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Vielfältige Perspektiven auf Männlichkeiten und Körperformierungen: Eine interdisziplinäre Tagung

Deadline: 15. Januar 2026

In der Auseinandersetzung mit Männlichkeit hat der Körper eine besondere Stellung: Sei es die Formung des Körpers durch Sport-, Fitness- und Ernährungspraktiken, wie sie in Social Media von Influencern idealisiert werden, sei es der Anspruch an eine gewaltbereite und wehrhafte Männlichkeit, wie sie gegenwärtig von rechten Akteuren gefordert wird, aber auch in aktuellen Kriegskontexten werden heroische Männlichkeitsideale erneut angerufen. Auch bezüglich emotionaler Empfindungen wie Berührung und Empfindsamkeit in Paar- und Vater-Kind-Beziehungen spielt der Körper eine Rolle. Die queere Auflösung normativ-maskuliner Körper durch Hormonpräparate oder prothetische Erweiterungen geben weitere Hinweise auf die Vielfältigkeit in der Verhandlung von Männlichkeiten und Körper.

Auch wenn der Körper in der Konstruktion von Männlichkeit eine besondere Stellung hat, bleiben vielfältige Momente der Körperlichkeit in der Auseinandersetzung um Männlichkeiten vage. In der kritischen Männlichkeitsforschung wird der Körper oftmals als soziales Produkt gesellschaftlicher Normen, Praktiken und Diskurse verstanden. Der Körper ist darin ausübende Kraft aktueller und historischer Geschlechter- bzw. Gesellschaftsverhältnisse, aber auch sozio-kulturelles Gedächtnis. Insbesondere dominantes, risikoaffines bis hin zu gewaltvollem Handeln werden darin auch als körperliche Ausdrucksweisen hegemonial männlicher Ideale gesehen, die dazu dienen, eine übergeordnete Position innerhalb des Geschlechtergefüges einzunehmen.

Die feministischen Strömungen des New Materialism, Affect Studies oder des Post- bzw. Transhumanismus stellen insbesondere die soziale Wirkungsweise des Körpers in Frage, indem sie die Widerspenstigkeit, Relationalität, Nicht-Menschlichkeit und das Nicht-Dualistische des Körpers hervorheben. Daran anknüpfend zielen wir mit der Tagung darauf ab, aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Raum für einen interdisziplinären Austausch zu öffnen, um sich dem ambivalenten Verhältnis von Männlichkeiten und Körperformierungen aus unterschiedlichen feministischen Perspektiven zu nähern. Gerade die widersprüchlichen, von der Gesellschaft getragenen, Konzeptionen des Körpers als Leib, sozialer Körper, Materialität, Affekt oder Verkörperung sind es, die miteinander ins Gespräch gebracht werden sollen.

Für die Tagung möchten wir dazu einladen, laufende Projekte, Qualifikations- bzw. Forschungsarbeiten und theoretische wie praktische Auseinandersetzungen unterschiedlicher Disziplinen einzubringen. Wir freuen uns über Beiträge aus folgenden und verwandten Fachrichtungen,

  • Sozialwissenschaften, soziale Arbeit, Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Theaterwissenschaften, Gesundheitswissenschaften, Philosophie
  • außerdem möchten wir künstlerische Arbeiten zu Männlichkeiten und Körperformierungen einladen, um eine kreative Auseinandersetzung neben den wissenschaftlichen Beiträgen zu ermöglichen.

Ganz herzlich eingeladen sind Studierende wie WissenschaftlerInnen verschiedener Qualifizierungsstufen (insbesondere NachwuchswissenschaftlerInnen), KünstlerInnen und Personen, die aus der (ehrenamtlichen/angestellten) Praxis zu Körperformierungen und Männlichkeiten arbeiten, einen Beitrag einzureichen. Die Tagung wird an der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 05. und 06. Juni 2026 stattfinden. Zudem ist ein Sammelband auf Grundlage der Tagung geplant. Abstracts für einen Vortrag (max. 300 Wörter) können bitte bis zum 15. Januar 2026 an maennlichkeiten(at)uni-jena.de gesendet werden.