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Organisierte Halbbildung. Studieren 20 Jahre nach der Bologna-Reform

Deadline: 04. Juni 2023

Das Thema des Sammelbandes sind die gegenwärtigen Studienbedingungen in der neoliberalen Universität, die vor allem durch die Bologna-Reform geprägt sind. Die Beiträge des Buches sollen sowohl das individuelle Erleben als auch Forschungsergebnisse, theoretische Konzepte und Thesen der Autor*innen beinhalten und so über verschiedene Textformen und Perspektiven hinweg einen umfassenden Blick auf Studium und Universität ermöglichen. Unser Fokus beruht dabei vor allem auf der Sichtbarmachung von studentischen Erfahrungen, die bislang unterrepräsentiert sind.

Der Titel des dreiteiligen Sammelbandes spiegelt unsere Diagnose wider, die dem Buch zugrunde liegt: Das aktuelle Universitätssystem produziert lediglich Organisierte Halbbildung – eine entfremdete Form der Bildung, die auf zweckrationale Kalküle ausgerichtet ist. Der Begriff der Halbbildung entstammt Theodor W. Adornos 1959 verfassten Textes ›Theorie der Halbbildung‹. Die Bologna-Reform hat diese Form der Bildung organisiert und in die Grundfesten der Hochschulen eingeschrieben.

Diesen Prozess in seiner Genese zu analysieren und in seinen Konsequenzen zu kritisieren, ist Inhalt der ersten beiden Teile des Buches. Der dritte Teil widmet sich utopischen Perspektiven: Die Transformation hin zu dem neoliberalen, verkürzten Bildungsverständnis ist ideologisch wie praktisch weder abgeschlossen noch alternativlos. Auch heute existieren Freiräume für kritisches Denken und widerständige Praktiken, in denen im Hier und Jetzt der Keim einer anderen Bildungspolitik steckt und deren Potenzial in unserem Buch ein zentraler Stellenwert zukommen soll.

Als Autor*innen für die Beiträge stellen wir uns Studierende vor, deren Perspektiven durch Texte von Personen aus Wissenschaft und Öffentlichkeit über disziplinäre Grenzen hinweg ergänzt werden sollen. Wichtig ist uns dabei, Positionen und Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die in bisherigen Debatten überhört wurden, deren Einsichten jedoch für eine umfassende Analyse und Kritik der gegenwärtigen Universität entscheidend sind.

Um gerade dem individuellen und situierten Wissen und Erleben von Personen im Universitätssystem gerecht zu werden, sollen verschiedene Textformen wie z.B. journalistische Essays, Reportagen, Erfahrungsberichte (anekdotisch oder aus der Ich-Perspektive), Interviews oder Gespräche sowie wissenschaftliche Beiträge im Buch nebeneinanderstehen. So soll beim Verfassen der Texte künstlerische Freiheit garantiert werden und das von uns kritisierte regelkonforme, starre Anspruchsdenken der Universität nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die Form der Buchbeiträge unterbrochen werden.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Interessierte können sich thematisch zwischen den drei Teilen des Buches entscheiden: Im ersten Teil soll es um eine Analyse des Bologna-Prozesses und seine Begleiterscheinungen gehen. Der zweite Teil soll sich der Kritik des bestehenden Hochschulsystems, seinen Hierarchien, Bedingungen, Implikationen und Voraussetzungen widmen. Abschließend soll der dritte Teil zu Utopien die Gelegenheit bieten, Antworten im und auf das Gegenwärtige zu suchen und zu formulieren.

So soll ein Buch entstehen, das den Lesenden die Genese der aktuellen Studienbedingungen begreiflich macht, ihnen das Werkzeug für Kritik an die Hand gibt sowie alternative Vorstellungen über das Universitätssystem aufzeigt.

Interessiert? Das sind die Eckdaten:

Wenn Du Interesse an der Anfertigung eines Beitrags (oder mehrerer) zum Sammelband hast, dann sende uns bitte ein Exposé zu Deiner Idee per Mail an organisierte-halbbildung(at)posteo.de bis zum 04. Juni 2023. Das Exposé sollte mindestens eine halbe Seite lang sein und zwei Seiten nicht überschreiten. Du erhältst von uns so früh wie möglich, spätestens aber bis zum 10. Juli 2023, eine individuelle Rückmeldung, ob wir uns die Beitragsidee im Sammelband vorstellen können. Bei einer positiven Rückmeldung treten wir in einen ersten inhaltlichen Austausch mit Dir. Die Beiträge sollen in ihrer finalen Version zwischen 8.000 und 30.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) lang sein und bis zum 03. September 2023 bei uns eingereicht werden.

Wenn Du Fragen oder Schwierigkeiten mit den zeitlichen oder formalen Vorgaben hast, melde Dich unbedingt vorab und zeitnah bei uns. Außerdem kannst Du dich an uns wenden, wenn Du den titelgebenden Text ›Theorie der Halbbildung‹ von Theodor W. Adorno oder Zugang zu unserem Literaturverzeichnis brauchst. Für mehr Informationen zu unserer Arbeit und bisherigen Veröffentlichungen kannst Du unsere Webseite besuchen. Dort ist auch eine erste Version zu unserem Text ›Was ist Organisierte Halbbildung?‹ zu finden, der als Verständnishilfe für unseren Zugang zur Analyse dienen kann, in seiner Form jedoch keine Vorgabe darstellt.

Der fertige Sammelband erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2024 im Transcript Verlag. In diesem Zusammenhang soll es auch eine Konferenz in Frankfurt am Main mit und für alle Beitragenden und Interessierten in Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung geben, bei der die Veröffentlichung des Buches gefeiert und durch inhaltliche Beiträge die Diskussion um aktuelle Studienbedingungen und für eine neue Universität fortgeführt werden soll.

Wir freuen uns auf Deinen Beitrag!

Herausgeber*innenteam:
Lukas Geisler, Clara Gutjahr, David Morley, Lisa Marie Münster, Moritz Richter