Aus dem Inhalt
- Matthias Leanza, Axel T. Paul: Wie der Kolonialismus sich (nicht) denken lässt
- Armin Nassehi, Jochen Zenthöfer, Björn Hirschauer, Stefan Krey, Dirk Baecker: Symposion Plagiate
- Marc Ortmann: Literatureffekte
Identität und Interdisziplinarität
Matthias Leanza, Axel T. Paul
Wie der Kolonialismus sich (nicht) denken lässt
Dieser Beitrag plädiert dafür, die soziologische Kolonialismusdebatte zu öffnen. Er zeigt, dass es einen systematischen Raum für eine soziologische Auseinandersetzung mit diesem Thema gibt, die reflexiv und kritisch verfährt, nicht aber deswegen schon auf post- und dekoloniale Theorien verpflichtet ist. Vielmehr gilt es, sich des gesamten im Fach verfügbaren Repertoires theoretischer, methodologischer und methodischer Zugänge zu bedienen. In Reaktion auf frühere Beiträge in dieser Zeitschrift werden drei Erkenntnishindernisse thematisiert, die einer solchen Öffnung im Wege stehen. Diese betreffen das Verhältnis von Fremdheit und Herrschaft, den Status der komparativen Methode und die Forderung nach paradigmatischer Schließung. Die angestrebte Öffnung geht über die Etablierung einer Speziellen Soziologie kolonialer Herrschaft hinaus, weil sie Grundfragen der Gesellschaftstheorie und des disziplinären Selbstverständnisses berührt; sie beinhaltet die Auseinandersetzung mit post- und dekolonialen Theorien, bleibt aber nicht auf diese beschränkt.
This paper argues for a broadening of the sociological debate on colonialism. It shows that a systematic space for a sociological study of this topic exists that is reflexive and critical without necessarily being committed to post- and decolonial theories. Instead, we argue to make use of the entire repertoire of theoretical and methodological approaches available in the discipline. In response to earlier contributions in this journal, we address three epistemological obstacles that stand in the way of such an expansion. These pertain to the relationship between ›alienness‹ (Fremdheit) and domination, the status of the comparative method, and the call for paradigmatic closure. The expansion of the sociological debate on colonialism we have in mind goes beyond the establishment of a special sociology of colonial domination because it touches on fundamental questions of social theory and the way we conceive of our discipline. In this way, we hope to initiate a broad scholarly discourse on this topic that, while it includes post- and decolonial theories, is not limited to them.
Manuela Boatcă, Marius Meinhof
Was ist ›kolonial‹?
Eine abschließende Replik / A final response
Hier der Text von Leanza und Paul sowie die Entgegnung von Boatcă und Meinhof zum Download.
Forschen, Lehren, Lernen
Armin Nassehi, Jochen Zenthöfer, Björn Hirschauer, Stefan Krey, Dirk Baecker
Symposion Plagiate
Die Autoren setzen sich aus soziologischer, journalistischer und philosophischer Perspektive mit dem Plagiat auseinander. Die Autoren thematisieren neben verschiedenen Ebenen, auf denen Plagiate festgestellt und sanktioniert werden können, auch die Grauzonen zwischen der intentionalen Vortäuschung einer Autorenschaft, der Nachahmung und dem nachlässigen Zitieren. Sie diskutieren die Implikationen des Thought Sharing ebenso wie den mit dem Plagiieren verbundenen Verzicht auf individuelles wissenschaftliches Denken und die Entwicklung eines eigenen logischen Ichs.
The authors deal with plagiarism from sociological, journalistic and philosophical perspectives. The authors address various levels at which plagiarism can be detected and sanctioned, and also the grey areas between intentional pretence of authorship, imitation and careless citation. They discuss the implications of thought sharing and raise the problem of the abandonment of individual scientific thinking and the development of one’s own logisches Ich, both associated with plagiarism.
Marc Ortmann
Literatureffekte
These des vorliegenden Beitrags ist eine Zunahme von soziologischen Texten, die literarische Darstellungen nutzen und in dieser Weise der ›Entliterarisierung‹ trotzen. Um diese Verbindung von Literatur und Soziologie und literarischem und soziologischem Schreiben einzuordnen, wird das Konzept der Literatureffekte vorgestellt. Literatureffekte sind die (un-)bewusste Übernahme literarischer Darstellungen des Sozialen in soziologische Texte. Literatureffekte können sich über Montagen aus literarischen Texten in soziologische einschreiben, sie können aber auch als hybride oder liminale Texte Mischformen von literarisch-soziologischem oder soziologisch-literarischem Schreiben hervorbringen. Die unterschiedlichen Möglichkeiten an Literatureffekten werden an historischen wie aktuellen Beispielen nachvollzogen. Der Beitrag endet mit der Diskussion, inwiefern von einer Literarisierung soziologischer Texte gesprochen werden kann.
The thesis of this paper is the increase of sociological texts that make use of literary representations and in this way resist ›de-literarization‹. In order to classify this connection between literature and sociology, or literary and sociological writing, the concept of literature effects is introduced. Literature effects are the (un)conscious adoption of literary representations of society in sociological texts. Literature effects can inscribe themselves into sociological texts via montages from literary texts, but they can also produce hybrid forms of literary-sociological or sociological-literary writing as hybrid or liminal texts. The various possibilities of literary effects are traced using historical and contemporary examples. The article concludes with a discussion of the extent to which one can speak of a literarization of sociological texts.
DGS-Nachrichten
- Aus dem DGS-Vorstand
- Stellungnahme zum Plagiatsfall Koppetsch
- BMBF Forschungsförderung – Unklarheiten, Verzögerungen, Streichungen
- Veränderungen in der Mitgliedschaft
Berichte aus den Sektionen und Arbeitsgruppen
- Sektion Alter(n) und Gesellschaft
- Sektionen Europasoziologie und Kultursoziologie
Nachrichten aus der Soziologie
- Rita Bischof: In memoriam Elisabeth Lenk
- Habilitationen
- Call for Papers
- Klassenkörper. Zur Körpergeschichte sozialer Ungleichheit, 1770er- bis 1870er-Jahre
- ›Frieden schließen‹: Multidisziplinäre Ansätze zu Friedens- und Versöhnungsprozessen
- Tagungen
- My City is a Battleground: Intersectionality and Urban Violence