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Klassifizierungen und ihre Implikationen für die Soziologie: Eine Diskussion zur Reproduktion sozialer Ungleichheit

Deadline: 15. April 2024

In der dreistündigen Sitzung widmen wir uns dem Thema der ›Klassifizierungen in der soziologischen Community‹. Die Paneldiskussion erkundet, inwiefern Klassifizierungen innerhalb der Soziologie als Disziplin soziale Ungleichheit etwa durch Lehr- oder Berufungspraktiken mitproduzieren, aber auch wie sie wissenschaftliche Auseinandersetzungen innerhalb der eigenen und in der Auseinandersetzung mit anderen Fachgesellschaften sowie auch mit der Politik und der Zivilgesellschaft beeinflussen.

Soziologische Forschung hat eine lange Tradition der Untersuchung und Kritik sozialer Strukturen, die Ungleichheit reproduzieren. Jedoch bleibt die Reflexion über die Rolle der Soziologie selbst in diesem Prozess oft hinter ihren Möglichkeiten. Unsere Diskussion zielt darauf ab, einen kritischen Dialog zu fördern, indem sie die Bedingungen und Konsequenzen von Klassifizierungen innerhalb der soziologischen Gemeinschaft beleuchtet. Im Zentrum steht die Frage, in welcher Weise die Soziologie durch ihre Praktiken, Strukturen und methodologischen und konzeptionellen Ansätze zur Perpetuierung u.a. durch Ausblendung von Ungleichheiten beiträgt.

Ein erster Fokus liegt auf der Analyse des Studienerfolgs und Studienbedingungen im Sinne der soziologischen Selbstidentifikation und des Zugangs zum wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Arbeitsmarkt vor allem unterrepräsentierter Gruppen, d.h. Studierender, etwa aus nicht-akademischen Haushalten (›First-generation-students‹) und aus Familien mit Migrationsgeschichte bzw. Fluchterfahrungen oder aus queeren Gemeinschaften. Zudem soll es um die Repräsentanz von/der Soziolog:innen in der Öffentlichkeit gehen, beispielsweise von weiblich gelesenen Soziolog:innen in den Medien. Dabei soll empirisch fundiert diskutiert werden, wie die Repräsentanz dieser Gruppen durch die bestehenden Klassifizierungssysteme innerhalb der akademischen Welt, öffentlicher soziologischer Diskurse und der soziologischen Community beeinflusst wird. Es ist dabei auch zu diskutieren, was die Soziologie in Deutschland an dieser Stelle im Vergleich zu anderen Disziplinen leistet.

In einem zweiten Schwerpunkt widmet sich die Diskussion dem Zusammenhang epistemischer Grenzen und sozialer Ungleichheit. Dass die Publikationstechniken und -logiken (nicht nur) in unserem Fach einen theoretischen Mainstream fördern, ist seit Langem bekannt. Darüber hinaus möchten wir allerdings fragen, durch welche anderen Entscheidungen und Mittel soziale Ungleichheit in der Fachdiskussion und wissenschaftlichen Ergebnissen reproduziert wird. Dabei soll es um empirische Erkenntnisse genauso gehen wie um kritische Beiträge von Seiten aller Statusgruppen des Fachs.

Das Format beabsichtigt durch den Austausch zwischen etablierten Soziolog:innen, Early Career Scientists und Vertreter:innen unterschiedlicher Statusgruppen, einen konstruktiven Dialog zu fördern. Ziel ist es, Diskussionen über die Relevanz sozialer Ungleichheit in der

Disziplin anzuregen und womöglich auch Strategien zu entwickeln, wie die Soziologie in ihrer Fachidentität inklusiver gestaltet werden kann.

Wir wünschen uns Beiträge von allen Statusgruppen (insbesondere freuen wir uns auch über Beiträge von Studierenden) zu den oben genannten Themen. Bitte sendet bis zum 15.04.2024 ein Abstract von max. 3.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) an karstein(at)uni-leipzig.de in deutscher oder englischer Sprache.

Die Rückmeldung über die Annahme der Beiträge erfolgt im Mai 2024.