So alt bzw. jung die Bindestrich-Soziologie Professionssoziologie ist, so fortwährend wird in diesem Wissenschaftskontext die Professionalisierung der Sozialen Arbeit diskutiert. Dem steht der Bedeutungszuwachs und die Differenzierung der Sozialen Arbeit als ein konstitutives Element sozialer Sicherungssysteme zumindest in der Mehrheit der sogenannten entwickelten Gesellschaften gegenüber. Ebenso wird mit der Standardisierung der wissenschaftlichen Ausbildung und der damit einhergehenden weitreichenden Systematisierung der grundlegenden Wissensbestände auf eine – mittlerweile nahezu unhinterfragte – Professionalität der Sozialen Arbeit im (Aus-)Bildungssystem verwiesen. Dabei ist es sicherlich unzweifelhaft, dass es sich bei der Sozialen Arbeit um eine auf komplexen Wissensbeständen aufbauende Beruflichkeit handelt (,Können›) und diese Beruflichkeit zugleich eine umfassendere gesellschaftliche Anerkennung anstrebt (,Wollen‹). Der dritte Aspekt einer machttheoretischen professionssoziologischen Herangehensweise, das ,Dürfen› im Sinne der exklusiven Zuständigkeit eines bestimmten qualifikatorischen Profils, muss allerdings nach wie vor als diskussionswürdig bezeichnet werden.
Mit der angezeigten Frühjahrstagung der Sektion Professionssoziologie wird der Stand der Professionalisierung bzw. der Status Quo der professionstheoretischen, insbesondere professionssoziologischen Zugänge zu Professionalitäten in der Sozialen Arbeit in den Mittelpunkt gestellt. Dabei stehen vornehmlich folgende Fragen zur Debatte:
Welche Theorien, theoretischen Entwürfe und Modelle (professionstheoretische, insbesondere sozial-, erziehungs- oder sozialarbeitswissenschaftlicher Provenienz) tragen derzeit zur Analyse bzw. Erklärung des Status Quo der Professionalisierung bzw. Professionalität Sozialer Arbeit bei?
Welche – sozialpolitischen, institutionellen und organisationalen – Entwicklungen bzw. Rahmenbedingungen sind derzeit als Haupteinflüsse, Treiber oder Hemmnisse der Professionalisierung Sozialer Arbeit identifizierbar?
Wie lassen sich also die Professionalitäten – das berufsausübungsbezogene Handeln in verschiedenen Interaktionsordnungen – in den verschiedenen klassischen und neueren Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit auf Basis theoretischer und/oder empirischer Zugänge beschreiben?
Neben solchen eher grundlegenden Fragestellungen erwarten wir Beiträge u.a. zu folgenden Gegenständen, Handlungs- und Problemfeldern:
- Öffentliche, frei-gemeinnützige und frei-gewerbliche Träger: Institutionelle und organisationale Rahmungen professionellen Handelns
- Institutionenübergreifende Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe (insb. HzE, Kita und § 35a, SGB VIII in Bezug auf Leistungen nach den SGB V, II und III sowie IX in Verbindung mit XII) sowie Multiprofessionalitäten generell
- Fallführende Fachkräfte in Jugend- und Sozialämtern und Fachkräfte freier Träger, u.a. in den Handlungsfeldern der Hilfen zur Erziehung
- Professionelles Handeln und Zuständigkeiten (,professional claims‹) in nicht- klassischen Arbeitsfeldern (Job-Center, betriebliche Sozialarbeit, NGO etc.)
Es sind Vorträge im zeitlichen Umfang von 20 Minuten zzgl. 15 Minuten Diskussion vorgesehen. Die Tagung beginnt am Donnerstag, 29.2.24 um 15:00 und endet am Freitag, 1.3.2024 um 18:00 Uhr. Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten u.ä. werden noch bekanntgegeben.
Wir bitten interessierte Kolleg:innen, Beitragsvorschläge in Form des geplanten Titels des Vortrages sowie aussagekräftigen Angaben (max. 1 Seite) zur gegenständlichen Erläuterung (insb. zur theoretischen Grundlegung und ggf. zum empirischen Material) bis zum 14.12.2023 unter paula.heuer(at)hawk.de (Frau Paula Heuer, Mtgl. des Organisationsteams) einzureichen.