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Care-Transformationen? Praktiken der (Für-)Sorge in ländlichen Räumen

Deadline: 11. November 2022

Ländliche Räume rücken zunehmend wieder in den Fokus der sozialwissenschaftlichen Forschung, es ist gar von ›Land Rush‹ und der ›Wiederentdeckung der Landfrage‹ die Rede (Sippel/Böhme 2022: 117; Belina et al. 2022; Naumann et al. 2021). Soziale Disparitäten und ›infrastrukturelle Verlustnarrative‹ (Neu 2022: 247; Dudek 2021), aber auch Perspektiven auf neue Lebenschancen und soziale Innovationen sind dabei im Blick der Forschung, die gezielt das Land betrachten (z.B. Unthan/Heuser/Kratzer 2022; Belina et al. 2021; Burke et al. 2018).

Dabei speist sich die Forschung trotz aller Widersprüche auch aus der Hoffnung, eine sozial-ökologische Transformation könne von Akteur:innen in ländlichen Räumen neue Impulse im Kampf gegen den Klimawandel erwarten und gesellschaftlichen Wandel auch hinsichtlich neuer landwirtschaftlicher und fürsorglicher Praktiken anstoßen.

Im Kern all dieser Forschung steht der Begriff der Sorge. Die Sorge um eine "Weltökologie" (Anlauf/Backhouse 2022) und Fragen der Extraktion, das Denken rund um die solidarische Care-Ökonomie (Winker 2021) und die Forschung zur Neuordnung von Stadt-Land-Verhältnissen (z.B. Sander 2022) treffen in diesem Diskurs aufeinander, ohne sich unbedingt aufeinander zu beziehen. Im Grunde ist diese Schnittmenge aus Sicht feministisch-ökonomischer Ansätze allerdings keine neue Gemengelage, hatte sie sich doch seit jeher mit Mensch-Natur-Verhältnissen auseinandergesetzt, die heute in den Mittelpunkt der Transformations- wie Landforschung rücken (z.B. Hofmeister/Mölders 2021; Dengler/Lang 2019; Hofmeister et al. 2019). Wir möchten in einem Workshop gezielt diese Schnittmengen betrachten, die eine Forschung zur Transformation von Care in ländlichen Räumen adressiert. Ländliche Commons können ein Ausgangspunkt sein, über die Transformation von Sorge und Praktiken der (Für-)Sorge nachzudenken. Aber gleichzeitig
sehen wir die vorgefundene Praxis auch unter dem Druck rechtspopulistischer Bewegungen wie auch milieuspezifischer Institutionenskepsis, die reflektiert werden muss (z.B. Bude/Haese 2022).

Wie sehen die Impulse aus, die von ländlichen Räumen anlässlich Care- und Klimakrise und Krise der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgehen? Welche spezifisch ländlichen Antworten in Form von Praktiken können wir identifizieren, die Antworten auf diese Fragen und Transformationen geben? Und welche Praktiken der (Selbst-)Sorge für ein offenes, rurales Milieu in ländlichen Räumen lassen sich benennen?

Wir rufen in diesem Kontext zu einer Beteiligung an unserem Workshop an der Universität Kassel am 8. Dezember 2022 auf. Bitte senden Sie Ihre Themen- oder Vortragsvorschläge bis zum 11.11.2022 an haese(at)uni-kassel.de.