Thomas Aage Herz

Thomas Aage Herz

Thomas Aage Herz (*20. April 1938 in Norrköping, Schweden, ✝ 25.11.1995 in Köln) war Professor für Soziologie an der Universität Siegen.

Leben

Thomas Herz wurde am 20. April 1938 in Norrköping, Schweden, als Sohn von Lilli Herz, Lehrerin, und Dr. Ing. Hermann Herz, Molkereifachmann und Journalist, geboren. Hermann Herz war 1938 nach Brasilien emigriert, Thomas Herz und seine Mutter folgten ihm 1942. Die Familie lebte von 1942-1949 in Sao Paolo, wo Thomas Herz die Volksschule besuchte. 1949-1950 lebte Thomas Herz in Sydney, wo er die dortige "primary school" besuchte. Nach 1951 lebte die Familie in Ängelholm, Schweden, wo Thomas Herz die Mittelschule und das Gymnasium besuchte und 1959 das Abitur ablegte.

Von 1959 bis 1960 hat Thomas Herz seinen Militärdienst in Schweden absolviert. Von Mai bis November 1960 war er als Freiwilliger in dem VIII. schwedischen UN-Batallion in Gaza und im Kongo im Einsatz.

Von 1961-1967 studierte Thomas Herz Soziologie, Sozialpsychologie, Volkswirtschaft, Finanzwissenschaft und Jura in Köln und schloss das Examen als Diplomvolkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung ab. Das Studium setzte er in den Fächern Soziologie, Sozialpsychologie und Volkswirtschaft fort und promovierte am 6. Juli 1973 mit einer Arbeit zum Thema "Soziale Bedingungen für Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland und in den Vereinigten Staaten".

Von 1961-1962 arbeitete er in den Marktforschungs- und Werbeabteilungen der Firma Mannesmann AG in Düsseldorf. Von 1967-1977 hatte er eine wissenschaftliche Assistentenstelle am Zentralarchiv für empirische Sozialforschung der Universität zu Köln inne.

Seit 1977 bis zu seinem Tod am 25.11.1995 lehrte er als Professor für Soziologie mit besonderem Schwerpunkt empirische Sozialforschung an der Universität Siegen. Während dieser Zeit nahm er Gastprofessuren am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, an der Maison des Sciences de l'Homme in Paris, am Department of Sociology der University of Houston, Texas, und am Connectictut College in New London, an.

Seit 1966 bis zu seinem Tod war Thomas Herz mit der Richterin Dr. Ruth Herz (geb. 27.10.1943) verheiratet. Sie haben zwei Kinder: Manuel Herz und Daniela Herz.

Wissenschaftliche Arbeiten

Thomas Herz hat sich in seinen frühen Arbeiten mit quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung Fragen der sozialen Ungleichheit und des Wertewandels in der Bundesrepublik Deutschland gewidmet. In seinen späteren Arbeiten, auch verbunden mit einem  DFG-Projekt, hat er sich zunehmend mit der politischen Kultur befasst. Er prägte den Begriff der "Basiserzählung", der im Kontext der Forschung zu kollektiven Gedächtnissen wichtig geworden ist. Im Zentrum seiner Forschungen standen die Veränderungen der politischen Kultur nach 1945, die er anhand öffentlich ausgetragener Konflikte über die NS-Vergangenheit untersuchte.

Publikationen (Auswahl)

Bücher

  • Soziale Bedingungen für Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland und in den Vereinigten Staaten, Meisenheim/Glan 1975.
  • Europa in der öffentlichen Meinung. Zur politischen Mobilisierung in Deutschland und Frankreich zwischen 1962 und 1977, Bonn 1978.
  • Berufliche Mobilität in der Bundesrepublik, Frankfurt am Main 1979 (zus. Mit Maria Wieken-Mayser).
  • Klassen - Schichten - Mobilität, Stuttgart 1983.
  • Jahresbände der Dokumentation Empirische Sozialforschung, hg. Zusammen mit Hagen Stegemann (von 1968-1976).
  • Der Wandel von Wertvorstellungen in westlichen Industriegesellschaften, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1979, 31, 282-302.
  • Thomas Herz/Michael Schwab-Trapp: Umkämpfte Vergangenheit. Diskurse über den Nationalsozialismus seit 1945, Opladen 1997.

Aufsätze

  • Die Einstellung zur Verwirklichung der Werte "Gleichheit" und "Gerechtigkeit", in: H. Klages und P. Kmieciak (Hg.): Wertwandel und gesellschaftlicher Wandel, Frankfurt am Main 1979, 193-209.
  • Der soziologische Gehalt von Analysen der Europäischen Integration, in: Stefan A. Musto (Hg.): Die Soziologie und die Europäische Integration, Berlin 1980, 69-82.
  • Wertwandel: Immunisierung und Abschottung (Antwort auf Inglehart), in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1981, 33, 197-198.
  • Werte, sozio-politische Konflikte und Generationen. Eine Überprüfung der Theorie des Postmaterialismus, in: Zeitschrift für Soziologie 1987, 16, 56-69.
  • Nur ein Historikerstreit? Die Soziologen und der Nationalsozialismus, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1987, 39, 560-570.
  • Die Gegenwart des Nationalsozialismus. Anmerkungen zu H.-Ul. Wehlers polemische Darstellung des Historikerstreits, in: Journal für Sozialforschung 1988, 28, 147-154.
  • Politische Konflikte, Wertwandel und Modernisierung, in: Luthe, Heinz Otto und Heiner Meulemann (Hg.): Wertwandel - Faktum oder Fiktion?, Frankfurt/New York 1988, 48-72.
  • Werte und Wertwandel in Israel, in: Albertz, Rainer und Hufnagel, Gerhard (Hg.): 40 Jahre Israel: Bilanz einer Utopie, Bochum 1989, 140-169.
  • Die Dienstklasse. Eine empirische Analyse ihrer demographischen, kulturellen und politischen Identität, in: Berger, Peter A. und Stefan Hradil (Hg.): Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile, in: Soziale Welt, Sonderband 7, Göttingen 1990, 231-252.
  • Rechtsextreme Parteien und die Reaktion der Gesellschaft, in: Sozialwissenschaftliche Information 1991, 20, 236-240.
  • Politische Kultur im neuen Staat. Eine Kritik der aktuellen Forschung, in: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaften, 23. Jg., H. 91, Nr. 2, 231-250.
  • Die "Basiserzählung" und die NS-Vergangenheit. Zur Veränderung der politischen Kultur in Deutschland. In: Herz, Thomas A. und Schwab-Trapp, Michael (Hg.): Umkämpfte Vergangenheit. Diskurse über den Nationalsozialismus seit 1945. Opladen 1997, 249-265.

Autorin: Dr. Claudia Althaus, Deutsche Forschungsgemeinschaft  (DFG), 2014