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Herausforderungen und Potenziale in ›heiklen‹ Forschungsfeldern – multidisziplinäre Perspektiven

Deadline: 08. Juli 2024

Empirische Sozialforschung ist stets mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Forschung in sozialen, politischen, (inter)kulturellen und transnationalen Kontexten, die inter- oder multidisziplinäre Ansätze erfordert, potenziert diese Herausforderungen erheblich und zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Diese beginnen bereits beim Zugang zu den Forschungsfeldern und erstrecken sich bis zur methodischen und theoretischen Neukonzeption, wie etwa die Kritik am methodischen Nationalismus zeigt (Wimmer und Glick Schiller 2003). Umfassend diskutiert werden ebenjene Konsequenzen unter anderem in den Sammelwerken von Roslon und Bettmann (2019) zur interkulturellen qualitativen Sozialforschung, von Poferl und Reichertz (2015) zu den Zugängen zu ethnographischen Forschungsfeldern sowie von Kaufmann und Wilz (2024) zu den methodologischen, empirischen und forschungspraktischen Krisen des Feldzugangs.

Die Herausforderungen intensiveren sich insbesondere bei sogenannten ›heiklen‹ Forschungsfeldern. Diese bezeichnen Forschungsthemen, die unter erschwerten Bedingungen untersucht werden können. Solche Bedingungen ergeben sich beispielsweise aus: 1) möglichen Konflikten mit der gängigen Forschungsethik, 2) schwer zugänglichen Forschungsfeldern bei empirischen Datenerhebungen oder 3) forschungspolitischen Gründen, die zur Ablehnung vermeintlich unpopulärer Themen, Zugänge oder Methoden führen. Die Begrifflichkeit der ›heiklen Forschungsfelder‹ findet sich explizit bei Froschauer und Lueger (2020), die sie in Bereichen mit unterschiedlichsten ›Zugangsrestriktionen‹ sehen, die aber dennoch über die Forschung erschlossen werden müssen, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Sozialsystemen zu ermöglichen. Der Begriff ›heikel‹ wird hier somit mehrdeutig verwendet und kann sich sowohl auf individuelle Forschungskontexte, Forschungszugänge als auch auf Forschungsanträge beziehen.

Gleichzeitig bieten heikle Forschungsfelder vielfältige Potenziale indem sie bisher unerforschte soziale Phänomene untersuchen, die Zusammenarbeit zwischen Disziplinen fördern, der Zusammenarbeit in Forschungsgruppen Adaptivität und Reflexivität abverlangen, Ansätze in der Forschungsethik weiterentwickeln und die Entwicklung neuer methodischer Ansätze und die Theorienbildung voranbringen.

Der geplante Workshop widmet sich der Auseinandersetzung mit u. a. folgenden Themen:

  • Fehlende, schwierige und ›scheiternde‹ Feldzugänge, beispielsweise unter Kriegs- und Krisenbedingungen
  • Problematiken bei der Finanzierungssuche und erschwerten Antragstellung, etwa aufgrund fehlender disziplinärer oder programmspezifischer Passung bei inter- oder transdisziplinären Projekten
  • Kooperation und Interaktion in multi- und interdisziplinär angelegten Forschungsteams
  • Herausforderungen der (Projekt-)Forschung in multidisziplinären bzw. -methodischen/- paradigmatischen/-perspektivischen Teams, Zusammenhängen, Forschungswerkstätten und/oder Instituten etc.
  • Interaktionen zwischen Forschungsteams und den Personen im Feld während und nach der Forschungsphase

Ziel des Workshops ist die Vorstellung und Diskussion dieser Themen und verwandter Forschungsfragen und -projekte. Es geht darum, die Probleme und Herausforderungen zu identifizieren und zu reflektieren sowie mögliche Lösungsansätze zu entwickeln.

Anmeldung: Der Workshop ist auf 20 Plätze begrenzt. Interessierte melden sich bitte verbindlich bei Halyna Leontiy (halyna.leontiy1(at)uni-goettingen.de) bis zum 08.07.2024 an. Schicken Sie dazu bitte ein kurzes Abstract (bis 300 Wörter) im pdf-Format mit Ideen oder Hürden aus der Forschungspraxis und Angaben zu Ihrer Person. Sie erhalten Anfang August eine Rückmeldung von uns. Organisatorische Fragen kann Ihnen Frau Kisters (elke.kisters(at)uni-goettingen.de) beantworten.