Ziel dieser Sektionstagung soll es sein, sich am Beispiel von Frauen in den Sozialwissenschaften, ihren individuellen wie auch kollektiven Wissenschaftsbiographien aus der (vergessenen) sozialwissenschaftlichen Fachgeschichte, mit den genannten Problemstellungen zu beschäftigen. Es geht uns darum, Leistungen und Verdienste von Wissenschaftlerinnen (wieder) ans Licht zu bringen sowie die theoretische und empirische
Frage nach ihrer Relevanz und Aktualität zu stellen.
Mit der Sektionstagung möchten wir zur Inklusion und expliziten Integration von vernachlässigten und vergessenen Sozialwissenschaftlerinnen in die Soziologiegeschichte beitragen. Verbunden damit ist die Absicht, bisher aufgrund von sozialen Merkmalen benachteiligten Personen und Gruppen die fachliche Würdigung zuteil werden zu lassen, die ihnen gebührt, indem wir sie in den gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Diskurs integrieren, auf dass sie sich der Geschichte erneut unter veränderten Rahmenbedingungen, die es ebenfalls zu diskutieren gilt, stellen können und wir ihre Relevanz für die heutige Soziologie (neu) diskutieren können.
Eingeladen sind Beiträge, die ...
• ... der Frage nachgehen, wie Wissen in der Geschichte der Soziologie in einer langfristigen Perspektive verarbeitet wurde, d.h. nach welchen Selektionskriterien Erinnern und Vergessen in den Sozialwissenschaften gesteuert wurde bzw. wird, und welchen Kriterien diese Prozesse folgen.
• ... sich am Beispiel von Frauen soziologiegeschichtlich mit ein- und mehrdimensionalen Diskriminierungs- bzw. Marginalisierungsprozessen beschäftigen sowie die zugrundeliegenden Mechanismen analysieren. Dabei sollte ein analytischer Zugang zu der Frage, warum bestimmte Personengruppen diesen Prozessen
unterworfen wurden, welche Funktion das hatte und zu wessen Nutzen dies geschah, sichtbar werden.
• ... sich konstruktiv mit der Frage beschäftigen, welche (Rahmen-)Bedingungen und Verhaltensweisen gegeben sein müssten, um solche Diskriminierungen und Marginalisierungen zu verhindern, und inwiefern diskriminierungsfreie Mechanismen zur Gestaltung des Erinnerns und Vergessen überhaupt existieren können, bzw. wie diese aussehen könnten.
• Und, last not least, wollen wir historischen Frauen aus der Soziologie und aus benachbarten geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen bzw. innerhalb des intellektuellen Feldes einen soziologiehistorischen Raum bieten, der ihnen Gelegenheit bietet, sich ein weiteres Mal unter den veränderten Konkurrenzbedingungen des gegenwärtigen Diskurses einer sozialwissenschaftlichen Debatte zu stellen.
Wir freuen uns auf aussagekräftige Beitragsvorschläge (ca. 350 Wörter) in deutscher oder englischer Sprache bis zum 31.7.2022 mit kurzbiografischen Angaben an n.holzhauser(at)tu-braunschweig.de und barbara.gruning(at)unimib.it. Besonders möchten wir auch Nachwuchswissenschaftler:innen ermutigen, Beitragsvorschläge einzureichen.