Prof. Dr. Hermann-Anders Korte ist im Alter von 88 Jahren verstorben. 1937 in Münster als Sohn des Musikprofessors Werner Korte geboren, erlernte er zunächst den Beruf des Sozialarbeiters. Ab 1964 studierte er in Münster Soziologie und wurde studentischer Mitarbeiter von Dieter Claessens. Hier widmete er sich bereits der Stadtforschung. 1965 lernte er dort Norbert Elias kennen und wurde auf Bitten von Claessens dessen studentischer Assistent.
Nach dem Wechsel von Dieter Claessens an die FU Berlin arbeitete Hermann Korte 1966/67 in Münster zunächst für dessen Nachfolger Niklas Luhmann, wechselte dann aber 1967 in der Hochzeit der Studentenbewegung zu Claessens an die FU Berlin. Von dort ging er nach Bielefeld zu Helmut Schelsky, der den Auftrag hatte, der neu gegründeten Universität eine Struktur zu geben. Dort wurde er 1970 promoviert und war wesentlich an dem Aufbau der Universität Bielefeld mit beteiligt.
Von 1974 bis 1993 wirkte Hermann Korte als Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Ruhr-Universität Bochum, wo er in seiner langjährigen Tätigkeit als Prorektor den Aufbau der ersten Universität im Ruhrgebiet wesentlich mitgestaltet hat. 1993 folgte er dem Ruf an die Universität Hamburg auf die Professur für Allgemeine Soziologie und Stadtsoziologie. Dort war er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000 tätig, leitete die Forschungsstelle Vergleichende Stadtforschung und war zuletzt Gründungsdirektor des Centers for Globalisation and Governance.
Hermann Kortes Forschungsfelder lagen vor allem in der Stadt- und Regionalforschung und der Migrationsforschung, später auch in der Allgemeinen Soziologie, was die›Blauen Bände‹ ein vierbändiges Einführungswerk in die Soziologie, dokumentieren. Besonders verdient hat er sich um das Werk des Soziologen Norbert Elias gemacht, der über die Jahre ein enger Freund geworden war. Als Vorsitzender der Nobert-Elias-Stiftung und als Hochschullehrer hat er einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass die Figurations- und Prozesssoziologie nach wie vor in Lehre und Forschung präsent ist.
Auch nach seiner Pensionierung war Hermann Korte ehrenamtlich aktiv, dies in verschiedenen Stiftungen und viele Jahre im Vorstand des PEN Deutschland, wo er bis 2021 die Funktion des Schatzmeisters innehatte.
Hermann Korte gehörte zur Generation der Soziolog:innen, die wesentlich die Soziologie als akademische Disziplin in den 1970er an den alten und neuen Universitäten aufgebaut haben. Sein energisches und nimmermüdes Engagement als Wissenschaftler, Wissenschaftsmanager, Hochschullehrer und Mentor war außergewöhnlich.
Gabriele Klein
