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Heterogene Daten - plurale Analysen: Herausforderungen für eine methodenplurale Sozialforschung

Deadline: 31. Dezember 2023

Die Sozialwissenschaften zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Sampling-, Erhebungs- und Auswertungsmethoden sowie verschiedene Formen methodologischer Reflexivität aus. Sie befinden sich in einem fortlaufenden Prozess der kritischen Selbstverständigung über die Qualität und Funktionsweise ihrer empirischen Forschungsansätze und -instrumente, was zu zahlreichen Ausdifferenzierungen und Grenzziehungen beigetragen hat. Trotz des damit verbundenen Gewinns an elaborierten, heterogenen Ansätzen, die es erlauben, unterschiedliche Gegenstandsbereiche aus vielfältigen Perspektiven zu analysieren, birgt die methodische Spezialisierung die Gefahr mangelnder gegenseitiger Bezugnahme und Anschlussfähigkeit. Angesichts der Heterogenität von Forschungsdaten und -methoden strebt die Tagung einen methodologischen und methodischen Diskurs über gemeinsame bzw. sich arbeitsteilig ergänzende Erkenntnisinteressen und Forschungsansätze, eine gegenseitige konstruktive Kritik und das Ausloten von Anschlussfähigkeiten sowie Grenzen der gegenseitigen Bezugnahme an.

›Mixed Methods‹ fungiert seit einigen Jahrzehnten als Label für Forschungsansätze, die verschiedenste quantitative und qualitative Methoden in einem Forschungsdesign integrieren, um einen Gegenstand multiperspektivisch zu erschließen und die Stärken standardisierter und interpretativer Verfahren synergetisch zu nutzen. Darüber hinaus stellt die zunehmende Verfügbarkeit unterschiedlichster Arten von digitalen Daten sowie das sich immer weiter ausdifferenzierende, interdisziplinäre Feld der Computational Social Sciences (CSS) ›klassische‹ Forschungsansätze vor neue Herausforderungen und Fragen. Diese Entwicklungen gehen mit der Notwendigkeit einer systematischen Reflexion der methodologischen Probleme und der Qualitätssicherung in Bezug auf Forschungsprozess, Ergebnisse und Schlussfolgerungen einher, gerade wenn Daten aus verschiedenen Quellen und Ergebnisse aus unterschiedlichen Erhebungsarten zusammengeführt oder miteinander abgeglichen werden. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Begründung der Forschungsdesigns, die Forschungspraxis, die methodische Ausbildung, die Datenarchivierung und das Forschungsmanagement? Diese und weitere Fragen adressiert die Tagung, welche die konkrete Forschungspraxis, den gegenseitigen Austausch über heterogene Daten und plurale Analysen sowie die Entwicklungspotentiale sozialwissenschaftlicher Forschung und ihrer Grundlagen ins Zentrum rückt. Vor diesem Hintergrund laden wir Forschende dazu ein, methodische und methodologische Fragen sowie ihre Grundlagen und die Qualitätssicherung im Bereich Mixed-Method zu diskutieren.

Wir erbitten Beiträge, die unter anderem entlang der folgenden Aspekte eine methodologisch orientierte Diskussion über die Herausforderungen sowie Chancen einer methodenpluralen Sozialforschung anstoßen:

  • Integration von Methoden und Ergebnissen in allen Phasen des Forschungsprozesses: Zusammenführung von Daten und Ergebnissen aus unterschiedlichen Quellen, Beurteilung der Integration, joint displays, Zeitpunkte, Verfahren, kollaborative Formen des Arbeitens etc.

  • Kombinationen verschiedener Datenarten und -formate

  • Mixed-Methods-Sampling: Bezüge zwischen verschiedenen Samples, Kombination verschiedener Stichprobenverfahren, Sampling aus Sekundärdaten, Meta-Inferenzen etc.

  • Methodologische Reflexion von Mixed-Methods-Designs

  • Unterschiedliche Gegenstandskonstruktionen durch Methoden und messtheoretische Überlegungen

  • Datenmanagement und Datenarchivierung von Mixed-Methods-Studien, Meta-Daten

  • Qualitäts- und Gütekriterien

  • Kombination qualitativer und quantitativer Verfahren im Rahmen von Mehr-Ebenen- und längsschnittlichen Analysen

  • Methoden- und Datenvielfalt in der Ausbildung, Bedarfe für die Lehre, Kompetenzen durch Digitalisierung

  • Integration von Big Data und anderen digitalen Daten in sozialwissenschaftliche Analysen

  • Chancen und Risiken KI-gestützter Analysen

  • Potentiale der systematischen Kombination quali- und quantitativer Analysen im Bereich CSS

Die Beiträge können die methodischen und methodologischen Fragen der Mixed-Method Forschung diskutieren und an konkreten Beispielen und Projekten illustrieren. Darüber hinaus können Beiträge eingereicht werden, die die theoretischen, methodologischen und forschungspraktischen Implikationen von heterogenen Daten und pluralen Analysen reflektieren.

Bitte senden Sie das Abstract (max. 300 Wörter) bis einschließlich 31. Dezember 2023 via E-Mail an Andrea Hense (andrea.hense(at)sofi.uni-goettingen.de). Die Tagungssprache ist Deutsch, allerdings können Vorträge auch auf Englisch gehalten werden.

Falls Sie der Sektion ›Methoden der empirischen Sozialforschung‹ beitreten und hierfür einen Aufnahmevortrag einreichen möchten, vermerken Sie das bitte in der E-Mail deutlich durch den Hinweis ›Aufnahmevortrag‹. Aufnahmevorträge müssen sich nicht auf das Tagungsthema beziehen und können andere methodische Themen behandeln.

Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Wir freuen uns, Sie auf der Tagung begrüßen zu dürfen.