Aktuell

›Weniger‹

Deadline: 20. März 2023

Vergleichsweise leicht lassen sich gesellschaftliche Konflikte befrieden, wenn es nur um die Verteilung von Zuwächsen geht. Schwierig wird es hingegen, wenn mit einem ›Weniger‹ umgegangen werden muss, wenn es gilt, sich einzuschränken, zu verzichten oder Privilegien aufzugeben. INDES möchte sich daher in Heft 3/2023 dem Topos ›Weniger‹ widmen.

Bescheidungsimperative begegnen uns insbesondere im Zuge des Klimawandels (z. B. weniger Fleischkonsum, weniger PS-starke Autos und Innenstadtparkraum, Tempolimit, seltenere Flugreisen), des demografischen Wandels (z. B. die aktuelle Rentenreform in Frankreich) sowie der Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine (Inflation, Energiesparen). Was sind die Veränderungsnotwendigkeiten, wie werden diese vermittelt, wie reagiert die Bevölkerung hierauf, welche Instrumente sind erfolgversprechend? Wann und wo hat Verzicht historisch funktioniert oder wurde er literarisch oder popkulturell vorgedacht, und taugen diese Beispiele als Blaupause für künftige Zumutungen? Welche ›Trade-offs‹ existieren – ist etwa der rasche Ausbau erneuerbarer Energien nur mit weniger Bürgerbeteiligung zu haben? Ist im Lichte der massiven Herausforderungen, wo Appelle und Anreize nicht greifen, eine Rehabilitierung der verpönten
›Verbotspolitik‹ vonnöten?

Das Heft soll aber auch einige Beiträge enthalten, die sich abseits dieser Großbaustellen mit einem ›Weniger‹ beschäftigen, vielleicht auch im Sinne eines less is more mit freiwilliger Selbstbescheidung – zu denken wäre hier etwa an gesellschaftliche Trends wie Minimalismus, an die Versprechungen des ›einfachen guten Lebens‹ in sog. Tiny Houses, auch an Enthaltsamkeit und die Attraktivität eines Klosterlebens (zumindest auf Zeit). Auch die Etablierung der Kleinfamilie als dominantes Lebensmodell – ob selbst gewählt oder staatlich vorgegeben – ließe sich aus der Perspektive des ›Weniger‹ ergründen, wie auch die aktuelle Wahlsystemreform, zu deren Realisierung zahlreiche Abgeordnete ihre eigenen Wiederwahlambitionen hintanstellen müssen.

Des Weiteren gibt es in jedem Heft mit den ›Perspektiven‹ einen ›freien Teil‹; wir freuen uns also auch über thematisch anders gelagerte Einreichungen.

INDES wird nach zehn Jahrgängen an der Universität Göttingen unter der Herausgeberschaft von Prof. Franz Walter seit 2022 von Prof. Frank Decker an der Universität Bonn herausgegeben. Die interdisziplinär ausgerichtete ›Zeitschrift für Politik und Gesellschaft‹ (Untertitel) möchte Forschungsergebnisse nachvollziehbar und interessant präsentieren sowie politisch-gesellschaftliche Debatten anstoßen und mit
originellen Beiträgen bereichern. Idealerweise gehen dabei Inhalt und Form Hand in Hand: Wichtig ist uns der ›gute Stil‹; die Beiträge sollen möglichst verständlich und anregend formuliert sein, ihre Lektüre sowohl Erkenntnis als auch Freude bereiten. Neben der klassischen Analyse eröffnet INDES auch andere Formate wie Porträts, Inspektionen, Interviews, Kommentare und Kontroversen. Insbesondere für Wissenschaftler:innen in der Qualifikationsphase bietet INDES zudem ab sofort die neue Rubrik ›Abhandlung‹ mit einem Double-Blind-Peer-Review-Verfahren an (sowohl für Beiträge zum Schwerpunkt als auch zum ›freien Teil‹). Alle Beiträge durchlaufen zudem ein doppeltes Redigat durch die INDESRedaktion.

Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) bitte bis zum 20. März an: indes(at)uni-bonn.de. Wir teilen unsere Entscheidung bis zum 4. April mit. Die Einreichungsfrist der Beiträge (rund 20.000 Zeichen) wäre dann der 9. Juni (für ›Abhandlungen‹ mit Peer-Review-Verfahren, sofern sie im ›Weniger‹-Schwerpunkt von Heft 3/2023 erscheinen sollen, der 17. Mai); das Heft soll im September 2023 erscheinen.