Portrait
Portrait
Die Sektion Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie (ESSA) der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) wurde 1972 als Arbeitsgruppe in Mannheim gegründet. Erstmals trat sie als Sektion Entwicklungssoziologie auf dem 17. Soziologentag 1974 in Kassel unter der Leitung von Gerhard Grohs in Erscheinung und wurde 1988 umbenannt, um die enge Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus der Anthropologie anzuerkennen. Seitdem dient ESSA als internationales Forum für Wissenschaftler:innen zur Diskussion soziologischer und sozialanthropologischer Fragestellungen. Ihr Forschungsfokus liegt auf empirisch fundierten theoretischen Reflexionen über die Entstehung und Transformation sozialer Prozesse in Regionen außerhalb Westeuropas—darunter Afrika, Asien, Lateinamerika und der Nahe Osten—im Sinne einer historisch informierten Soziologie globaler Verflechtungen. Gleichzeitig haben ESSA-Mitglieder auch allgemein zur soziologischen Theoriebildung beigetragen und Debatten über sozialen Wandel, Geschlecht, Wissen, Macht, Transnationalismus, Globalisierung, soziale Ungleichheit und Zivilgesellschaft angestoßen.
Seit den 1970er Jahren haben ESSA-Mitglieder eine zentrale Rolle in der theoretischen und empirischen Ausgestaltung der Entwicklungssoziologie gespielt. Mit dem Ziel, Gesellschaften und Transformationsprozesse in dem heutigen sogenannten›Globalen Süden‹zu verstehen, bietet ESSA eine Plattform für Forschende, die die Universalisierung soziologischer Theorien durch Forschungen außerhalb des Westens hinterfragen. Ihr Fokus auf globale Machtasymmetrien und Konflikte unterstreicht das Engagement für eine historische und prozessuale Soziologie, die vergangene Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf zukünftige Gesellschaften thematisiert. Durch die Anerkennung der Pluralität von Ontologien, Epistemologien und methodischen Kontexten fördert ESSA Forschungsansätze, die für lokale Ontologien, Epistemologien, Kulturen, politische Systeme, Ökonomien, Gesellschaften und deren historische Entwicklungen sensibilisiert sind. Darüber hinaus haben ESSA-Forschende kritisch den Entwicklungsnexus untersucht, insbesondere in Bezug auf Machtverhältnisse und strukturelle Ungleichheiten in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
ESSA fungiert als Knotenpunkt für Soziolog:innen weltweit, die eine gemeinsame Basis für kritische Diskussionen suchen. Ihre Agenda erweitert sich kontinuierlich und greift neuere soziologische Ansätze auf—darunter globale Soziologie, dekoloniale Soziologie, Post-Development, Indigenisierung und Provinzialisierung—um globale Machtverhältnisse zu analysieren. Zudem erforscht ESSA, inwiefern nicht-kanonische Epistemologien (z. B. feministische, queere, indigene und Critical-Race-Studies) dazu beitragen können, die anhaltenden kolonialen Kontinuitäten in der Entwicklungssoziologie zu hinterfragen, das Verhältnis zwischen Entwicklungssoziologie und Entwicklungszusammenarbeit neu zu denken und epistemische Freiheit auszuweiten.
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Interessent:innen, die in die Verteilerliste aufgenommen werden wollen, bitten wenden Sie sich an Susanne Brandl susanne.brandl(at)uni-passau.de.
Hinweise (Veranstaltungen/Publikationen etc.), die Sie über den ESSA-Verteiler senden wollen, schicken Sie bitte an susanne.brandl(at)uni-passau.de oder judith.ehlert(at)uni-passau.de.
Fragen, Anregungen und Feedback sind jederzeit willkommen und können bevorzugt an Judith Ehlert unter judith.ehlert(at)uni-passau.de gerichtet werden.
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Vorstand / Sprecher:innen
Prof. Dr. Eva Gerharz (1. Sprecherin)
Hochschule Fulda
Professur für Soziologie mit Schwerpunkt Globalisierung
eva.gerharz(at)sk.hs-fulda.de
PD Dr. Antje Daniel
Universität Wien
Institut für Internationale Entwicklung
antje.daniel(at)univie.ac.at
Dr. Lucas Cé Sangalli
Ruhr-Universität Bochum
Fachbereich Qualitative Methoden der Sozialforschung
lucas.cesangalli(at)ruhr-uni-bochum.de
Dr. Judith Ehlert
Universität Passau
Fachbereich Kritische Entwicklungsforschung—Südostasien
judith.ehlert(at)uni-passau.de