Prof. Dr. Gesa Lindemann

Prof. Dr. Gesa Lindemann

  • Professorin für soziologische Theorie am Institut für Sozialwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg
  • Arbeitsschwerpunkte: Sozial- und Gesellschaftstheorie, Gewalt und gesellschaftliche Ordnungsbildung, Theorie der Menschenrechte, Techniksoziologie
  • DGS-Mitglied seit dem 01.07.2010
  • Mitglied der Sektionen Soziologische Theorie, Methoden der qualitativen Sozialforschung, Wissenschafts- und Technikforschung
  • Vorstandsmitglied der Sektion soziologische Theorien von 2010 bis 2012
  • Mitbegründerin des Interdisziplinären Arbeitskreises Phänomenologien und Soziologie in der Sektion Soziologische Theorien (Sprecherin des Arbeitskreises: von 2016 bis 2024)
  • Mitbegründerin des Arbeitskreises Digitalisierung als Herausforderung für die Soziologische Theorie (Mitglied im Vorstand von 2019 bis 2023)
  • Vorstandsmitglied der Sektion Methoden der qualitativen Sozialforschung von 2008 bis 2010
  • Fach- und/oder verbandspolitische Interessen: Die Fach- bzw. verbandspolitischen Interessen ergeben sich zum einen aus den aktuellen wissenschaftlichen Herausforderungen für die Soziologie (siehe den folgenden Abschnitt) und zum anderen daraus, soziologische Expertisen im öffentlichen Diskurs zu aktuellen und drängenden gesellschaftlichen Problemen zur Geltung zu bringen, um so zu besseren politischen Lösungen aktueller Probleme und Krisen beizutragen – wie etwa der Klimakrise, dem Umgang mit Migration und sozialer Ungleichheit oder der Frage geschlechtlicher Selbstbestimmung.
  • Aktuelle Herausforderungen der Wissenschaft im Allgemeinen und der Soziologie im Besonderen: Innerhalb der Soziologie entwickeln sich immer wieder heterogene Perspektiven, die einander grundlegend in Frage stellen. Ein aktuelles Beispiel wäre das Verhältnis zwischen Vertreter:innen des Weber- oder des RC-Paradigmas  auf der einen Seite und feministischen oder postkoloniale Kritiker:innen der Soziologie auf der anderen. Beide Seiten erheben Rationalitäts- und Wahrheitsansprüche und kommen zu dem Ergebnis, dass die andere Seite wissenschaftlich versagt. Aus postkolonialer Perspektive erscheinen z.B. sowohl die Webersche Handlungstheorie als auch die RC-Theorie als unfähig, wahre Aussage über die westlichen Gesellschaften zu treffen, weil sie ausblenden bzw. verdrängen, dass ihre Konzepte durch die imperiale Vergangenheit und (post-)koloniale Gegenwart der westlichen Staaten bestimmt sind. Umgekehrt wird die postkoloniale oder feministische Kritik oft als unwissenschaftliches Moralisieren abgewertet, womit ihr Anspruch bestritten wird, überhaupt ernst zu nehmende wahre Aussagen machen zu können. Es gibt nicht nur Heterogenität und Diversität in der Soziologie, vielmehr sind wir mit einer Situation konfrontiert, in der wichtige Teile der Disziplin anderen absprechen, überhaupt wissenschaftliche Aussagen über die gegenwärtige Gesellschaft machen zu können. Damit wird die Soziologie einer hohen inneren kognitiven Spannung ausgesetzt. Um diese zu bearbeiten, ist es erforderlich, neben der Anerkennung von Diversität integrierende Perspektiven zu entwickeln, die eine Diskussion dieser grundlegenden Infragestellungen ermöglichen. Dabei gilt es, die Radikalität der wechselseitigen Kritik anzuerkennen und auf ihren sachlichen Gehalt zu prüfen. Die Verweigerung, die kognitiven Spannungen sachlich zu bearbeiten, führt zu organisatorischen Lösungen wie etwa der Abspaltung der Akademie oder einem Rückzug in die jeweiligen Sektionen. Mein Anliegen ist es, die organisatorische Bearbeitung dieser kognitiven Spannungen durch eine sachliche Auseinandersetzung zumindest zu ergänzen und vielleicht sogar zu ersetzen.
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