Die Religionssoziologie blickt auf eine lange Tradition der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Religion und Gesellschaft. Religion ist aktive Kraft in Prozessen der sozialen Ordnungsbildung, der Entstehung kollektiver Identität und der kulturellen Transformation. Heute steht sie vor der Herausforderung, diese Perspektive angesichts tiefgreifender globaler, politischer und kultureller Wandlungsprozesse neu zu justieren. Die gesellschaftliche Pluralisierung, die Zunahme religiöser und weltanschaulicher Vielfalt, die Politisierung religiöser Fragen und die Sichtbarkeit von Religion im öffentlichen Raum werfen ebenso neue Fragen auf wie das Zusammenspiel von Religion und säkularen Ideologien in Zeiten des Wiedererstarken des Autoritalismus, der populistischen Mobilisierung und der Krisen des Liberalismus. Zugleich stellen Digitalisierung, Mediatisierung und transnationale Vernetzungen etablierte Kategorien religiöser Praxis, Gemeinschaft und Autorität infrage.
Die Sektion Religionssoziologie lädt im Rahmen ihrer Offenen Tagung dazu ein, diese und weitere Entwicklungen aus unterschiedlichen theoretischen und empirischen Perspektiven zu diskutieren. Willkommen sind Beiträge aus allen Bereichen der Religionsssoziologie, zum Beispiel zu:
- Religion, Pluralisierung und sozialem Zusammenhalt,
• Religion und Naturverhältnisse,
• Religion und neue Autoritarismen,
• Religion, Geschlecht und Körper,
• Religion, Migration und postkoloniale Perspektiven,
• Mediatisierung, Digitalisierung und religiöse Kommunikation,
• Spiritualität und säkulare Weltanschauungen,
• Professionalisierungsprozesse, religiöse Organisationen und Institutionen,
• sowie zur Zukunft der Religionssoziologie selbst: ihren Methoden, Begriffen und gesellschaftlichen Aufgaben.
Die Offene Tagung versteht sich als Forum des Austauschs zwischen etablierten Forscher*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen. Sie gibt Raum für die Präsentation laufender Projekte, konzeptioneller Überlegungen und empirischer Befunde. Ziel ist es, aktuelle religionssoziologische Forschung sichtbar zu machen, theoretische und methodische Perspektiven zu vernetzen und die Relevanz der Religionssoziologie im gesellschaftlichen Diskurs zu reflektieren.
Konferenzsprache ist Deutsch; englische Abstracts sind herzlich willkommen.
Deadline: Beitragsvorschläge schicken Sie bitte als Abstracts von max. 250 Wörtern bis spätestens zum 15. Februar 2026 an beide Organisator*innen:
Marian Burchardt (marian.burchardt(at)uni-leipzig.de) und Insa Pruisken (pruisken(at)uni-bremen.de)