Aktuell

›Teilhabebezogene Beratung und Betreuung vulnerabler Personen – Perspektiven qualitativer Forschung‹

Deadline: 01. September 2024

In vielen Feldern sozialstaatlichen Wirkens existieren etablierte und elaborierte Formen des Beratens, Betreuens und Begleitens. Diese richten sich unter anderem an Personen, denen Vulnerabilität zuge- schrieben wird. Wir verstehen Vulnerabilität als eine Zuschreibung, die sich aus einer Kombination aus gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Barrieren und fehlenden oder ungenügenden individuellen Bewältigungsressourcen ergibt. Unser Workshop soll eine Gelegenheit bieten, qualitative Forschung zur Beratung und Betreuung vulnerabler Personen aus unterschiedlichen Themenfeldern (z.B. Arbeitsmarkt, Soziale Arbeit, rechtliche Betreuung, Bildung) und mit unterschiedlichen theoretischen Ansätzen (z.B. Street-Level Bureaucracy, Organisations- und Governancetheorien) miteinander in Austausch zu bringen und zu vernetzen.

Wir möchten uns mit der sozialen Konstruktion von Vulnerabilität verschiedener Personen(gruppen), den Formen des Helfens und der Praxis von Beratungsangeboten befassen. Weiterhin interessieren uns die gesellschaftliche Verhandlung der jeweiligen Problemlagen, die formellen Aufträge und Policies und die organisatorischen Strukturen der Bearbeitung. Schließlich wollen wir auf die in die Beratung und Betreuung involvierten Personen fokussieren. Mit welchen Anforderungen sind Berufsgruppen konfrontiert, die Beratung und Betreuung erbringen, und welche Erfahrungen machen Menschen, an die sich die Angebote richten?

Wir freuen uns insbesondere über Beiträge, die sich qualitativ-empirisch mit folgenden Personengruppen, Beratungs- und Betreuungskontexten befassen:

  • Migrant*innen und Personen mit Fluchterfahrung: Migrantisch gelesene Menschen sind mit mannigfachen Zuschreibungen bezüglich ihrer Fähigkeiten und Hemmnisse sowie vermeintlichen Besonderheiten hinsichtlich ihres Betreuungs- und Beratungsbedarfs konfrontiert. Wir möchten diesen Zuschreibungen sowie der darauf aufbauenden sozialen Beziehung aus einer reflexiven Perspektive nachgehen.
  • Rehabilitand*innen und Menschen mit (Schwer-)Behinderungen: Oft bestimmt ein defizitorientiertes Denken gesetzliche Regelungen und organisationale Handlungspraktiken in Bezug auf Menschen mit Behinderungen. Wir interessieren uns für Beiträge, die Behinderung demgegenüber als dynamische und soziale Konstruktion begreifen und sich mit den Bedingungen befassen, die Vulnerabilität von Menschen mit Behinderungen verstärken oder versuchen, dieser entgegenzuwirken.
  • Praxis der Beratung, Betreuung und Unterstützung: Leistungen der Beratung, Betreuung und Unterstützung werden in der Regel für Personen erbracht, denen eingeschränkte Fähigkeiten zur Bewältigung von Krisen oder Alltagssituationen zugeschrieben werden. Auch beim Übergang in das Erwerbssystem gewinnen solche Dienstleistungen zunehmend an Bedeutung (z.B. unter dem Label ›Coaching‹). Wir wollen die verschiedenen Handlungskontexte, Handlungsformen, Ziele und Kompetenzen untersuchen, welche die Praxis der Dienstleistungen unddamit auch die Beziehungen zwischen dem dafür eingesetzten Personal und den Klient*innen prägen.
  • Beratungs- und Betreuungsprozesse und ihr organisationaler Kontext: In den verschiedenen institutionellen Kontexten der Arbeitsverwaltung, der Sozialen Arbeit und der Bildung treffen Street-Level Bureaucrats (wie Fachkräfte, Berater*innen etc.) auf Personen in schwierigen Lebenslagen. Uns interessiert, wie sie mit ihnen im Rahmen ihrer institutionellen Logiken interagieren, ihr Beratungswissen anwenden und möglicherweise Arbeitsbündnisse eingehen, um zur Überwindung der prekären Lebenslagen beizutragen. Auf der anderen Seite interessiert uns die Perspektive der Personen, die Beratungsleistungen in Anspruch nehmen.

Wir erbitten Abstracts (maximal 300 Wörter) bis zum 1. September 2024 an folgende Adresse: workshop-vulnerabilitaet(at)iab.de. Gerne können nicht abgeschlossene Projekte vorgestellt werden. Aus dem Abstract sollte der Bearbeitungsstand hervorgehen. Beiträge zu anderen als den oben genannten vier Schwerpunkten können eingereicht werden, soweit sie sich auf das übergeordnete Thema des Workshops beziehen. Wir möchten ausdrücklich auch jene Personen zur Einreichung ermutigen, die sich selbst dem ›wissenschaftlichen Nachwuchs‹ zurechnen würden.

Der Workshop wird am 7. und 8. November 2024 im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, Regensburger Straße 100, als Präsenzveranstaltung stattfinden. Ein virtuelles Format ist nicht geplant.

Reisekosten können auf Anfrage im Einzelfall übernommen werden.