Aktuell

Integration und Desintegration der EU. Mechanismen, Erklärungen und Folgen europäischer Desintegrationsprozesse

Tagung der Sektion Europasoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der Sektion Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft vom 04. bis zum 05. April 2019 an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, Oberbettringer Str. 200, 
73525 Schwäbisch Gmünd, HS 5.

Der Prozess der europäischen Einigung findet ungleichzeitig auf mehreren Ebenen statt. Ebenso vielfältig sind seine Auswirkungen. Sie betreffen sowohl das gesellschaftliche Gefüge als auch die Institutionen und Mechanismen der sozialen und politischen Konfliktbearbeitung und damit zentrale Gegenstände der Politikwissenschaft wie der Soziologie. Beide Wissenschaften haben in ihren Untersuchungen und Theorieentwürfen jedoch überwiegend Prozesse der Integration in den Vordergrund gestellt. 

Diese Schwerpunktsetzung erscheint gegenwärtig als nicht mehr angemessen. Die kooperative Sektionstagung möchte daher verstärkt Phänomene europäischer Desintegrationsprozesse in den Blick nehmen. 

Derer gibt es viele, von denen hier nur einige schlagwortartig genannt werden können: Entwicklungsunterschiede im europäischen Wirtschafts- und Sozialraum, Uneinigkeit über fiskal- und sozialpolitische Regeln oder die Krise des europäischen Asylsystems. Zugleich erschwert es der zunehmende Einfluss rechtspopulistischer und europaskeptischer Parteien sowie die nachlassende Akzeptanz der EU auf Seiten der Bürger/innen den Mitgliedstaaten, europäischen Kompromissen zuzustimmen. 

Andererseits gibt es Stimmen, die auch die jüngsten Krisen, vor allem die europäische Finanz- und Wirtschaftskrise als Katalysator für ›mehr Europa‹ lesen, weil neue Mechanismen und Institutionen der europäischen Integration geschaffen wurden. Mindestens ist also von einer Gleichzeitigkeit europäischer Desintegrations- und Integrationsphänomene auszugehen. 

Zudem sollte Desintegration nicht nur als Ergebnis sozialer, ökonomischer und politischer Krisen diskutiert werden, sondern auch als Möglichkeit, vorhandene Konstruktionsmängel der Europäischen Union zu minimieren. 

Wir laden daher insbesondere zu Beiträgen ein, die sich mit folgenden Fragen beschäftigen: 

  • Wieviel Desintegration ist in der europäischen Integration bereits von Beginn an angelegt? 
  • Wann, durch wen und aufgrund welcher Entwicklungen kommen Fragen der Desintegration auf die nationale und/oder europäische Agenda? 
  • Wann führt Desintegration zu einer Krise der europäischen Integration, wann zu einer Stärkung und Stabilisierung der EU? 
  • Was sind Mechanismen, was Erklärungen und was mögliche Folgen europäischer Desintegration? 
  • Welche Vorschläge "sanfter“ Desintegration (flexible Integration, Rückführung bestimmter Kompetenzen auf die Nationalstaaten und Regionen) gibt es? 
  • Wieviel Desintegration braucht europäische Integration und auf welcher Ebene? 
  • Welche Folgen hat Desintegration für das politische System der EU und für die europäisierten Regierungssysteme in den Mitgliedstaaten? 

Bitte reichen Sie Beitragsvorschläge (ca. 500 Wörter) bis zum 15. November 2018 bei Stefan Immerfall (stefan.immerfall(at)ph-gmuend.de) und Helmar Schöne (helmar.schoene(at)ph-gmuend.de) ein.