Aktuell

Nicht-Thematisiertes in ethnografischer Forschung?!

Deadline: 07. Januar 2026

Ethnografische Forschung hat sich in den Kultur- und Sozialwissenschaften etabliert und dabei sowohl verschiedenste Gegenstandsfelder als auch Anschlüsse an mannigfaltige theoretische Ansätze gesucht (Hammersley 2018; Kalthoff und Hirschauer 2022). Hand- und Lehrbücher (Emerson et al. 2011; Mills und Morton 2013; Beach et al. 2018; Breidenstein et al. 2020; Atkinson 2019; Poferl und Schröer 2022; Fitzpatrick 2022) tragen zur Tradierung methodischer Verfahrensweisen und ihren methodologischen Begründungen bei. Die jeweiligen wissenschaftlichen Disziplinen (Ethnologie, Kulturanthropologie, Soziologie, Erziehungswissenschaft, Geografie, etc.) schlagen sich dabei auch als eigene Rahmungen für die Geltendmachung von Qualitätskriterien ethnografischen Forschens nieder. Der Geltungsanspruch paradigmatischer Grundsätze ist dabei immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Debatten (Hammersley 2006, s. exemplarisch die Debatte um eine›fokussierte Ethnografie‹ Knoblauch 2001; Breidenstein und Hirschauer 2002). Im Zuge von Konventionalisierungsprozessen bestimmter methodischer Vorgehensweisen und ihrer methodologischen Begründungen und damit einhergehenden Setzungen entstehen immer auch Auslassungen und Leerstellen. So wird einiges hervorgehoben, betont, in einen Status der Selbstverständlichkeit versetzt und damit relevant und anerkennbar gemacht. Anderes – das Nicht-Gesagte oder Nicht-Sagbare – bleibt de-thematisiert, marginalisiert bzw. wird ausgeschlossen. (Zeitgenössische) Ethnografie kann aus einer solchen Perspektive als ein dynamischer und machtvoller Möglichkeitsraum mit Geschichte verstanden werden, der sowohl Thematisierungsmöglichkeiten wie auch Anerkennungsverhältnisse vorstrukturiert. Mit der Arbeitstagung knüpfen wir mit einem Fokus auf Ethnografie an andernorts geführte Diskussionen an, im Kontext qualitativer Forschung sich mit den›Limitationen und blinden Flecken sowie möglichen Flexibilisierungen und Brückenschlägen‹(Hoffmann et al. 2025, S. 3) auseinanderzusetzen.

Die Arbeitstagung zielt darauf, bislang Nicht-Thematisiertes in ethnografischer Forschung zum Thema zu machen. Sie möchte einen Austausch über Aspekte, Fragen und Momente ethnografischen Forschens eröffnen, die bisher nicht oder kaum thematisiert wurden.

Allgemein gesprochen kann sich das Nicht-Thematisierte auf all diejenigen Aspekte beziehen, welche in ethnografischer Forschung von Bedeutung sein können und bisher nicht, kaum oder ggf. nicht mehr thematisiert werden/wurden. Beispielsweise in Bezug auf:

  • die Gegenstandskonstruktionen ethnografischer Forschung,
  • die Verläufe von ethnografischen Forschungsprozessen,
  • die Position(ierungen) und Affekte von Ethnograf:in/nen,
  • die Vorgehensweisen in der ethnografischen Feldforschung,
  • die Anschlüsse an (mehr oder weniger etablierte, ältere/jüngere etc.) Theoriebestände,
  • den Umgang mit Daten,
  • den Einsatz von technischen Hilfsmitteln in der ethnografischen Feldforschung (Audioaufnahmen, Fotografien, Video etc.),
  • die Repräsentationsweisen ethnografischer Forschung bzw. ihrer Ergebnisse,
  • die Relationen zwischen Forschenden und ethnografischer Forschung in Teams,
  • die Relationen zwischen Forschenden und Dritten im ethnografischen Forschungsprozess,
  • nicht-thematisierte Beteiligte an Forschungsprozessen,
  • ausgeklammerte Phänomene, die in alltäglichen, sozialen, soziomateriellen, multispezies Praktiken und Gefügen, in Interaktionen oder Handlungen etc. verortet werden.

Im Anschluss an diese Fragen können Beiträge eingereicht werden, die sich mit Nicht-Thematisiertem in historischen und zeitgenössischen Ethnografien, in eigenen Forschungsprozessen, den von Dritten beschriebenen Forschungsprozessen und in Debatten in der Ethnografie befassen.

Einreichungsmodalitäten

Bitte senden Sie ein Abstract (max. 350 – 400 Wörter) unter Angabe der Autor:innennamen und institutioneller Zugehörigkeit bis zum 07.01.2026 per Mail an: nicht-thematisiertes(at)ph-freiburg.de.

In dem Abstract sollte ausgewiesen werden, welche Aspekte, Fragen oder Momente aus ethnografischer Forschung an welchem Material bzw. auf welcher Basis mit welchem Fokus und welchem Ziel thematisiert werden sollen.

Auf der Arbeitstagung wird auf der Basis von Working-Papers (2.000 – 5.000 Wörter) gearbeitet. Die Working-Papers werden vorab eingereicht und allen Teilnehmer:innen zur Lektüre zur Verfügung gestellt.

Zeitplan / Organisatorisches

  • Termin: 09.07.2026 ab 13:00 Uhr; anschließend gemeinsames Dinner. 10.07.2026 bis 13:00 Uhr.
  • Veranstaltungsort: Pädagogische Hochschule Freiburg im Brsg.
  • Abstract-Submission (350 – 400 Wörter) bis: 07.01.2026.
  • Rückmeldung über Annahme/Ablehnung ab: 01.02.2026.
  • Einreichung Working-Paper (2.000 – 5.000 Wörter) bis: 01.05.2026 per Mail an: nicht-thematisiertes(at)ph-freiburg.de.