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Identität und Interdisziplinarität
Renate Mayntz
Paradigm Shifts in Macrosociology
Dieser Aufsatz betrachtet Veränderungen in makrosoziologischen Gesellschaftsvorstellungen, die traditionell von der primitiven über die mittelalterlich geschichtete Gesellschaft zur funktionell differenzierten modernen Gesellschaft führen. Verändert man die systemtheoretische zu einer akteurtheoretischen Perspektive, die mit Populationen individueller Akteure und Organisationen als kollektiven Akteuren arbeitet, werden wichtige strukturelle Veränderungen in westlichen Gesellschaften sichtbar. Die wichtigsten Veränderungen betreffen die ökonomische Globalisierung und die finanzielle Internationalisierung. Eine zunehmend flexibel agierende Population individueller Akteure und auf eng definierte Ziele orientierte Organisationen führen zu einer Situation, die heute als Instabilität wahrgenommen wird, obwohl ihre Ursachen über ein halbes Jahrhundert zurück reichen.
This paper looks at changes in macrosociological paradigms for social development that traditionally stretch from the primitive society through the stratified medieval society to the image of a functionally differentiated modern society. Changing the perspective from a systems theoretical view of societies to an actor perspective, I focus on populations of individual actors and organizations as collective actors. Over recent decades, important structural changes in the nature of populations and of organizations have taken place in the Western world. The most important relate to economic globalization and financial internationalization. An increasingly flexible population and narrowly goal-specific organizations produce a situation of societal instability that appears to characterize the present, though its causes reach back half a century.
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Bernhard Schäfers
Immanuel Kants Bedeutung für die Soziologie
Immanuel Kants 300. Geburtstag im April 2024 ist gebotener Anlass, ihn auch aus soziologischer Sicht zu würdigen. Kant hat mit seinem Werk dem aufgeklärten, vernunftorientierten, von Dogmen und Vorurteilen freien Denken den Weg gewiesen. Ebenso verdanken wir ihm ein von idealistischen, theologischen und philosophischen Illusionen bereinigtes Menschenbild. Die Einflussbereiche Kants werden mit vier Punkten hervorgehoben: Seine Bedeutung für eine anthropologisch fundierte Soziologie; Georg Simmels an Kant orientierter Gesellschaftsbegriff; Kants Moral- und Sittenlehre als Ausgangspunkt für einen soziologischen Handlungsbegriff; seine Bedeutung für das Wissenschaftsprogramm des Kritischen Rationalismus und eine offene Gesellschaft.
Immanuel Kant›s 300th birthday in April 2024 is a good occasion, to honour him also from a sociological point of view. With his work Kant pointed the way of enlightened, reason-oriented thinking, free of dogmas and prejudices. Likewise, we also owe to him an image of man cleaned up of idealistic, theological, or philosophical illusions. Kant‹s areas of influence are highlighted by four points: His importance for an anthropologically grounded sociology; Georg Simmel›s Kant-oriented concept of society; Kant‹s ethics and moral science as the starting point for a sociological concept of action; his significance for the scientific program of critical rationalism and an open society.
Forschen, Lehren, Lernen
Constantin von Carnap, Marlene von Carnap, Johann Behrens Externe und interne Evidence in einer theoriebewusst ›neuorientierten‹ soziologischen Methodenausbildung
Die in dieser Zeitschrift bereits veröffentlichten Vorschläge zur Neuorientierung der soziologischen Methodenausbildung ergänzen wir mit folgendem dreigegliederten Fazit: Eine Methodenausbildung, die zu den häufigsten von Soziolog:innen ausgeübten Professionstätigkeiten beiträgt, sieht die Theorieabhängigkeit aller ›Daten‹ und befähigt zum Aufbau klientenspezifischer interner Evidence unter Nutzung aller externen Evidence. Ob für diese Methodenausbildung wirklich die Aufteilung des vorigen Jahrhunderts in Theorie- und Methodenlehrstühle und letztere in ›quantitative‹ und ›qualitative‹ Methoden noch förderlich ist, verdient eine kritische Diskussion – und das für beide Bedeutungen, die das Wort Methoden-Ausbildung hat: für die Ausbildung in Methoden und die Ausbildung von Methoden. Alle Methoden, die für die Analyse soziologischer einschließlich ökonomischer Gegenstände taugen können, sind ›qualitative‹, d.h. theoriegeleitete hermeneutisch-interpretative Verfahren. Sie lernt man am besten praktizierend. In diese Praxis werden alle Verfahren inkludiert, die einem theoretischen Gegenstand angemessen sind. Dazu bedarf es Zeit im Studium. Die alte Hoffnung, statt abduktiver und deduktiver Untersuchungspläne induktive nutzen zu können, erfüllt sich nicht, weder für explorative, noch für kausal interpretierende Analysen. Dabei können ›lernende‹ Maschinen nützlich werden, sofern es dereinst gelingt, Licht in diese Black Boxes zu werfen und die theoretischen Annahmen zu erkennen, die in die Fortschreibung ihrer Algorithmen eingehen.
We supplement the proposals already published in this journal on the reorientation of sociological methods training with the following three-part conclusion: Methodological training that contributes to the most common professional activities carried out by sociologists sees the theory dependence of all ›data‹ and enables the development of client-specific internal evidence using all external evidence. Whether the division of the last century into theory and methods chairs and the latter into ›quantitative‹ and ›qualitative‹ methods is really still conducive to this methods training deserves critical discussion – and this for both meanings that the word methods training has: for training in methods and the development of methods. All methods that are suitable for analysing sociological, including economic, objects are ›qualitative‹, i.e. hermeneutic-interpretative methods based on theory. They are best learned by practicing them. All methods that are appropriate to a theoretical subject are included in this practice. This requires time during studies. The old hope of being able to use inductive instead of abductive and deductive research plans is not fulfilled, neither for explorative nor for causal interpretative analyses. Yet ›learning‹ machines can be useful, provided that one day it is possible to shed light on these black boxes and recognize the theoretical assumptions that go into updating their algorithms
DGS-Nachrichten
- Stellungnahme zur geplanten Schließung des Hamburger Instituts für Sozialforschung
- Ausschreibung der beim 42. Kongress der DGS 2025 in Duisburg/Essen zu verleihenden Preise
- Aus dem DGS-Vorstand
- Veränderungen in der Mitgliedschaft
Berichte aus den Sektionen
- Arbeitskreis Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen
- Sektion Biographieforschung
- Sektion Familiensoziologie
- Sektionen Kultursoziologie und Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie
- Sektion Religionssoziologie
- Sektion Soziologiegeschichte
- Sektion Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie
Nachrichten aus der Soziologie
- In memoriam Franz-Xaver Kaufmann
Lutz Leisering - In memoriam Oskar Negt
Detlef Horster - In memoriam Friedhelm Neidhardt
Jürgen Gerhards - In memoriam Gert G. Wagner
Johann Behrens, Jürgen Schupp - In memoriam Helmut Willke
Dirk Baecker - Call for Papers
- Democracy and Society Challenges – Risks and Opportunities for Contemporary Democracie
- Tagungen
- Staat – Gesellschaft – Polykrise
- Enacting solidarity and citizenship across social fields and scales
- Fantastic Climates