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Soziologie in der Öffentlichkeit
Nils Kumkar, Uwe Schimank
Gesellschaftliche Polarisierungen und soziologische Positionierungen
Obwohl die Frage danach, ob die Gesellschaft der Gegenwart als politisch polarisiert beschrieben werden kann, zu den öffentlich heiß diskutierten soziologischen Untersuchungsgegenständen gehört, stellt sich dazu keine fachliche Einigkeit ein. Diesen Umstand nimmt der Text zum Anlass einer soziologischen Reflektion auf die Form dieser Debatte. Dabei unterscheidet er drei Idealtypen soziologischer Stellungnahme zur Polarisierungsbehauptung: Soziologie kann sich als Verbündete, als Schlichterin, oder als Abklärerin in die Debatten einschalten. Anreize im soziologischen Feld sorgen dafür, dass alle drei Positionen sich zuverlässig reproduzieren. Und obwohl dies auf den ersten Blick vor allem als Problem der Außendarstellung der Soziologie als Wissenschaft verstanden werden dürfte, stellt es sich zumindest der Möglichkeit nach auch als eine Form der List der soziologischen Vernunft heraus, die der Gesellschaft erlaubt, sich in ihren politischen Selbstbildern produktiv irritieren zu lassen.
Although the question of whether contemporary society can be described as politically polarized is one of the most hotly debated topics in sociology, professional consensus on the subject seems to be out of reach. The text takes this problem as a starting point for sociological reflection on the form of this debate. We distinguish between three ideal types of how sociology positions itself with regards to the claim of political polarization: sociology can intervene in these debates as an ally, as a mediator or as a clarifier. Incentives in the sociological field ensure that all three positions are reliably reproduced. And although at first glance this might be seen primarily as a problem of the external presentation of sociology as science, it also turns out to be a form of cunning of sociological reason that allows society to be productively irritated in its political self-images.
Hier der Text zum Download.
Identität und Interdisziplinarität
Manni Fest, Robert Jende, Franka Schäfer, Birgit Blättel-Mink, Lukas König
Spielend in eine nächste Gesellschaft?
Der Beitrag skizziert das Konzept einer performativen Soziologie, die sich mit den Möglichkeitsbedingungen einer nächsten und im Sinne Theodor W. Adornos besseren beziehungsweise richtigeren Gesellschaft auseinandersetzt. Anstatt Gesellschaft lediglich zu analysieren und zu kritisieren, wird mit performativer Soziologie eine Form des spielerischen Experimentierens verbunden, die Veränderung vollzieht und erfahrbar macht. Der Artikel beschreibt ein Experiment, bei dem ein transdisziplinäres Forscher*innenkollektiv mit Hilfe der Figur ›Manni Fest‹ und einem methodisch geleiteten Wechsel zwischen Spiel- und Schauraum, Schritte in eine nächste Gesellschaft unternimmt. Im Zentrum des Experiments stehen körperliche Erfahrungen und die Frage, wie sich ein Andersmachen in den Körper einschreibt und zum Ausgangspunkt von Transformation wird. Performative Soziologie betritt weitgehend epistemologisches Neuland und wirft die Frage auf, wie sich Veränderung im Vollzug begreifen lässt. Der Beitrag plädiert dafür, spielerische Ansätze wie immersives Theater und Krisenexperimente zu nutzen, um alternative Beziehungsweisen und Transformationsmöglichkeiten in actu zu erforschen.
The article outlines the concept of a performative sociology that explores the possibilities of a next society or, in Theodor W. Adorno’ sense, a better society. Rather than merely analyzing and criticizing society, performative sociology enables a form of playful experimentation that makes change tangible and carries it out. The article describes an experiment in which a transdisciplinary research group takes steps towards a next society with the help of the character ›Manni Fest‹ and a methodically guided alternation between ›play space‹ and ›viewing space‹. At the heart of the experiment are physical experiences and the questions of how change is inscribed in the body and becomes the starting point for transformation. Performative sociology largely breaks new epistemological ground and raises the question of how change can be understood in the process of its implementation. The article argues in favour of using playful approaches such as immersive theatre and breaching experiments to explore alternative ways of relating and transformation possibilities in actu.
Forschen, Lehren, Lernen
Jörg Blasius, Thomas Hinz, Marc Hüsch, Tobias Wolbring
Die Studierendenbefragung des CHE Rankings 2024/2025
In diesem Beitrag werden die umfangreichen Daten der aktuellen Studierendenbefragung des CHE Rankings für die teilnehmenden Studienstandorte auf ihre Belastbarkeit und Validität geprüft. Während einzelne Items eine recht hohe Anzahl an fehlenden Werten aufweisen, sind die Kerndimensionen der Lehre (Lehrangebot, Studienorganisation, Betreuung durch Lehrende, Unterstützung im Studium) hinreichend reliabel. Insbesondere das Lehrangebot, aber auch die anderen Kerndimensionen hängen in der erwarteten Richtung mit der Einschätzung der allgemeinen Studiensituation zusammen, was auf eine hohe Konstruktvalidität der Messung hindeutet. Eine wichtige Schlussfolgerung aus den Analysen ist weiterhin, dass ein beachtlicher Anteil der Varianz der erfassten Studierendenurteile auf die Unterschiede zwischen den Hochschulstandorten zurückgeht, was das Vertrauen in die Aussagekraft der Daten bestätigt.
In this article, we examine the extensive data of the current student survey of the CHE ranking for the participating study locations for its reliability and validity. While individual items show a rather high number of missing values, the core dimensions of teaching (range of courses, study organization, supervision by lecturers, support during studies) are sufficiently reliable. The range of courses offered, in particular, but also the other core dimensions are related to the general assessment of the study situation in the expected direction, which indicates a high construct validity of the measurement. Another important conclusion from the analyses is that a considerable proportion of the variance in the recorded student assessments can be traced back to the differences between the university locations, which confirms the confidence in the validity of the data.
DGS-Nachrichten
- Transitionen
- Call zu den Plenarveranstaltungen auf dem 42. DGS-Kongress 2025 in Duisburg
- Informationen zur Ausrichtung einer Ad-hoc-Gruppe
- Durchführung der DGS-Gremienwahlen
- Aus dem DGS-Vorstand
- Stellungnahme der DGS zum CHE-Ranking
- Veränderungen in der Mitgliedschaft
Berichte aus den Sektionen
- Sektion Soziologiegeschichte und Sektion Wissenssoziologie
Nachrichten aus der Soziologie
- Birgit Blättel-Mink
In memoriam Regina Becker-Schmidt - Nicolai Götze, Uwe Schimank, Kathia Serrano-Velarde
In memoriam Georg Krücken - Thomas Matys
In memoriam Klaus Türk - Call for Papers
- 25 years of longitudinal surveys in Switzerland
- Situating Transitions: New Horizons in Research of Life Course Transitions
- Tagungen
- Transparenz – multidisziplinäre Perspektiven auf einen schillernden Begriff
- KI in der soziologischen Berufspraxis
- Gender and Money: Historical Approaches