Tagungsarchiv

Sektionsveranstaltungen auf dem 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel

Plenum "Die technische Natur der Gesellschaft – interpretative und konstruktivistische Zugänge"

Organisatoren des Plenums

Uwe Schimank (Sprecher der Sektion Soziologische Theorie)
Johannes Weyer (Sprecher der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung)
Uwe Flick, Herbert Kalthoff (Sprecher der Sektion Methoden der Qualitativen Sozialforschung)

In der Soziologie ist die Frage, was das Wesen oder die Natur menschlicher Sozialität ausmacht, seit ihrer Gründungszeit ein intensiv und kontrovers diskutiertes Thema. Die ?Natur der Gesellschaft? (Georg Simmel, Soziologie, Frankfurt 1992, S. 728) galt den Klassikern als eine durch und durch soziale Figuration, die nur durch Soziales erklärt werden konnte. Seit einigen Jahren verschieben sich mit der technischen Optimierung und Perfektionierung des Menschen, dem Aufkommen humanoider Roboter sowie der schrittweisen Delegation von Entscheidungen an ?intelligente? technische Wesen die Grenzen zwischen Natur, Technik und Gesellschaft. Wurde zunächst die Natur immer technischer, so wird nur die Technik immer natürlicher, d.h. eingebettet, unsichtbar, menschenähnlich, bedienungsfreundlich, smart etc.

Welche Konsequenzen diese Prozesse für die Gesellschaft (und ihr Verhältnis zur Natur wie zur Technik) haben, wird Gegenstand des Plenums sein. Es soll sich aber auch mit der Frage befassen, welche Konsequenzen diese Entwicklungen für die Gesellschaftstheorie und geeignete methodische Zugänge haben. Können wir die Gesellschaft der Zukunft noch mit den Kategorien erfassen (und verstehen), mit denen wir die Gesellschaft der Vergangenheit interpretiert haben? Welche theoretischen, praktischen und methodologischen Herausforderungen ergeben sich aus der Grenzverschiebung von Natur, Technik und Gesellschaft?

Im Kern geht es um die Frage, was der Einfluss von Wissen und von technologischen Objekten für die herkömmliche menschliche Lebensform bedeutet. Für das Verständnis (post-)moderner Gesellschaften stellt die Konzeptualisierung der Rolle, die (technische) Dinge und Artefakte in der Welt des Sozialen übernehmen, eine wichtige Aufgabe dar. Es ist daher das Ziel des Plenums, die Ergebnisse verschiedener Ansätze zu diskutieren, die sich mit den skizzierten Fragestellungen sowohl empirisch als auch theoretisch auseinandergesetzt haben.

Abstracts von maximal einer Seite bitte bis zum 15. April 2006 an die Juroren:
Prof. Dr. Thomas Alkemeyer, Universität Oldenburg
Thomas.Alkemeyer(at)uni-oldenburg.de 

Prof. Dr. Werner Rammert, Technische Universität Berlin
werner.rammert(at)tu-berlin.de 


Moderne Gesellschaften im Spannungsfeld von Technisierung (des Menschen) und Naturalisierung (der Technik)

Die technische Zivilisation ist im Verlauf des 20. Jahrhundert immer mehr zur zweiten Natur des Menschen geworden, die unser Leben in einem min-destens so großem Maße bestimmt wie die natürliche Umwelt. Seit einigen Jahren verschieben sich jedoch mit der technischen Optimierung und Perfektionierung des Menschen, dem Aufkommen humanoider Roboter sowie der schrittweisen Delegation von Entscheidungen an "intelligente" technische Wesen die Grenzen zwischen Natur, Technik und Gesellschaft. Wurde zunächst die Natur immer technischer, so wird nur die Technik immer natürlicher, d.h. eingebettet, unsichtbar, menschenähnlich, bedienungs-freundlich, "smart" etc. Welche Konsequenzen diese Prozesse für die Ge-sellschaft (und ihr Verhältnis zur Natur wie zur Technik) haben, wird Ge-genstand der Sektionsveranstaltung sein.

Die Veranstaltung knüpft damit dezidiert an die Plenarveranstaltung "Die technische Natur der Gesellschaft" an und bietet die Gelegenheit, die dort begonnenen Diskussionen fortzusetzen. Sie soll sich u.a. mit der Frage befassen, welche Konsequenzen diese Entwicklungen für die Gesellschaftstheorie haben. Können wir die Gesellschaft der Zukunft noch mit den Kategorien erfassen (und verstehen), mit der wir die Gesellschaft der Vergangenheit interpretiert haben? Thematisiert werden sollen aber auch die praktischen Herausforderungen, die sich aus der Grenzverschiebung von Natur, Technik und Gesellschaft z.B. für die Technologiepolitik, die Wissenschaftsethik und andere Handlungsfelder ergeben.

Abstracts von maximal einer Seite bitte bis zum 15. April 2006 an:

Johannes Weyer, Universität Dortmund
johannes.weyer(at)uni-dortmund.de