Differenzierungen sind allgegenwärtig. Wir differenzieren anhand von Geschlecht, Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Bildungsabschluss, um nur einige prominente Differenzkategorien zu nennen. Mithilfe dieser Unterscheidungen stellen wir eine soziale Welt her und ordnen diese. In unserem Workshop betrachten wir diese Differenzierungen als eine Konstruktion, die wir als Produkt von sinnhaft strukturierten Interaktionsprozessen verstehen.
Am 19. und 20. Oktober 2023 wird der Workshop an der Universität Bielefeld stattfinden, in dem wir uns mit theoretischen Perspektiven auf Differenzierungen und ihren methodischen sowie empirischen Konsequenzen auseinandersetzen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Reflexion dieser Differenzierungen. Wir möchten in dem Workshop darüber sprechen, wie wir als Forschende mit Kategorisierungen und ihren Folgen umgehen. Differenzierungspraktiken verstetigen Kategorisierungen von Kollektiven, die zu Bezeichnungen wie etwa Hooligans, Clans oder Aktivist*innen führen. Dabei beruhen diese Bezeichnungspraktiken auf einem kontingenten Wechselspiel aus Fremdzuschreibungen und subjektiven Herstellungen von Zugehörigkeiten. Auch Forschung zu anderen Kollektiven wie Migrant*innen oder Alleinerziehenden beinhalten die Konstruktion von Zugehörigkeiten aufgrund gemeinsamer Merkmale und bestimmter zugeschriebener Eigenschaften. Es wird also deutlich, dass in der Be- oder Erforschung von Kollektiven ein Moment der kategorialen Konstruktion enthalten ist. Diese Kategorisierung von Akteur*innen und sozialen Zusammenhängen findet in allen Phasen eines Forschungsprozesses statt und sollte stetig von reflexiven Auseinandersetzungen begleitet werden.
Auf der einen Seite wollen wir die Position beleuchten, die Kategorien konstruiert und dadurch Differenzen herstellt. Auf der anderen Seite wollen wir die Subjektpositionen, die durch Kategorisierungen entstehen, beleuchten und darin enthaltene Subjektivierungsprozesse nachvollziehen. Darüber hinaus möchten wir diese beiden Perspektiven mit der Reflexion der eigenen Forschung verknüpfen und gemeinsam in einen Austausch über method(olog)ische und analytische Herausforderungen kommen.
Daraus ergeben sich drei Schwerpunkte mit unterschiedlichen Fragerichtungen, zu denen wir Sie einladen möchten, Beiträge einzureichen. Dazu haben wir folgende mögliche Fragen zusammengestellt, die Sie gerne durch Ihre eigenen Perspektiven und Forschungen ergänzen können.
a.) Perspektive der Grenzvollziehenden
Wie wird unterschieden, wer dazugehört und wer nicht? Wer ent- und unterscheidet? Wie stellen sich Aushandlungen oder Machtverhältnisse innerhalb dieses Prozesses dar?
b.) (Kategoriale) Positionierungen der Subjekte
Wie gehen die Subjekte mit bestimmten Kategorisierungen um? Wie werden sie stabilisiert oder aufgelöst? Wie reagieren Akteur*innen auf Differenzierungen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Subjekte aus den spezifischen Zuschreibungen?
c.) Reflexion von Differenzierungen
Inwiefern stellt der Forschungsprozess einen Konstruktionsprozess von Differenzkategorien dar? Wie kann mit der eigenen Beteiligung an diesen Konstruktionsprozessen umgegangen werden? Wie sollte eine Reflexion von Differenzierungen im Forschungsprozess aussehen?
Geplant sind Kurzvorträge von etwa zwanzig Minuten. Geben Sie bei Ihrer Einsendung bitte an, ob Sie sich für eine aktive (Vortrag) oder passive Teilnahme interessieren. Für eine aktive Teilnahme bitten wir um eine Zusammenfassung Ihres Vortrages. Für eine passive Teilnahme bitten wir Sie, Ihr Interesse an dem Workshop in ein paar Zeilen zu begründen. Für den Workshop können sich aktiv Teilnehmende auf einen Reisekostenzuschuss in Höhe von 100€ und eine Übernachtung in einem Apartment des Studierendenwerks der Universität Bielefeld bewerben. Dafür ist eine kurze Anmerkung in Ihrer Einreichung ausreichend.
Wir freuen uns auf die Einsendung Ihrer Beiträge (etwa eine halbe Seite) mit Angabe, ob Sie aktiv oder passiv teilnehmen und ob Sie sich um einen Reise- und Übernachtungskostenzuschuss bewerben bis zum 30.06.2023 an Dr. Katharina Leimbach (katharina.leimbach(at)uni-bielefeld.de) und Stella Nüschen (stella.nueschen(at)uni-bielefeld.de). Weiterhin sind ausgewählte Keynotes neben den Vorträgen der Teilnehmenden geplant, die zu den unterschiedlichen Perspektiven einen Input geben werden.
Dr. Katharina Leimbach (katharina.leimbach(at)uni-bielefeld.de)
Stella Nüschen, M.A. (stella.nueschen(at)uni-bielefeld.de)