im Bereich des Privaten stattfindet, sondern als grundlegende Arbeit in jedem Feld von Lohnarbeit.
Entsprechend wollen wir in unserem Beitrag die Debatten um Sorgearbeit und Reproduktionskrise, die derzeit entweder für professionalisierte Bereiche der Sorgearbeit außerhalb der Hochschulen geführt werden, oder aber auf Fragen nach Vereinbarkeit und nach Lebensentwürfen hin untersucht werden, ausweiten auf die sich aktualisierenden Verhältnisse innerhalb der Hochschule: In dem Maße, in dem auch Studierende, etwa über credit points, Lehrevaluationen, diploma supplements, Absolvent*innenzahlen und Abbrecher*innenquoten – in die Vermessung des universitären Raums als
Leistungsindikatoren einbezogen werden, stellt sich die Frage, was dies für die sozialen Beziehungen, für den alltäglichen Umgang miteinander an der neoliberalen Hochschule bedeutet.