Aktuell

Distanzierung als Herausforderung für soziale Netzwerke

Deadline: 31. März 2021

Call for Abstracts für die Veranstaltung der Sektion Soziologische Netzwerkforschung auf dem gemeinsamen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) vom 21. bis 25. August 2021 an der Wirtschaftsuniversität Wien

Der gemeinsame DGS-ÖGS-Kongress thematisiert die Post-Corona-Gesellschaft und die Folgen der Pandemie. Als einer der wichtigsten Aspekte zur Bekämpfung der Pandemie werden das Social Distancing angesehen. Unterschiedliche Formen der Kontaktbeschränkungen und -vermeidung sollen die Ausbreitung des Virus eindämmen, haben aber massive soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen. Die Sektionssitzung rückt das Konzept der Distanzierung in den Fokus. Räumliche und soziale Distanzen stellen auf vielfältige Weise eine Herausforderung für soziale Netzwerke dar.

Räumliche Distanzen stellen oftmals eine Restriktion für relationale Verbindungen und Interaktionen zwischen Akteuren dar, können aber aufgrund technischer Möglichkeiten moderner Kommunikations- und Transportmittel überwunden werden. Hier leistet insbesondere die Digitalisierung der Gesellschaft einen Vorschub, die manche schon von der weltumspannenden Netzwerkgesellschaft träumen lässt. Aber gerade die Abstandsregelungen während der Corona-Pandemie haben deutlich aufgezeigt, dass persönliche Beziehungen zwar rein medial aufrechterhalten werden können, aber die sozialen Aspekte dieser Beziehungen nur unzureichend ersetzen können.

Soziale Distanzen scheinen dagegen den Kern sozialer Netzwerke zu berühren: Die Integrationsleistung von sozialen Netzwerken wird maßgeblich von sozialen Distanzen geschwächt. Die Folgen können vielfältiger Art sein. Beispielsweise entscheiden Akteure aufgrund von sozialen Faktoren, ob Handlungspartnern Vertrauen erwiesen wird und sich dadurch Netzwerkbeziehungen etablieren können. Soziale Distanzen erschweren diese Vertrauens- und Netzwerkbildung, wobei die Distanzen auf unterschiedlichen Statusgruppen, ethnischen Zugehörigkeiten, Lebensstilen und Lebensphasen basieren können. Diese sozialen Distanzen stehen dem Homophilie-Prinzip entgegen und sind durch soziale Normen geprägt.

Wie die Netzwerkforschung mit den räumlichen und sozialen Distanzen und Prozessen der Distanzierung und Netzwerkformation umgeht, das soll auf der Sektionssitzung sowohl in Theorie, als auch in empirischen Analysen thematisiert werden. Insbesondere sind wir an Beiträgen zu folgenden Fragen interessiert: Wie beeinflussen soziale und räumliche Distanzen soziale Netzwerke? Wie gehen Akteure in Bezug auf die Etablierung und vor allem Aufrechterhaltung sozialer Netzwerke mit Kontaktbeschränkungen um? Wie lassen sich Prozesse der Netzwerkformierung sowie auch der Netzwerkauflösung vor dem Hintergrund von Distanzen beschreiben und erklären?

Bitte senden Sie ein aussagekräftiges Vortragsabstract (max. 2.400 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis zum 31.03.2021 an die beiden Organisatoren:
Malte Doehne (doehne(at)soziologie.uzh.ch)
Sören Peter (soeren.petermann(at)rub.de)