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Narrationen und Ressourcenproteste: Fiktionale und faktuale Perspektiven aus Literaturwissenschaft und Soziologie

Deadline: 30. Juni 2025

Konflikte um Land, Wasser und (Regen-)Wälder oder Rohstoffe wie Holz, Öl, Sand oder seltene Erden gehören zu den drängendsten gesellschaftlichen, ökologischen und politischen Herausforderungen der Gegenwart. Kriegs- bzw. Friedensverhandlungen werden über Fragen von Bodenschätzen geführt und parteipolitische Programmatik unterscheidet sich auch darin, wie viel Klimaschutz sie integriert. Dabei deuten solche Konflikte nicht nur auf ökologische und ökonomische Krisen, sondern bringen auch Formen zivilen Protest hervor. Narrative spielen dabei eine zentrale Rolle: Protest wird erzählt und erzählend begleitet, sowohl in der Realität sozialer Bewegungen als auch in literarischen Texten über solche Proteste.

Während ökokritische Perspektiven häufig die Auswirkungen anthropogener Eingriffe auf Ökosysteme thematisieren, geraten Fragen der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit und damit verbundene Verteilungskämpfe oftmals in den Hintergrund. Ansätze der politischen Ökologie wie bei Bruno Latour oder im New Materialism betonen dagegen die enge Verbindung von Natur, Politik und sozialer Teilhabe. Rohstoffe bezeichnen materielle Stoffe. Als Ressourcen gelten sie dort, wo sie politisch beansprucht, ökonomisch verfügbar gemacht oder narrativ legitimiert werden – sei es in Konflikten um Gemeingüter, in kolonialen Aneignungslogiken oder in ideologisch aufgeladenen Diskursen um Land, Boden und Volk. Ressourcen erscheinen dann als politische Protestfelder, in denen Fragen von Zugangs-, Verteilungs- und Umweltgerechtigkeit einerseits und die Bewohnbarkeit der Erde andererseits verhandelt werden. In fiktionalen und faktualen Erzählungen werden diese Konflikte ebenso sichtbar wie Vorstellungen gerechterer Politiken zwischen Mensch, Natur und Ressourcen – nicht nur in gegenwärtigen, sondern auch in historischen Narrativen, etwa im Kontext agrarischer Ordnungen, kolonialer Expansion, romantischer Naturauffassungen oder marxistisch geprägter Protestliteratur im Vormärz.

Der Workshop widmet sich der Analyse dieser Narrationen und Narrativen von Ressourcenprotesten aus einer interdisziplinären Perspektive: Er bringt Literaturwissenschaft, Erzählforschung und soziologische Protest- und Transformationsforschung miteinander ins Gespräch. Im Zentrum steht die Frage, wie Erzählformen soziale Bewegungen strukturieren, legitimieren und mobilisieren und wie sie im Kontext von Ressourcenkonflikten zugleich Vorstellungen von politischer Teilhabe, Umwelt-/Klimagerechtigkeit und Ressourcennutzung und -verteilung verhandeln.

Beiträge zu literarischen und nicht-literarischen Erzählungen können sich beispielsweise folgenden Aspekten widmen:

  • Erzählstrukturen (öko-)politischer Proteste: Erzählen als Mittel der Mobilisierung, Identitätsbildung und kollektiver Aushandlungsprozesse sozialer und ökologischer Ressourcenkonflikte.
  • Narrative Dynamiken in der politischen Ökologie: Erzählte Proteste im Spannungsfeld von›Gesellschaftsvertrag‹›Naturvertrag‹und politischer Teilhabe.
  • Ressourcengerechtigkeit, Protest und Klassenverhältnisse: Narrative von Zugang, Verteilung und Ausbeutung – zwischen marxistischen Konflikterzählungen, bäuerlichen Protestformen und Gegenentwürfen zur kapitalistischen Naturaneignung im Zeichen der›Klimakrise‹/li>
  • Protest als soziale Praxis zwischen Fakt und Fiktion: Ästhetische, performative und narrative Strategien sozialer Bewegungen zwischen Fiktionalität und Faktualität.
  • Poetologien des Widerstands: Genres, Erzählverfahren und ästhetische wie mediale Inszenierungen von Protest um Wasser, Land oder Boden in literarischen wie öffentlichen Räumen.

Willkommen sind Beiträge, die sich in literarischen, kulturwissenschaftlichen oder soziologischen Perspektiven der Verbindung von Erzählen, Protest, Teilhabe und Ressourcen widmen. Werknahe Analysen literarischer Texte sind dabei ebenso spannend wie Untersuchungen faktualer Narrative und hybrider Erzählformen zwischen Fakt und Fiktion.

Der Workshop findet vom 05.–07. November 2025 in Wuppertal statt. Reise- und Übernachtungskosten können voraussichtlich übernommen werden. Eine Veröffentlichung der Beiträge wird angestrebt. Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (max. 400 Wörter) für einen 30-minütigen Beitrag sowie eine kurze biobibliographische Notiz in einer Datei bis zum 30. Juni 2025 an Dr. Sabrina Huber: sahuber(at)uni-wuppertal.de.