Meldungen des Vorstands

SOZIOLOGIE Jahrgang 54 - Heft 1 - 2025

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Soziologie in der Öffentlichkeit

Nils Kumkar, Uwe Schimank
Gesellschaftliche Polarisierungen und soziologische Positionierungen

Obwohl die Frage danach, ob die Gesellschaft der Gegenwart als politisch polarisiert be­schrieben werden kann, zu den öffentlich heiß diskutierten soziologischen Un­ter­suchungsgegenständen gehört, stellt sich dazu keine fachliche Einigkeit ein. Diesen Um­stand nimmt der Text zum Anlass einer soziologischen Reflektion auf die Form dieser Debatte. Dabei unterscheidet er drei Idealtypen soziologischer Stellungnahme zur Polarisierungsbehauptung: Soziologie kann sich als Verbündete, als Schlichterin, oder als Abklärerin in die Debatten einschalten. Anreize im so­zio­lo­gischen Feld sor­gen dafür, dass alle drei Positionen sich zuverlässig re­pro­duzieren. Und obwohl dies auf den ersten Blick vor allem als Problem der Außendarstellung der Soziologie als Wis­senschaft verstanden werden dürfte, stellt es sich zumindest der Möglichkeit nach auch als eine Form der List der so­zio­lo­gi­schen Vernunft heraus, die der Ge­sell­schaft erlaubt, sich in ihren politischen Selbst­bil­dern produktiv irritieren zu las­sen.

Although the question of whether contemporary society can be described as politically polarized is one of the most hotly debated topics in sociology, professional consensus on the subject seems to be out of reach. The text takes this problem as a starting point for sociological reflection on the form of this debate. We distinguish between three ideal types of how sociology positions itself with regards to the claim of political polarization: sociology can intervene in these debates as an ally, as a mediator or as a clarifier. Incentives in the sociological field ensure that all three positions are reliably reproduced. And although at first glance this might be seen primarily as a problem of the external presentation of sociology as science, it also turns out to be a form of cunning of sociological reason that allows society to be productively irritated in its political self-images.
Hier der Text zum Download.
 

Identität und Interdisziplinarität

Manni Fest, Robert Jende, Franka Schäfer, Birgit Blättel-Mink, Lukas König
Spielend in eine nächste Gesellschaft?

Der Beitrag skizziert das Konzept einer performativen Soziologie, die sich mit den Möglichkeitsbedingungen einer nächsten und im Sinne Theodor W. Adornos besseren beziehungsweise richtigeren Gesellschaft auseinandersetzt. Anstatt Ge­sell­schaft lediglich zu analysieren und zu kritisieren, wird mit performativer Soziologie eine Form des spielerischen Experimentierens verbunden, die Veränderung vollzieht und erfahrbar macht. Der Artikel beschreibt ein Experiment, bei dem ein trans­disziplinäres Forscher*innenkollektiv mit Hilfe der Figur ›Manni Fest‹ und einem methodisch geleiteten Wechsel zwischen Spiel- und Schauraum, Schritte in eine näch­ste Gesellschaft unternimmt. Im Zentrum des Experiments stehen körperliche Erfahrungen und die Frage, wie sich ein Andersmachen in den Körper einschreibt und zum Ausgangspunkt von Transformation wird. Performative Soziologie betritt weitgehend epistemologisches Neuland und wirft die Frage auf, wie sich Verän­de­rung im Vollzug begreifen lässt. Der Beitrag plädiert dafür, spielerische An­sät­ze wie immersives Theater und Krisenexperimente zu nutzen, um alternative Be­zie­hungs­weisen und Transformationsmöglichkeiten in actu zu erforschen.

The article outlines the concept of a performative sociology that explores the pos­sibilities of a next society or, in Theodor W. Adorno’ sense, a better society. Ra­ther than merely analyzing and criticizing society, performative sociology enables a form of playful experimentation that makes change tangible and carries it out. The ar­ticle describes an experiment in which a transdisciplinary research group takes steps to­wards a next society with the help of the character ›Manni Fest‹ and a me­tho­­dically gui­ded alternation between ›play space‹ and ›viewing space‹. At the heart of the ex­periment are physical experiences and the questions of how change is in­scri­bed in the body and becomes the starting point for transformation. Per­forma­ti­ve so­ciology lar­gely breaks new epistemological ground and raises the question of how change can be understood in the process of its implementation. The article ar­gues in favour of using playful approaches such as immersive theatre and brea­ching ex­pe­riments to ex­plore alternative ways of relating and trans­formation pos­si­bi­lities in actu.
 

Forschen, Lehren, Lernen

Jörg Blasius, Thomas Hinz, Marc Hüsch, Tobias Wolbring
Die Studierendenbefragung des CHE Rankings 2024/2025

In diesem Beitrag werden die umfangreichen Daten der aktuellen Studierenden­be­fra­gung des CHE Rankings für die teilnehmenden Studienstandorte auf ihre Belast­bar­keit und Validität geprüft. Während einzelne Items eine recht hohe Anzahl an feh­lenden Werten aufweisen, sind die Kerndimensionen der Lehre (Lehrangebot, Stu­dienorganisation, Betreuung durch Lehrende, Unterstützung im Studium) hin­rei­chend reliabel. Insbesondere das Lehrangebot, aber auch die anderen Kerndimen­sio­nen hängen in der erwarteten Richtung mit der Einschätzung der allgemeinen Stu­diensituation zusammen, was auf eine hohe Konstruktvalidität der Messung hin­deu­tet. Eine wichtige Schlussfolgerung aus den Analysen ist weiterhin, dass ein be­acht­licher Anteil der Varianz der erfassten Studierendenurteile auf die Unter­schiede zwischen den Hochschulstandorten zurückgeht, was das Vertrauen in die Aus­sage­kraft der Daten bestätigt.

In this article, we examine the extensive data of the current student survey of the CHE ranking for the participating study locations for its reliability and validity. While individual items show a rather high number of missing values, the core dimensions of teaching (range of courses, study organization, supervision by lecturers, support during studies) are sufficiently reliable. The range of courses offered, in particular, but also the other core dimensions are related to the general assessment of the study situation in the expected direction, which indicates a high construct validity of the measurement. Another important conclusion from the analyses is that a considerable proportion of the variance in the recorded student assessments can be traced back to the differences between the university locations, which confirms the confidence in the validity of the data.
 

DGS-Nachrichten

  • Transitionen
    • Call zu den Plenarveranstaltungen auf dem 42. DGS-Kongress 2025 in Duisburg
    • Informationen zur Ausrichtung einer Ad-hoc-Gruppe
  • Durchführung der DGS-Gremienwahlen
  • Aus dem DGS-Vorstand
  • Stellungnahme der DGS zum CHE-Ranking
  • Veränderungen in der Mitgliedschaft
     

Berichte aus den Sektionen

  • Sektion Soziologiegeschichte und Sektion Wissenssoziologie
         

Nachrichten aus der Soziologie

  • Birgit Blättel-Mink
    In memoriam Regina Becker-Schmidt         
  • Nicolai Götze, Uwe Schimank, Kathia Serrano-Velarde
    In memoriam Georg Krücken           
  • Thomas Matys
    In memoriam Klaus Türk      
  • Call for Papers 
    • 25 years of longitudinal surveys in Switzerland
    • Situating Transitions: New Horizons in Research of Life Course Transitions 
  • Tagungen
    • Transparenz – multidisziplinäre Perspektiven auf einen schillernden Begriff
    • KI in der soziologischen Berufspraxis
    • Gender and Money: Historical Approaches