Dr. Daniel Witte

Dr. Daniel Witte

  • Fellow, Käte Hamburger Kolleg ›Einheit und Vielfalt im Recht‹, Universität Münster
  • Arbeitsschwerpunkte: Soziologische Theorie (insb. Gesellschaftstheorie), relationale Soziologien, Kultursoziologie, kulturvergleichende Differenzierungsforschung, Rechtssoziologie, Religionssoziologie und politische Soziologie (sowie deren Schnittstellen), Soziologie und Kritik, Globalität und Staatssoziologie
  • DGS-Mitglied seit dem 13.04.2007
  • Mitglied der Sektionen: Soziologische Theorie, Rechtssoziologie, Politische Soziologie, Wissenssoziologie, AK ›Gewalt als Problem soziologischer Theorie‹
  • Bisherige DGS-(Gremien)Funktionen:
    • Vorstand der Sektion Soziologische Theorie (seit 2020, Sprecher der Sektion Soziologische Theorie seit 2022)
    • Vorstand der Sektion Rechtssoziologie (von 2018 bis 2022)
    • Mitglied im Vorstand der DGS (seit 2023), Beauftragter für Internationale Beziehungen
  • Fach- und/oder verbandspolitische Interessen:
    • Eine unverändert zentrale Aufgabe besteht zunächst darin, die interne Pluralität des Fachs zu bewahren, zugleich aber auch den Dialog zwischen den Teilbereichen der Soziologie zu verstärken, und zwar sowohl zwischen den Sektionen als insbesondere auch zwischen soziologischer Theorie und empirischer Forschung.
    • Während sich die Visibilität der Soziologie in der Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat, gilt es nun vorrangig, auch die thematische, theoretische und methodische Breite des Faches sichtbar zu machen und die vielfach zugeschriebene Rolle einer Daten- und Deutungslieferantin mit eigenen Impulsen zu unterlaufen.
    • Nach außen kommt der traditionell eingeforderten ›Internationalisierung‹ eine ähnlich große Bedeutung zu: Verstanden allerdings nicht als eine noch weitergehende Anbiederung an einen hochspezifischen angloamerikanischen Wissenschaftsstil, sondern vielmehr als Steigerung der Anschlussfähigkeit an internationale, auch außerokzidentale Diskurse, im Sinne einer weiter erhöhten Aufmerksamkeit für globale Zusammenhänge und vergleichende Forschung sowie hinsichtlich der institutionellen Kontakte zu anderen soziologischen Fachgesellschaften. Als Beauftragter für Internationale Beziehungen habe ich einen großen Teil meiner Arbeit in der zurückliegenden Amtszeit in die Intensivierung dieser Kontakte mit anderen nationalen Fachgesellschaften, der ESA und der ISA investiert. Diese Bemühungen würde ich gerne in den kommenden zwei Jahren fortsetzen.
    • Schließlich ist es mir ein Anliegen, dass sich die DGS – unter problematischen und sich weiter verschärfenden Rahmenbedingungen – nach innen verstärkt um bessere Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Professur bemüht und nach außen darauf hinwirkt, dass diese Rahmenbedingungen mittelfristig verbessert oder zumindest nicht noch weiter verschlechtert werden.
  • Aktuelle Herausforderungen der Wissenschaft im Allgemeinen und der Soziologie im Besonderen:
    • Die Soziologie kann analytisch und interpretierend auf die ›Polykrise‹ der Gegenwart reagieren und dabei die sozialen Dimensionen (zuletzt z.B. der Pandemie) markieren, gesellschaftliche Umbrüche und Transformationen kritisch begleiten, sich aber auch bereits jetzt mit antizipierbaren sozialen Entwicklungen (etwa im Zuge der Klimakatastrophe) befassen, durch die genuine Themen des Fachs – soziale Ungleichheiten, Migration, Krieg usf. – noch einmal an zusätzlicher Relevanz gewinnen.
    • Angesichts der Verbreitung von Desinformation und (Institutionen-)Misstrauen gilt es zudem, gerade den multiperspektivischen Charakter der Disziplin sichtbarer zu machen. Das Fach und seine Vertreter:innen müssen hier individuell und kollektiv Wege finden, Desinformation und wissenschaftsfeindlichen Haltungen zu begegnen ohne zugleich naive Formen von Wissenschaftsgläubigkeit zu befördern. Für diesen Spagat ist die Soziologie – mit ihrem reflexiven Selbstverständnis und einer reichen wissenschaftstheoretischen und -soziologischen Tradition – besser als viele andere Fächer aufgestellt, aber er erfordert gleichwohl eine weitergehende fachinterne Verständigung über die Prämissen und den Charakter soziologischer Wissensbestände.
    • Gerade im Licht aktueller Entwicklungen ist dabei auf nationaler ebenso wie auf internationaler Ebene entschieden gegen jede Form der Einschränkung oder Beschneidung der Wissenschaftsfreiheit Stellung zu beziehen. Diese Problematik beschäftigt in unterschiedlichem Maße und mit unterschiedlichen Akzenten auch andere nationale Fachgesellschaften sowie Kolleg:innen in den Gremien der ESA und der ISA; mit diesen stehe ich seit einiger Zeit in einem intensiven Austausch über mögliche Formen der kritischen Positionierung und wechselseitigen Unterstützung.
    • Bei alldem gilt es, die Soziologie noch klarer als eine Reflexionsdisziplin globaler Zusammenhänge zu begreifen, die sich unter dem Druck aktueller Entwicklungen nicht wieder in den Kokon ›deutscher‹ oder ›europäischer‹ Gesellschaftswissenschaft zurückziehen darf.
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