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Widerspruch der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) gegen den Ausschluss der Israelischen Soziologischen Gesellschaft (ISS) aus der International Sociological Association (ISA)

Die International Sociological Association (ISA) hat am 29. Juni 2025 erklärt, die kollektive Mitgliedschaft der Israelischen Gesellschaft für Soziologie (ISS) auszusetzen und diese Entscheidung im Nachgang noch einmal bekräftigt. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) lehnt diese Entscheidung der ISA ausdrücklich ab.

Als Grund für die Aussetzung der Mitgliedschaft führt die ISA an, die ISS›has not taken a clear position condemning the dramatic situation in Gaza‹ Aus Sicht des Vorstands der DGS ist es nicht mit den Grundsätzen einer internationalen Wissenschaftsgemeinschaft, wie die ISA sie für sich beansprucht, vereinbar, von der israelischen soziologischen Fachgesellschaft eine bestimmte Form der Distanzierung von Kriegshandlungen zu verlangen oder sie für Handlungen der Regierung ihres Landes in Haftung zu nehmen. Eine solche Forderung hat eine diskriminierende Wirkung und unterminiert das Prinzip wissenschaftlicher Kooperation auf Augenhöhe. Sie maßt sich zudem an, entscheiden zu können, welche Formen des Protests unter bestimmten Bedingungen die richtigen und möglichen sind. Bei der Suspendierung werden dabei im Umgang mit der israelischen Fachgesellschaft strengere Kriterien angelegt als an Fachgesellschaften anderer Länder.

Die ISS hat mit einem eigenen Statement auf den Ausschluss reagiert. Darin heißt es:›We share the deep concern and anguish over the horrifying scale of destruction, death, and human suffering inflicted upon the people of Gaza by the Israeli government. We also share the hope for an end to the violence and war, for an agreement that will secure the release of all Israeli hostages, and for a just political solution to the Israeli-Palestinian conflict.‹/p>

Die DGS schließt sich der Einschätzung der ISS an, dass eine Suspendierung auch Orte der Kritik und der Wissenschaftsfreiheit in Israel massiv schwächt. Soziologische Forschung sollte gerade in Zeiten von bewaffneten Konflikten, Autoritarismus sowie wachsendem Antisemitismus und Rassismus durch Zusammenarbeit gefördert werden, anstatt diese zu unterbinden.

Der Boykott von Institutionen setzt sich im Boykott von Personen fort, viele israelische Wissenschaftler:innen erfahren dies derzeit verstärkt. Solidarität darf sich jedoch nicht auf Einzelpersonen beschränken, sondern muss auch die Fachgesellschaften einschließen, denen sie angehören und von denen sie in internationalen Assoziationen repräsentiert werden. Die DGS tritt entschieden für einen offenen Diskurs ein und für Solidarität mit den israelischen und palästinensischen Kolleg:innen sowie mit Soziolog:innen unter repressiven und kriegerischen Bedingungen weltweit. Die Suspendierung der ISS durch die ISA untergräbt das grundlegende Prinzip wissenschaftlicher Solidarität und setzt ein problematisches Signal, indem sie wissenschaftliche Organisationen unter politischem Druck isoliert, anstatt sie zu schützen.

Der Vorstand der DGS