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Von Wegen und Visionen – große und kleine Erzählungen einer ökologischen Zukunft - Call for Papers

Call for Papers zur Veranstaltung der DGS-Sektion Umweltsoziologie auf der 2. DGS-Regionalkongress / Abschlusskonferenz des DFG-Kollegs ›Postwachstumsgesellschaften‹, 23.-27. September 2019 in Jena, zum Thema:

Von Wegen und Visionen – große und kleine Erzählungen einer ökologischen Zukunft

Der ökologische Diskurs speist sich oft aus Warnungen vor drohenden Katastrophen und den Risiken einer zerstörten Natur. Frühe Beispiele dafür bieten Rachel Carsons ›Der stumme Frühling‹ oder auch der Report ›Die Grenzen des Wachstums‹ von Meadows et al. Neuere Debatten über ›planetare Grenzen‹ setzen dies fort. Auch die Begriffe Degrowth und Postwachstum reklamieren vor allem, dass Wachstum zu vermeiden ist. Allerdings ist in der Bewegung immer wieder umstritten, ob sich über die Kommunikation von Vermeidungsstrategien und Risikoszenarien Wege in die sozial-ökologische Zukunft eröffnen oder ob es nicht viel mehr positiver Motive und Visionen bedarf. Einerseits ist es in differenzierten Gesellschaften mit pluralen Lebensweisen eine große Herausforderung, gemeinsame Ziele zu formulieren und allgemeinverbindlich durchzusetzen. Andererseits lassen sich aus einem Common Sense darüber, dass die natürlichen Lebensgrundlagen nicht zerstört werden sollen, noch keine Ideen für zukünftige Entwicklungspfade und Handlungsstrategien ableiten.  

Die Frage nach der Verbindung von Ideen einer ökologischen Zukunft und möglichen Entwicklungspfaden steht im Zentrum dieser Session. Gesucht werden Analysen von ökotopischen Visionen und von Entwürfen alternativer Entwicklungspfade, die – mal manifest, oft latent – im ökologischen Diskurs wirksam sind. Dazu gehören:

  • Varianten des ›Zurück zur Natur‹,
  • Vorstellungen von einem ergrünten ›Weiter so‹
  • Skizzen von Lebensweisen, die – im Großen wie im Kleinen – nachhaltigere Alternativen anbieten,
  • visionäre und zugleich praktizierte oder praktikable Ideen vom guten Leben,
  • Konzepte der ökologischen Modernisierung oder eines Gesellschaftsvertrages für eine ›Große Transformation‹,
  • alltagspraktische Entscheidungen für Konsum-Alternativen, gemeinschaftliche Experimente oder kommunale Nachhaltigkeits-Projekte,
  • fiktionale Erzählungen, Mythen oder kulturindustrielle Produkte, die Ökotopien und Wege dorthin thematisieren.

 In der Veranstaltung wird es darum gehen, Zusammenhänge von Wegen und Visionen empirisch oder theoretisch zu analysieren und Fragen wie die Folgenden zu reflektieren: Bezogen auf welche Problemdiagnosen werden welche Wege zur Erreichung welcher Ziele vorgeschlagen? Welche Visionen werden entwickelt, welche Mittel und Strategien werden genannt und welche Akteursgruppen als relevant erachtet? Wie sind die Zukunftsbilder und konkreten Experimente soziologisch zu deuten? Wie wird der Zusammenhang von ökologischen und gesellschaftlichen Zuständen bzw. Entwicklungen dargestellt? Werden Wechselwirkungen thematisiert und ggf. unerwartete Nebenfolgen von Maßnahmen einkalkuliert? Inwiefern sind die ökotopischen Innovationen gesellschaftlich verallgemeinerungsfähig?

 Wir freuen uns auf Beitragsvorschläge, die wir bis zum 31. März 2019 in Form von Abstracts mit einem Umfang von bis zu 350 Wörtern erbitten an Melanie Jaeger-Erben (jaeger-erben(at)tu-berlin.de) und Stephan Lorenz (stephan.lorenz(at)uni-jena.de). Die Auswahl der Vorschläge erfolgt in einem anonymisierten peer review Prozess durch Mitglieder des Sektionsbeirats.