Call for Papers
Frist verlängert bis zu, 5. Mai 2020
›Total angespannt / überspannt / entspannt‹:
Körper und Sport als Medien gesellschaftlicher Spannung
Sektionsveranstaltung auf dem 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
14.-18. September 2020, Berlin
Organisation: Thomas Alkemeyer (Oldenburg), Tobias Boll (Mainz), Robert Schmidt (Eichstätt), Paula Irene Villa-Braslavsky (München)
Die Sektionsveranstaltung der Sektion ›Soziologie des Körpers und des Sports‹ auf dem 40. Kongress der DGS beschäftigt sich mit ›An- und Entspannungs-Dimensionen‹ von Körper und Sport. Eingeladen sind Vorschläge für Beiträge, die sich mit den körperlichen Dimensionen gesellschaftlicher Spannungen befassen (ihrer leiblich-affektiven Spürbarkeit, körperlichen Artikulation, Performanz, Repräsentation und Prozessierung etc.) und/oder den gesellschaftlichen Umgang mit körperbezogenen ›Spannungen‹ in den Blick nehmen. Beiträge könnten etwa Themen aus den folgenden Phänomenbereichen behandeln:
- Körperlich-leibliche Zustände werden als Folgen gesellschaftlicher Umstände gedeutet und am Körper ansetzend behandelt. So gelten ein entfesselter Markt und spätkapitalistische Arbeitsformen als Auslöser von Stress, Erschöpfung, Burn- out oder Depression; Bedrohungen durch ökologische und politische Krisen werden für Angst, Sorgen oder Krankheit verantwortlich gemacht. Um solche Diagnosen entspinnen sich Diskurs- und Praxisfelder, die sich der Behandlung und dem Ausgleich von körperlichen Spannungsphänomenen widmen und dabei am individuellen Körper ansetzen (Achtsamkeit, Entschleunigung, Detox, Microdosing, Yoga, aber auch der Trend zum Extremsport im Breitensport etc.). Es stellen sich dann beispielsweise Fragen nach dem Verhältnis zwischen gesellschaftlichen Spannungen und deren ›Bearbeitung‹ am individuellen Körper: Welche Logiken von (Ent-)Spannung und ihrem Verhältnis zu gesellschaftlichen Umständen implizieren solche Diagnosen? Welche Körperbilder und -techniken bringen sie hervor? Ist ›Entspannung‹ womöglich eine ideologische Form, die der Stabilisierung des gesellschaftlichen Status Quo dient? Oder steckt in ihr ein kritisches Potential? Inwiefern könnte ›Verspannung‹ umgekehrt als individuelles Versagen beim angemessenen Körpermanagement gelten? usw.
- Der Verzicht auf oder die Verweigerung von körperlicher Anspannung wird in den skizzierten Rahmenbedingungen Kennzeichen von Protestformen, die gerade durch entspannte Körper Widerstand ausüben (Sit-ins, Die-ins, ...); für solche Protestformen ist die Herstellung jeweils besonderer, ent- oder gespannter Kollektivkörper kennzeichnend. Über situative körperliche Adressierungen und Involvierungen entstehen affektiv-körperliche Formen, Aufmerksamkeiten, Abwehrhaltungen, Sensibilitäten, entrainment (R. Collins), die sich mit bestimmten Anliegen, Perspektiven, Haltungen und Positionierungen in gesellschaftlichen Konflikten verkoppeln. Besonders interessieren in diesem Zusammenhang widerspenstige und umkämpfte Körper-Öffentlichkeiten (z. B. Sportöffentlichkeiten, Öko-Communities, politische ›Straßen‹-Öffentlichkeiten etc.), aber auch Gewalt oder Aggressionen.
- Im Kontext des diesjährigen Kongresses begrüßen wir besonders Beiträge, die einen Bezug zu Berlin herstellen, z. B. zu einer sich in Bauwerken und Architekturen artikulierenden politischen Geschichte des Körpers (›Reichssportfeld‹ etc.).
Gesucht sind sowohl empirische Beiträge als auch theoretisch-konzeptuelle Untersuchungen zu den skizzierten Phänomenbereichen, aber auch zu verwandten Feldern und Fragestellungen.
Um eine angemessene Diskussion zu ermöglichen, wird die Sektionsveranstaltung im ›7x7-Format‹ organisiert, mit dem die Sektion bereits mehrfach gute Erfahrungen gemacht hat: Jeder Vortrag hat genau 7 Minuten Zeit und nutzt dazu genau 7 Folien. Die Beiträge werden schließlich in Form eines Podiums gemeinsam diskutiert.
Die Veranstaltung steht in inhaltlichem Zusammenhang zum von der Sektion mitveranstalteten Plenum 7 ›Anspannung, Wut, Empörung. Politik und Affekte in nervösen Zeiten‹.
Bitte schicken Sie Ihr Vortragsangebot im Umfang von ca. 300 Wörtern an den Sprecher der Sektion, Tobias Boll (boll(at)uni-mainz.de). Einreichungsfrist ist der 5. Mai 2020.
CfP zum Download: hier herunterladen