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Die Fabrikation und Zirkulation von›Bildung‹ Zur Reflexion bildungsbezogener Kernthemen aus Perspektive der Science and Technology Studies

Deadline: 11. November 2022

STS-hub.de ist eine Konferenzreihe mit dem Ziel, die in Deutschland auf verschiedene akademische Disziplinen, Forschungsinstitute, Netzwerke und Vereinigungen verteilten Forschungsaktivitäten im Bereich der Science & Technology Studies (STS) zu vernetzen, d.h. Organisationen, Labore und Forschungsgruppen zusammenzubringen, die mehr oder weniger eng mit STS verbunden sind. https://sts-hub.de/

Das Panel soll der Auslotung bzw. Entfaltung STS-spezifischer Zugänge in Themenbereichen der Bildung und Erziehung dienen. Vorstellbar wären z.B. Beiträge zu folgenden sowohl wissenschaftstheoretischen als auch feldspezifischen Themenschwerpunkten und Verhältnissen:

Technologien, Praxisensembles und Aktanten der Produktion wissenschaftlichen Wissens zu Bildung und Erziehung: Dass entsprechende Interessensgegenstände und Konzepte aufgrund ihrer vorwiegend geistes- und sozialwissenschaftlichen Bearbeitung gemeinhin nicht zu den technologieintensiven Disziplinen zählen, verkennt, dass auch bildungswissenschaftliche Praktiken maßgeblich auf Technologien, d.h. auf Verfahrensstandards und einer instrumentellen Rationalität basieren (Häußling 1998). Zudem bringt die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit›Bildung‹etc. beständig Aktanten wie z.B. Publikationsorgane, oder Analysesoftware hervor, die maßgeblich an der Hervorbringung der Interessensgegenstände und Wissensbestände mitwirken, bislang allerdings wenig Beachtung finden. Welche Forschungsmethoden und Techniken der Aufbereitung und Weitergabe von Wissen, Modi wissenschaftlicher Praxisreflexion sowie Praktiken der Evaluation, Selektion und Kanonisierung tragen zur (Re-)Produktion bildungsbezogenen Wissens bei? Lassen sich mikropolitische Lagen in Forschungszusammenhängen oder die (zirkuläre)
Herausbildung neuer Interessensgebiete, Forschungsbereiche und Schulen finden?

Hegemonien, Konkurrenzen und Interferenzen in der (diskursiven) Herstellung und Zirkulation bildungsbezogener Interessensgegenstände: Die STS erhellt nicht zuletzt auch machtanalytische Aspekte: Die Herausbildung und Zirkulation hegemonialen Wissens, die Durchsetzung bestimmter Theorietraditionen oder die Ausdehnung einzelner Forschungsmethoden müssen in ihrer Kontingenz reflektiert werden. Dies gilt insbesondere auch auf konzeptioneller und begrifflicher Ebene: Gegenstände und (Kern-)Konzepte zeichnen sich trotz ihrer z.T. erheblichen definitorischen Strenge immer auch durch eine Unschärfe der Bedeutung bzw. Polysemie aus, die gerade durch den Anspruch wissenschaftlicher Exaktheit verdeckt wird; sie wirken dabei aber durchaus zentrifugal und helfen, eine richtungslosen Zirkulation zu korrigieren (Keiner 2019). Wie können Durchsetzungskämpfe, die selektive Wahrnehmung oder eben Nicht-Wahrnehmung von
zirkulierenden Wissensangeboten in der Etablierung von neuem Wissen zu bildungsspezifischen Themen untersucht werden? Inwiefern lässt sich eine feministische Wissenschaftskritik (Haraway 1995) auf das situierte Wissen zu Bildungsthemen zum einen und Technologien der Wissensproduktion zum anderen anwenden?

Konventionen und Methodologien der Bearbeitung bildungsbezogener Wissensgebiete:›Non-reaktive‹Forschungsinstrumente naturwissenschaftlich orientierter Bildungsforschung erzeugen ebenso wenig einen unverstellten Blick auf die›Natur‹der Dinge wie›gegenstandsangemessene‹Verfahren hermeneutischer Zugänge. Welche Wissenschaftskonventionen und Methodologien konstruieren nicht nur ihre Gegenstände, sondern schaffen umfassende, vernetzte Wissenspanoramen? Wie lässt sich das Verhältnis von STS, (erziehungs-)wissenschaftlicher Beobachtung und den Gegenstand›Bildung‹umschreiben, wenn spezifische Konstitutionen von Beobachtungs-, Rekonstruktions- und Interpretationskonventionen ins Verhältnis gesetzt werden? Können z.B. Bezüge von der Idee der Labor- und Versuchsschule zur anthropologischen
Betrachtung des Labors (Latour & Woolgar 1979) hergestellt werden?

Das Panel ist eines von drei gemeinsam organisierten Foren im STS-hub, die auf eine STS-informierte Diskussion erziehungs- bzw. bildungswissenschaftlicher Themen und Gegenstände orientiert sind. Die
anderen Panels behandeln 1. die Beziehungen zwischen Erziehungswissenschaft und STS (Erziehungswissenschaft meets Science & Technology Studies, S. Hofbauer) und 3. die Bearbeitung hochschulorganisationaler Themen aus Perspektive der STS (Universität als Kontext der Produktion, Zirkulation und Transformation, J. Elven). Eine Publikation der Panel-Beiträge in einem gemeinsamen
Sammelband wird von uns parallel vorbereitet.

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (max. 2.500 Zeichen) bis zum 11.11.2022 an: julia.elven(at)fau.de & hofbauer(at)hsu-hh.de